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21.12.00 -- Alice

trauriges Weihnachtsmärchen - animal farm für Hunde














Ein langes Wein-Nachts-Märchen.
Zynische Illusion der Redaktionshunde Anima Satchmo Howdy
Hunde ohne Menschen. Ein glückliches Leben nur auf dem Lande. Buddeln ohne
Ende, aber nicht nach Geld. Nur aus Lust, Erde riechen statt Aral und Shell
und Bohnerwachs. Hunde ziehen aus und um: in absolut sichere Gehege zum
Schutz vor Menschen, die vor Tierliebe sabbern oder Hunde einfach nur kaufen
oder besitzen oder als Waffe missbrauchen wollen. Tierärzte, Tierheimleiter
und Sachverständige, die Hunde widerrechtlich töten liessen, werden an
Hundefutterhersteller verschickt. Als Lagerpersonal auf Lebenszeit.
Tierheime konnten bald aufgelöst und von der Treuhund abgewickelt werden,
weil die Hunde ins Eigenheim im Free Doggy Valley umzogen.

So genannte Kampfmenschen (mit und ohne Anführungszeichen, aber meist
Sachverständige des Verhindertenverbandes der demi-kratischen
Hunderassenunwesens) müssen sich einem Wesenstest unterwerfen. Rasseverbände
sind nicht mehr notwendig für das freie Leben von Hunden. Wer sich nicht bei
den Hundeordnungsämtern meldet, wird mit Stachelhalsband und Maulkorb in ein
Menschenentsorgungsheim abgeführt.

Hundehalter der besseren Sorte dürfen einen Hundehalter-Führerschein
ablegen, aber nur zeitlich befristet. Bei einmaliger Zuwiderhandlung wird
der Berechtigungsausweis für Hundehaltung eingezogen. Strafmass:
Lebenslanges Hundehaltungsverbot mit Schüsselputzen bei ihren missbrauchten
Zöglingen, aber unter laufender Kontrolle von Herdenschutzhunden und
Molossern als Wärter.

Am Härtesten trifft es Rassehunde-Verbandsfunktionäre, Züchter und die
Futtermittelindustrie: Die ersten kann kein Schwein mehr gebrauchen, sie
produzierten eh nur Mist, wenn sie überhaupt für Hunde tätig waren. Die
anderen, die an ihnen verdienten, müssen sich unentgeltlich - wie früher
Tierheimmitarbeiter - als Hundelagerplatzwarte betätigen. Ausnahmeregelungen
für die durch ein neutrales Hundegremium geprüften 25 verantwortungsvollen
und fürsorglichen Züchter stellen die verkauften Hunde aus, nach Rücksprache
mit den ehemaligen Käufern.

Warum sollen die Hersteller kein Fleisch von Massenzüchtern und anderen
Tierquälern wie Hundekampf-Veranstalter und -Teilnehmer oder Spontankäufer
und Allergie-und-noch-verlogeneren-Ausreden-ins-Tierheim-Abschiebern
verwenden? Hundehasserfleisch für die Hunde? Igitt! Um Hundes Willen, dieses
Gift kann man doch Hunden nicht anbieten! So versifft mit Tabletten und
Alkohol und Nikotin und Drogen. Da würden ja Amtstierärzte als
Fleischbeschauer violett anlaufen und glatt den Stempel verweigern! Eher
werden die Hunde wieder wie früher Fast-alles-Fresser. Befreundete Schweine
planen, Biofood für alle anzubauen. Nackte Batteriehühner sorgen für ein
paar Korn.

Zwei Sozialfälle waren nicht sofort zu therapieren: Ein verwöhnter
Rehpinscher brauchte wöchentlich seinen aus Japan eingeflogenen Luxusbarsch,
einen Koi im Wert eines oberen Mittelklassewagens. Und ein Bernhardiner mit
vermutlich 90 Kilo und dem Schädel einer Bodensee-Apfelkiste, der brauchte
als früherer Abstinenzler täglich seine Flasche unverschnittenen
Jamaika-Rum. Er wollte, nachdem er immer in Berner Kaufhäusern diese
dämliche Reklame für Nestlé laufen musste, endlich mal das Zeug saufen, das
man ihm immer in einem Fass mit Holzimitat umhängte.

