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22.09.99 --
Volker Greulich
Re: Die Zauberflöte
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Nachmittags.Vier kleine Hunde halten Mittagsschläfchen.Irgendwo im
Wohnzimer auf was Gepolsterten augestreckt.Frauchen und Herrchen ruhen
sich aus und gucken zerstreut Quizz bei Sat1, einer Fernsehsendung,
zu.
Der blondgelockte Magistertyp,selbstverständlich mit randloser
Brille,fragt die Quizz-Kandidaten: Wieviel Löcher hat eine C-Blockflöte?
-Neun! rufe ich aus meinem Sofasitz.
Der Kanditat im Fernsehen rät: Sieben!
-Das war leider falsch. Acht! Wäre richtig gewesen,sagte der bebrillte
Lockenkopf und knippst dem Kanditaten sein letztes Lämpchen aus.
-Der Kerl hat doch keine Ahnung-,wende ich mich entrüstet an meine holde
Gattin, in der festen Überzeugung,dass sie mir mit meinen neun Löchern
recht gäbe.
Aber was tut die Holde? Sie sagt nur trocken:
-Es sind aber nur acht Löcher!
-Wie? Was? -Meine Dame,waren Sie oder ich in ihrer zarten Jugend ein
begabter C-Flötist? Auf meiner Flöte waren neun Löcher.Acht vorn für die
Finger und eins hinten für den Daumen!
Statt nun dieser logischen Erklärung beizupflichten ,erhebt sie sich und
geht zu ihrem Notenschrank (Sie spielt Klavier-Wieviele Tasten hat
eigentlich ein Klavier?)und hat plötzlich meine alte Hopf-C-Blockflöte
in der Hand.
-Da, sagt sie dann,sieh selbst nach.Es sind nur acht Löcher!
Zögerlich,die Niederlage ahnend ,nehme ich das Instrument
entgegen,plaziere meine Finger und den Daumen instinktiv,wie in der
Jugend gelernt auf die Löcher der Flöte und sieh da,mein kleiner Finger
der linken Hand steht vornehm ab und wird zum Abspielen der C-Dur
Tonleiter,die ich jetzt quietschend blase, garnicht benötigt.
Meine Niederlage ist eine Tatsache,betrübt setze ich das Dudelding ab
und stosse eine tiefen Seufzer aus.
Da endlich bemerke ich,dass Odie,Emmy,Tommy und auch Chippi,unser
Hundegast,sich von ihren Ruheplätzen erhoben hatten und sich vor mir um
das Sofa scharen.
Was wollen die denn ?-mich trösten?-mich auslachen?
Um diese für mich so peinliche Lage zu überbrücken,nehme ich die Flöte
wieder an den Mund und blase,so gut es eben geht 'Fuchs, du hast die
Gans gestohlen'...
Die versammelte Hundeschar zeigt plötzlich Bewegung.Sie rücken noch
näher an mich heran und fangen an mit den Schwänzen zu wedeln,respektive
zu wackeln.Tommy legt seinen Kopf schief,mal auf die linke Seite,mal auf
die rechte Seite.
Mal sehen,was das bedeuten soll.Jetzt blase ich:' Hört ihr Herren und
lasst Euch sagen'
Emmy springt nun auf das Sofa und setzt sich ganz dicht neben mich,auf
Tuchfühlung sozusagen und himmelt mich an, leckt mich am Ohr.
Eine Bitte? Ein Zeichen?-doch endlich mit dem Gequietsche aufzuhören?
Ich war jetzt etwas verwirrt und nur so aus Verlegenheit und um mich bei
meinen französichen Vierbeinern lieb Kind zu machen ,intoniere ich die
'Marseillaise''.Dieses allen wohlbekannte Stück hat aber nach ein paar
Takten irgendwo Halbtöne von Nöten,sei es ein Fis oder b ,jedenfalls ich
suchte nun fortwährend blasend diesen notwendigen Ton herzustellen,-als
Emmy endlich von meinem Ohr abliess,ihr Maul aufmachte und -sang.
Auch sie suchte scheinbar nach dem Ton,den ich vergeblich suchte.Der
Musikfreund und Kenner nennt diese Art der Tonsuche 'Glissando '.Emmy
durchmass dieser Art die Tonleiter,mal von oben-mal von unten.
Emmys Stimme war bisher klar als Mezzosopran zu erkennen,auf einmal
aber wird ihr Gesang zweistimmig und sie bringt Laute hervor,die etwa in
Terzabstand aus ihrem Hals aufsteigen.
Vollkommen begeistert und gerührt ,stell ich nun meinerseits das Getute
ein,um diesen wundersamen Gesang zu geniessen.
Sofort hört Emmy mit ihrer Darbietung auf und leckt nun mein Finger,die
immer noch auf der Flöte verharrten,ja sie leckt sogar die Flöte selbst.
Will sie mir sagen,dass ich sie noch ein wenig mit der Flöte begleiten
soll? Also diesmal versuchte ich es mit freisten Improvisationen.Emmy
betrachtete mich dabei sehr,sehr kritisch,aber stumm.
Jetzt nach einem pfeienden Heulton,ein saubrer Triller und Emmy sang
wieder noch schöner als zuvor....
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