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02.07.01 -- jochen

RE: Verrückte Bayern, Rottweiler Kampfhunde? Sehr lang














Dazu noch ein Auszug aus einem Artikel, der unter

http://www.hundezeitung.de/top/top04.html

zu finden ist:

Seit der Deutsche Städtetag seine Hunde-Beissstatistik aufstellt(Schrift „Der Stadthund. Anzahl. Steuern. Gefährlichkeit", 1997),prangt der Deutsche Schäferhund stets an erster Stelle der Rassehunde. Kein Wunder, denn er ist mit Abstand der populärste Hund in Deutschland. In einer Fussnote dazu:„Vermutlich ist hier ausschliesslich der Deutsche Schäferhund gemeint. Nicht auszuschliessen ist, dass auch belgische Schäferhundrassen erfasst wurden." Und andere? Städtetag-Fussnote: „Da die Städte Pitbulls separat genannt hatten, wurde darauf verzichtet, diese den Mischlingen zuzurechnen." Die Zahlen sind schon deshalb mit äusserster Vorsicht zu geniessen, weil die Rassen nicht von Fachleuten genannt werden konnten, sondern von Beamten ohne Kenntnis aufgelistet wurden, nachdem die Angaben der befragten 249 Stadtverwaltungen eingingen. Der Vergleich der Beissstatistik (gemeldete Vorfälle, in 93 Städten erfasst) zum tatsächlichen Bestand ist schon interessanter. Ich nahm die Welpen-Registrierung 1966 des VDH als Grundlage an. Der
Rassenbestand in Deutschland dürfte in Relation zu anderen
Verbänden derselbe sein. Man darf also getrost hochrechnen. Es geht um die Verhältnismässigkeit, wer denn tatsächlich der meistgenannte Beisser im Land ist. Danach sind unter allen Rassehunden, die nach dem VDH schätzungsweise 60 Prozent aller 4,8 Millionen Hunde in Deutschland ausmachen (40 Prozent sind Mischlinge) gut ein Viertel (26,14 Prozent) allein Deutsche Schäferhunde. Nur knapp drei Prozent jedoch Rottweiler. Und verschwindende 1,15 Prozent für Dobermänner. Alle VDH-anerkannten Bullterrier-Varianten zusammen ergeben 1,5 Prozent des 96er Welpenbestandes. Nur 0,4 Prozent als
„gefährlich" eingestuften Molosser (Mastini, Bullmastiff,
Bordeauxdoggen etc., aber ohne Deutsche Dogge und Boxer).

Die Erhebung des Deutschen Städtetags von 1991-1995 weist
folgende Beissrangliste auf (insgesamt 7.216 Vorfälle):
Mischlinge (inklusive Schäferhund-Mischlinge mit 159) mit 2.376 Fällen, Deutsche Schäferhunde (möglicherweise mit belgischen)mit 1.956, Rottweiler mit 542, Pitbull mit 320, Dobermänner mit 223, Bullterrier mit 169 und „Staffordshire"-Bullterrier(wahrscheinlich meist der amerikanische) mit 169, Dackel und „Terrier" mit je 160, Deutschen Doggen mit 119, Boxer mit 96,„Collie" mit 73, Riesenschnauzer (manche Städte differenzierten nicht zwischen Riesen-, Mittel- und Zwergschnauzer) wie Pudel
(auch hier keine Grössenunterschiede) und „Husky" mit je 65.
Cocker-Spaniel mit 56 und „Schnauzer" wie Hovawart mit je 46
folgen. Der rare Mastino Napoletano (bei den Kommunen als
„gefährlich" geführt) ist mit 21 Fällen so selten vertreten wie derKleine Münsterländer und der Spitz. Häufiger bissen nach diesen Angaben jedoch die als „lieb" propagierten Retriever: Labradorund Golden zusammen 53 mal.

Der in der Gefahrenhundeverordnung aufgeführte Rhodesian
Ridgebacks beisst demnach so viel zu wie Pekingesen (beide
achtmal), aber ein Fünftel weniger als Irish Setter. Tabelle 7 der Schrift weist gar etliche Klein- und Kleinsthunde auf. Auf die Frage 6: „Welche Hunderassen gaben aufgrund ihrer
Gefährlichkeit Anlaß zu ordnungs-behördlichem Einschreiten?"
zählten 79 Städte-Beamte auch Peking Palasthund, Westi,
Pinscher, Beagle und Basset dazu. Es darf gefährlich gelacht
werden.