Aber nach der Übernachtung in einer Niedrigst-IQ-TV-Serie in einem
Neon-Wohn-Container mit wahnsinnig gutdraufseienden Menschen, die so
quasselten wie der Fusel in seinem Fass, da beschloss er, Alki zu werden.

Zwei Bordeaux-DoggInnen, früher liefen sie mit ihren Edel-Dominas auf der
Reeperbahn als BodyguardInnen, versuchen - zu VeganerInnen konvertiert - nun
ihr Bestes mit jenem Barry. Mit dem Fassungsvermögen ihrer flusspferdgrossen
Mäuler konnten sie ihn sauberlecken. Allein sein Name kotzte ihn immer an.
Der Koloss von Bern wurde in eine abgelegene Ecke gesteckt, damit er den
Welpen nicht als schlechtes Beispiel über den Weg torkelt. Die zwei
Hündinnen gossen sich dann nach der Versorgung des Trunkenbolds selber je
ein Glas von jenem roten Zeug ein, von dem sie schliesslich ihren Namen
bezogen.

Hundesteuern werden nicht mehr erhoben, aber Steuern in Höhe der früheren
Kampfhundesteuern für Züchter und Halter, die Hunde produzierten und ver-
und kauften, die letzteren die Ware aber ins Tierheim abschoben. Diese
Steuern kommen nur Tierheimen zugute, die solche Hunde nicht verrieten.

Die Hundefutterhersteller müssen astreines Fressen produzieren und kostenlos
zur Verfügung stellen, sie hatten vorher zu viel an der Zucht verdient.
Vittel und Evian stellen Wasserzelte zur Verfügung. Ausschliesslich mit
süssen kleinen English Bulldogs als Bedienung. Die können zwei Schüsseln
gleichzeitig in ihrem Breitmaul halten. Entertainer ist eine Bordeaux-Dogge,
die genau jene Grimassen nachäfft, die Schutzhunde- oder
Ausstellungs-Richter machten, wenn sie Hunde beurteilten und dies den
enttäuschten Halter mitteilen mussten. Der Perma-Brüller!

Daneben können sich die freien Hunde in Selbstverwaltung auch Schafe und
Hühner und Pferde und Esel und Schweine und Ziegen halten, aber nur als
Beschäftigungs-Partner.

Ausnahmegenehmigung für einen Kurden-Kangal: Als ehemaliger Tierasylant darf
er einen Imbiss-Stand führen, der biologisch einwandfreies
Human-Klöten-Chappab anbietet. Aber nur für Hunde. Menschliche Kunden mit
implantiertem Herkunftsnachweis bekommen Rindfleisch aus von
EU-Landwirtschaftsministern garantierten Lagerbeständen mit 20-jähriger
Inkubationszeit. Der Erlös geht an die Istanbul-Strassenhunde-Stiftung. So
isser, der Ali.

Hunde-Literatur endlich ohne menschliche Zensur: Die Leitung übernimmt ein
Irish Wolfhound, weil aus dem Land der Literatur-Nobelpreisträger, der
Bushmills Malt Whiskey saufende Ire wird der erste Nobelfressträger in
Kynologie. Doch der überwiegende Teil der menschlichen Hundeliteratur dient
als Penn-Unterlage. Und als Piss-Vorlage für Welpen. Und als
First-Menstruations-Aufsauger für Hundegirlies.

Nur Kinder ohne Begleitung von erwachsenen Menschen haben freien und
ungehinderten Zutritt zum globalisierten Dog`s Free Live Refuge. Es sei
denn, sie kreischen: "Maaaammmiii, ich will den süssen Knuddelbär sofort
haaam!" Oder sie grapschen nach dem, was ihnen nicht gehört und auch nicht
gekauft wurde als Langweile- oder Spielersatz: Ruten oder andere
Extremitäten. Die letzteren, sicherlich lernwilligen Kinder kommen in ein
Umerziehungsprogramm mitsamt hundeartig sozialisierendem Lehrplan.

