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06.08.97 -- Reinhold_Wurster

Bei -10 Grad im Gebirgsbach














Hallo Kurt !

Mach Dir mal keine Sorgen, wenn Dein Hund auch im Winter ins Wasser geht. Solange es ihm Spaß macht, solltest Du ihm das nicht verbieten.

Wir hatten vor einigen Jahren einen Irish-Setter-Rüden, der einen Vogeltick hatte: Er verfolgte grundsätzlich jeden wegfliegenden Vogel. Dieser Setter-Rüde kam mit 3 Jahren aus dem Tierheim zu uns und es gelang uns nicht, ihm diesen Vogeltick auszutreiben.

Im Winterurlaub während einer Skiwanderung im Gebirge bei ca. -10 Grad Kälte und tiefem Pulverschnee, meinte unser Arko er müsse auch hier wieder einen wegfliegenden Vogel verfolgen. Weil er im tiefen Schnee nur sehr mühsam und langsam vorwärtskam, zog er es kurzerhand vor, im nahegelegenen Gebirgsbach zu rennen. Das Wasser war nur knietief , aber eiskalt und Arko kam prächtig voran. Nur der Vogel war schneller. Nach 200m Verfolgungsjagd gab unser Hund auf und kam wiederum durchs Bachbett zurückgerannt. Er war vom schnellen Rennen im Wasser klatschnaß und zwar von den Schlappohren bis zu den Pfoten. An seinem Fell bildeten sich schon überall Eisklümpchen !

Nach dem Verlassen des Bachbetts rannte er durch den tiefen, lockeren Pulverschnee zu uns herauf und als er schließlich wieder neben uns stand, sah unser ehemals mahagoni- brauner Setter aus wie der Eismann persönlich !

Wir machten uns große Sorgen um ihn, denn die nächste Berghütte war noch zwei Stunden von uns entfernt.

Wir leben nicht im Gebirge und wir halten unsere Hunde als Familienmitglieder das ganze Jahr über Tag und Nacht im Wohnzimmer. Arkos Fell war also kein ausgesprochenes Winterfell und die Unterwolle entsprechend schwach ausgebildet. Der Rüde war überhaupt kein Wasser-Fan und war sehr selten im Wasser. Schwimmen mochte er gar nicht.

Die Situation war für den Hund außerordentlich ungewöhnlich. Und für uns auch !

Abtrocknen mit einem Handtuch war nicht möglich, denn Wasser und Pulverschnee waren zusammen mit den Hundehaaren bei der winterlichen Kälte sofort zu einer unzertrennlichen Hülle gefroren.

Es blieb uns keine andere Hoffnung als einfach auf den Bewegungsdrang und die Ausdauer unseres Setterrüden zu vertrauen und wir machten uns schleunigst auf den Weg zu unserer angemieteten Berghütte. Arko blieb die ganze Zeit über pausenlos in flotter Bewegung. Das kalte Kneipp-Bad hatte ihn richtig stimuliert, er rannte deutlich schneller als vorher durch den Schnee und wir hatten nie - aber auch wirklich nie - den Eindruck, dass dem Hund kalt war ! Immerhin hatte er ja einige Kilogramm Eis mit sich herumzuschleppen.

In der Hütte angelangt, wurde unser Eismann in der Kinderbadewanne sitzend neben dem Kachelofen schonend abgetaut bis wieder seine natürliche braune Fellfarbe zum Vorschein kam. Dann wurde er trocken gerubbelt und bekam eine Extraportion warmes Futter. Er schlief die ganze Nacht neben dem Kachelofen glücklich und zufrieden wie ein Murmeltier.

Alle unsere Sorgen waren unnötig, der Hund blieb gesund ! Sein Kneipp-Bad im Eiswasser und seine anschließenden Bewegungsübungen an der Winterluft bei minus zehn Grad blieben ohne jede Folgen für ihn.

Sicherlich kam dem Hund zugute, daß nach dem Bad sein Fell infolge der großen Kälte und dem tiefen Pulverschnee sehr schnell trocken war. Trockenens Eis erzeugt nämlich wesentlich weniger Verdunstungskälte am Körper als Wasser. Und so war wohl sein Eispanzer weniger gefährlich als ein nasses Fell.

Reinhold Wurster
Thema: Einladung zum Schwimmen


 
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