Entscheidend ist jedoch die Möglichkeit, von einer bestimmten Rasse gebissen zu werden, wenn man nun die absoluten Vorfälle in Relation zum Bestand setzt.

So ist die Rangliste der Beisser eine völlig andere: Ich nehme nach aller Erfahrung mal an, dass der Pitbull maximal die Hälfte des gesamten Staffordshire-Bullterrier-Bestandes ausmacht, also etwa 0,3 Prozent des gesamten Rassehunde-Bestandes. Im Vergleich zu seinem Vorkommen ist danach der Pitbull als Vierter der absoluten Beissrangliste (4,4 Prozent) der 15-fach gefahren-relevanteste Beisser.

Die Bullterrier-Varianten (mit American und English Staffordshire sowie Bullterrier - der Miniatur Bully kommt in der Beissstatistik nicht vor), fallen mit 4,7 Prozent an Vorfällen ebenso unangenehm auf, wenn man den Bestand zum Vergleich (1,4 Prozent) heranzieht. Sie beissen also mehr als dreimal so oft zu wie ihr Bestand ausmacht. Nicht viel weniger die Rottweiler und Dobermänner, die ihren Bestand beim Beissen ebenfalls fast um das Dreifache übertreffen. Die Deutsche Doggen halten beim Beissen ihren Anteil von 1,7 Prozent im Vergleich zu 1,6 Prozent des VDH-Welpenbestandes in der Waage. Golden und Labrador Retriever unterschreiten ihren Beissanteil deutlich: 0,7 Prozent beissen in der Statistik, halten aber zusammen 2,1 Prozent des Bestandes. Noch unauffälliger bleiben Teckel, die nur zu 2,2 Prozent an der Beissstatistik beteiligt sind, aber einen Bestand von über zehn Prozent aufweisen. Der in der Gefahrenhundeverordnung aufgelistete Mastino Napoletano fiel
laut Städtetag-Statistik 21-mal auf, macht 0,3 Prozent an Vorfällen. Sein Bestandsanteil laut VDH: etwa 0,06 Prozent. Aber hier wird die Relation zur Tat vergleichsweise bedeutungslos. Andere Molosser sind in der Beissstatistik nicht auffällig geworden. Der „Gefahrhund" Rhodesian Ridgeback drittelt seinen Bestandsanteil von 0,35 Prozent beim Beissen mit 0,11 Prozent.Da fällt der mit über einem Viertel am Gesamtbestand auftretende Deutsche Schäferhund nicht unangenehm auf, der beim Beissen mit 27,1 Prozent in seinen Bestands-Verhältnissen bleibt; selbst mit den Schäferhund-Mischlingen bei 29,3 Prozent.

Nach den von den teilnehmenden Städten erfassten Vorfällen
kommen - in Relation zu ihrer tatsächlichen Population
(geschätzt aus der VDH-Welpenstatistik plus einem geringen
Aufschlag an nicht VDH-registrierten Hunden) - die meisten
Beissunfälle bei Pitbulls vor. (Der Pitbull wird von VDH nicht registriert. Ich schätze die Gesamtzahl der Pitbulls in Deutschland aber nicht höher ein als die der American
Staffordshire Bullterrier.) Es folgen mit Abstand - dort auf fast gleicher Stufe - alle anderen Bullterrier-Varietäten, dann schon die Rottweiler (dessen Bestand als eine der wenigen populären Rassen stetig wächst) und Dobermänner. Also exakt das Bild, das sich die Öffentlichkeit vom gefährlich erscheinenden Hundetyp macht. Nur die „gefahren-hundeverordneten" Molosser tauchen - bis auf den Mastino Napoletano - gar nicht als Beisser auf. Und der eben erwähnte auch nur in vernachlässigbarer Zahl.
Thema: Verrückte Bayern, Rottweiler Kampfhunde?


 
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