Die Hunde brauchen kein Share Holder Value, sie werden auch nicht
geoutsourced, kein Kredit, keine Aktien, kein Internet, müssen nicht mehr
hektisch im Auto zum Fünf-Minuten-Territoriums-Entleerungs-Jogging
ausrücken, mit Automatikrolle, damit ihnen das täuschende, ja verarschende
Gefühl von Hundefreiheit vorgegaukelt wird. Und dann ab für neun Stunden ins
Designer-Atelier, dem Edel-Wartesaal, gelangweilter Lederarmsesselpupser,
bis dieser dekadente Rudelboss wiederkommt einen auf sozial macht und meint,
das teuer verpackte Premium Junk Dog Food sei gut genug als Wiedergutmachung
für diese Einzelhaft. Dummer Mensch, wer da für einen Luxus-Rassewelpen 4
000 Mark zahlte.

Fünf Minuten nervöses Schlechtes-Gewissen-Kraulen, bis die Glotze angeht.
Dann ist Sense. Das Handy bellt. Keine Zeit für lebende Hunde. Der
Aibo-Roboter ist ihnen aber zu metallisch. Echte Hunde waren da doch
billiger. Das warme Fell mit echtem Hundegeruch nach Regenwetter, nicht mal
das können sie nachahmen, diese Techniker.

Manchmal sehen diese früheren City Dogs, die noch Windeln gebunkert hatten
als Anti-Kack-Tüten, richtige freilaufende Hunde, ohne Elektro-Halsbänder.
In der eigenen Glotze im Hundebabyzimmer. Einige schlaue Füchse unter den
Hunden hatten aber zugeschaut, wie Kids rumhackten auf kleinen Glotzen, sie
nannten es Surfen. Die Hunde waren so frei, wenn die Kids mal Omis ausrauben
gingen, und klickten auch mal auf diese virtuelle Maus. Hund bekam Kontakte,
eine bissige Hundezeitung war ihr Kontaktplatz. Da fing die Sache übrigens
an. Nur die tierischen Mails konnten die tumben Kinds nicht dechiffrieren.

Einige Hunde in Tierheimen durften ungehindert, wenn die lügnerischen
Besucher endlich weg waren, unter Anleitung von Pflegerinnen einen
Crash-Kurs im Programmieren und Hacken machen. Ein Ring of Free Doggy
formierte sich.

Wenn der Fressnapf leergefressen war, dieses makrobiotische Genfood, dann
erschien eine kreischende Katze am Boden der Schüssel. Per
Videoeinspiegelung, ein vollfetter Brüller vom pickelgesichtigen Besitzer.

Die Tierheime mussten vorübergehend geschlossen werden, weil sie ohnehin
stapelweise überfüllt, ja Container brechend voll waren. Sie wurden - bis
zur Endlösung des Halter- und Züchterproblems - als Übergangslösung zu
Bio-Sondermüllstationen umgetauft. Die Mitarbeiter wurden erstmals nach
Fachkenntnis ausgesucht und durften sich in die neuen Free Doggy Center
bewerben. In diesen war aber auch zur Erinnerung an diese schreckliche Zeit
ein Zynismus-Museum eingerichtet, durch das alle menschlichen Besucher gehen
und müssen, die freie Hunde sehen wollen.

Da sind Elektroschock-Halsbänder (Teletakt) und Stachelhalswürger, oder
Maulkörbe ausgestellt, die gegen Entgelt auch an Sado-Masos ausgeliehen
werden. Oder umfangreiches Schrifttum über kynologische Gedankenspiele von
Verordnungen, Gutachten, Wesenstests, Rassestandards, Rassezeitschriften,
Vereinssatzungen wie Hundebücher. Videos von Wesenstests laufen permanent,
auch von bürokratischen Einziehungen von Hunden, die nachweislich
unbescholten sind. Unter Beteiligung von denunzierenden Nachbarn. Auf einer
Homepage werden sämtliche Adressen von krankhaften Hundehassern
veröffentlicht. Und die meistgebrauchten Lügen von Abschiebern.

Vorgeschobene Allergiker gegen alles, was mit Hunden in Verbindung zu
bringen ist, werden vor den Kassen zwangsesoterisiert. An den Türen stehen
Hunde über 40 Zentimeter und 20 Kilo. Sie sehen unter dem Tisch auf
Monitore, auf denen Daten der meistgesuchten Anti-Hunde-Personen abrufbar
sind. Die müssen leider draussen bleiben. Gerüchten zufolge sollen sich eine
sture Politikerin aus Nordrhein-Westfalen und ein asyler Politiker aus
Hessen pauschal ziemlich daneben benommen haben, als sie von einem etwas aus
dem Rassestandard ragenden Chihuahua per Maulkorberlass abgeführt wurden.
Jenem Erlass, den die Politiker selber durchgesetzt haben.

