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12.06.01 -- Sören

RE: Sterben die Art Hundeschulen nie aus ?? an Bianca














Hallo Bianca,

freut mich das Du amüsiert bist. Ich jedoch komme nun irgendwie nicht mehr mit. Wo habe ich denn etwas von einem 8 Wochen alten Welpen geschrieben?? Mit meinem Absatz über das Schuhe zerkauen, etc. meinte ich Ersatzhandlungen eines nicht ausgelasteten, triebstarken Hundes... egal wie alt... meistens tritt es aber bei Hunden auf die deutlich älter als 8 Wochen sind. Ich rede auch nicht von einer Auslastung ausschließlich im SchH-Sport. Wenn Du ernsthaft THS oder Agility betreiben willst, brauchst Du ebenfalls Hunde, die über einen sehr hohen Trieb, eine hohe Motivation und somit ein hohes Potential verfügen. Dieser Trieb (= Motivation = Temperament, nenne es wie Du willst) wird nicht gebremst oder heruntergearbeitet, er wird teilweise sogar gefördert und in geeignete Bahnen gelenkt... je schneller desto besser. Quasi Motivation "am Rande des Kontrollierbaren".

Und natürlich ist ein Hund der ausgeglichen und ruhig im Alltag ist in der Regel auch ausgelastet. Ich unterscheide hier aber. Mein Hund ist im Alltag, auf dem Spaziergang, im Umgang mit anderen Menschen und Hunden ruhig, souverän und ausgeglichen. Aber auf dem Platz wirst Du ihn nicht wiedererkennen, da gibt er 100% von seinen Energien, arbeitet sehr schnell, reagiert sehr gut und arbeitet mit einer sehr hohen Motivation, an der Grenze des Regelbaren. Es ist also immer eine Gradwanderung, mache ich zu viel Trieb, kann es passieren das er während der Arbeit schlecht zu kontrollieren ist, sehr massiv die Beute fordert und auch mal aus Übersprungshandlung in die Jacke beißt oder mal die Hand erwischt, weil der das Spielzeug darin unbedingt haben will. Ich toleriere das, weil
1. Passiert das nur während der Arbeit, zu Hause ist der Hund um 180 Grad gedreht und der Beste im alltäglichen Umgang
und
2. Brauche ich diesen Trieb, weil ich das Potential brauche um mit ihm auf hoher Ebene zu arbeiten.

Und wenn er dann mal meine Hand erwischt oder mit ein Loch in die Jacke reißt, dann habe ich eben geschlafen und den Hund zu sehr hochgedreht... aber dann war es mein Fehler, dann habe ich die Motivation zu hoch werden lassen.

Was ich mit "heruntergearbeitet" meine, ist das in "normalen" Hundeschulen jegliches Aufkommen von Temperament im Keim erstickt wird. Zerrspiele??? Niemals, könnte die Autorität untergraben. Auch noch Knurren dabei??? Um Himmels willen... Am Hundeführer hochspringen?? Ist Ungehorsam, muß man Ruhe reinbringen, Quirligkeit und Ausbrüche von Temperament unterbinden. Möglichst nicht mit Beutemotivation arbeiten, dreht den Hund zu sehr hoch. Mit Futter läßt sich das leichter machen. Und wehe der Hund fordert mal ein Spiel, beißt mal in die Jacke oder läßt sich schlecht kontrollieren, dann folgt Halti, Schnauzengriff und Alphawurf. Man will den lieben, leichtführigen Hund, der niemals irgendeinen Ausbruch von Temperament zeigt und einfach so problemlos folgt. Mit anderen Worten: Der ideale Familien- und Alltagshund. Ist ja auch nichts Schlimmes dran, wenn jemand mit einem Temperamentbündel nicht umgehen kann, ist es auch legitim den Hund zu bremsen.

Jedoch wird ein Hund, der von Anfang an diese Prägung mitgemacht hat, im Sport nur noch bedingt zu führen sein. Die "Spritzigkeit" ist einfach raus. Der Hund ist gesetzter und kommt nur noch sehr schwer aus sich heraus. Ein Großteil seines Temperaments wird ihm dadurch genommen.

Eine Prägung als Sporthund sieht anders aus. Der Hund wird zwar auch gebremst, jedoch immer in einer Erwartungshaltung. Ruhig sitzen?? Kein Problem, aber immer als eine Art "Bannphase" vor einem "Beuteobjekt", jederzeit auf dem Sprung. Platzübung ebenfalls immer aufmerksam und immer gespannt. Temperament wird nicht gebremst, es wird umgeleitet in Spiel, Beute und Ersatzhandlungen wie Bewegung oder eingeübte "Rituale". Niemals Temperament bremsen, das Potential erhalten und in geeignete Bahnen lenken. Und dem Hund klare Wege zeigen sich auf eine Umweltverträgliche und effektive Art und Weise abzureagieren.

Was Dein Beispiel vom kläffenden Sporthund angeht: Ich kenne auch kläffende Familienhunde, die niemals einen Hundeplatz von dichten gesehen haben. Aber wir reden doch hier von richtiger Ausbildung, also so wie sie sein soll, oder?? Wenn wir von falscher Ausbildung reden können wir wohl noch weitere 100 Beiträge dazu verfassen.

Viele Grüße

Sören
Thema: Sterben die Art Hundeschulen nie aus ??


 
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