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Siegen/NRW, 7.8.01
Vor einem Jahr wurde die Landeshundeverordnung NRW verabschiedet. Seitdem unterliegt die Haltung von Hunderassen einem ordnungsbehördlichen Genehmigungsverfahren.
Bei Verstößen können die Behörden die betroffenen Tiere sicherstellen, oder sogar einschläfern lassen. In unserer Region existiert ein Rahmenabkommen zwischen dem Tierschutzverein und den Ordnungsbehörden bezüglich einer Unterbringung der sichergestellten Tiere im Tierheim Siegen.
Der Geschäftsführer des Tierschutzvereins Jürgen Foß erläutert die Situation folgendermaßen: "Über die schwerwiegenden Nachteile dieser Verordnung haben wir bereits mehrmals unseren Unmut zum Ausdruck gebracht: Sie wurde überstürzt erlassen, ist alles andere als sinnvoll und wissenschaftlich nicht untermauert.
Die kommunalen Behörden wurden im Juli 2000 überraschend vor die Aufgabe gestellt, Hunde sicherzustellen und anderweitig unterzubringen." Jürgen Foß weiter: "Der Tierschutzverein arbeitete vom ersten Tag an eng mit den Behörden zusammen, um eine tierschutzgerechte Vorgehensweise bei der unumgänglichen Umsetzung der LHV zu gewährleisten.
Die sichergestellten Tiere werden in unserem Tierheim artgerecht untergebracht; eine Tötung von friedlichen Tieren aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist hierbei völlig indiskutabel, zumal es die Halter sind, die den Anforderungen nicht entsprechen und nicht die Tiere. Damit konnten wir vielen friedfertigen Tieren das Leben retten."
Im ersten Jahr nach Inkrafttreten der LHV wurden im Tierheim Siegen 54 der sogenannten Anlagehunde aufgenommen, dabei handelte es sich bei fast der Hälfte der Tiere um ordnungsbehördliche Sicherstellungen. Dies ist verglichen mit den mittlerweile im Tierheim Siegen aufgenommenen 1800 Tieren pro Jahr eine vergleichbar kleine Zahl. "Das große Problem für uns ist weniger die Anzahl, sondern die sehr lange Aufenthaltsdauer dieser Hunde im Tierheim", so der Geschäftsführer des Tierschutzvereins weiter. "Die Vermittlung der großen Hunde, insbesondere der Anlagehunde, läuft immer noch sehr schleppend. Die Kosten zu Unterbringung eines Hundes im Tierheim belaufen sich auf rund 10 000 Mark pro Jahr. Mit etwas Kopfrechnen wird unser derzeitiges Problem sehr schnell offensichtlich."
Der Tierschutzverein ergreift Maßnahmen zur Kostenreduzierung und möchte die Vermittlungschancen der Hunde verbessern. So werden die meisten Hunde in Gruppen gehalten, um zum einen den wichtigen Kontakt zu Artgenossen zu ermöglichen und zum anderen die Kosten zu senken. Ferner wird seit neuestem eine eigene Hundeschule betrieben, um den zu betreuenden Schützlingen bereits vor der Vermittlung wichtige Grunderziehung zukommen zu lassen. Ab Spätsommer soll auch ein Wesenstest im Tierheim angeboten werden. Jürgen Foß meint dazu: "Unsere Hundeschule ist ein wichtiger Aspekt zur Verminderung der Aufenthaltsdauer der Tierheim-Hunde. Hier lernen wir die Hunde ganz genau kennen und bereiten sie auf ein sorgenfreies Leben nach dem Tierheim vor. Auch die Durchführung des Wesenstestes ist wichtig, um das öffentliche Vertrauen zum Tierheimhund zu steigern. Für ehemalige Tierheimschützlinge oder andere Außenstehende werden ebenso Hundekurse, vom Welpenspiel bis hin zum Agility, angeboten". Das veraltete Bild vom ïverängstigtem Tierheimhundï stimme schon lange nicht mehr. "Bei uns werden ausschließlich friedliche Hunde zur Vermittlung freigegeben."
Ein Beispiel: Derzeit beherbergt das Tierheim Siegen 10 Staffordshire Terrier - für Außenstehende der Inbegriff eines Kampfhundes. Gerade diese Rasse ist aber besonders lernfähig, agil und seinem Herrchen treu ergeben. Es ist ein Hund mit den gleichen Bedürfnissen an Bewegung, Zuneigung und Beschäftigung wie andere Rassen auch.
Der Tierschutzverein veranstaltet am 18. und 19. August ein großes Sommerfest. Da gibt auch erstmals der Zirkus Liberta, der wohl kleinste und amüsanteste Zirkus, Vorstellungen mit Haustieren im Siegener Tierheim. "Wir möchten die Besucher auf die vergessenen Tiere im Tierheim aufmerksam machen. Neben Attraktionen wie dem tiergerechten Zirkus, Didgeridoo, Tombola und Wahl des schönsten Tierheimhundes sollen unsere Besucher bei Essen und Trinken unsere Hunde erleben dürfen, wie sie wirklich sind. Dabei leisten wir ausführliche Aufklärungsarbeit", so der Geschäftsführer des Tierschutzvereins.
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