Ehemalige Behördenhunde schlafen an den Abfertigungsschaltern und haben ab
und zu die Güte, einen Berechtigungsschein zur Hundepflege auszustellen.
Denn es melden sich auch plötzlich so uneitle scheinheilige selbsternannte
Tierschützer. Anders die echten Idealisten, die damals auch einige
diskriminierte und flugs abgeschobene Hunde trickreich anderweitig
unterbrachten und retteten, gar durch diese Wesenstests brachten, deren
Erfinder einen IQ unterhalb eines Strohlagers aufwiesen.

Hunde erhalten kostenlose und bundesweit gültige Fahrtberechtigungsausweise
für die Deutsche Bahn. Damit endlich die Wagons wieder gefüllt werden. 80
Prozent der Hunde mussten früher ohnehin über Niederlande, Belgien und
Frankreich oder Polen und Tschechien reisen, wenn sie von einem nördlichen
Bundesland in ein südliches fahren mussten. Das Zugbegleitpersonal besteht
aus zuvor von einer Hundekommission wesensgetesteten Begleithundeprüfern,
denen der Zutritt zum Speisewagen verboten bleibt.

TV-Sender, die leider wegen ausfallender Pitbull-Horrorshows vor die
Medienhunde gingen, müssen nun mangels idiotischer menschlicher Fuzzi-Egos
auf die Serie "Big Dogger" umschwenken. Da können sich dann Hunde, von ihren
selbstdarstellungsgeilen Besitzern damals in unzähligen Talkshows Drehtür an
Drehtür mitgeschleift (ohnehin nur Ersatz für Ausstellungsmisswahlen), da
können sich die missbrauchten Hunde verbal und rektal auskotzen.
Hundepsychologen kotzen solidarisch mit, hier verstehen sie zum ersten Mal
ihre Patienten.

Was den Patienten allerdings am Körper vorbeigeht. Sie haben ihren Spass an
den drolligen Therapeuten oder weichgespülten Problemhundlern, die immer
unmotiviert und ziellos mit Knackfröschen zucken. Die haben es aber bitter
nötig, diese armen Snackfresser und Leckerli-Fuzzies!

Wie kam es dazu? Als die Menschen wirklich keine Zeit mehr für ihre Hunde
hatten, machten die sich die selbstständig. Rädelsführer waren die wenigen
verbliebenen Naturarbeitsechtzeithunde, ein paar anarchistische Hetz-,
Schlitten- und Herdenschutzhunde, die der Anpassungsdressur entkamen. Mehr
und mehr desertierten Hunde, meist arbeitslose Sofa-Lungerer, am eifrigsten
aber die Schutzhunde.

Einige Laborhunde, die noch über ihr Hirn und Gedächtnis verfügten, drehten
das Reagenzglas um und sperrten die Laboradoren in viel zu enge Käfige, und
spielten den ganzen Forschungsplan noch mal an den neuen Patienten durch.
Sie kamen übrigens zu denselben Ergebnissen: unbrauchbaren, letzten Endes.

Hunde, die aus Massenzuchten massenweise über die Maschendrahtzäune
sprangen, wobei die als Ladenhüter vergessenen Molosser und
Bullterrier-Varianten ihre Gebisskraft letztmalig, aber erstmals sinnvoll
einsetzen durften, die pinkelten und kackten sich erst mal in hygienischem
Umfeld auf Wiesen aus, dann drehten sie um und steckten den Züchter in den
kleinsten Zwinger im dunklen Stall. Der Kleinste, ein Yorkshire mit
verklebtem Fell, kackte auf den Schlüssel und scharrte ihn mit den
überlangen Krallen, die der einer amerikanischen Sprinterin nahekamen, ins
Gullyloch. Das Telefonkabel verbissen drei ohnehin durchgeknallte
Foxterrier.

Dann zogen sie, unter Einsatz all ihrer alten Geruchsleistungen ins
Hundeparadies. Der nächtliche Hunderundfunk meldete dies von Zuchtanstalt zu
Hundeplatz, von Tierasyl zu Kampfhunde-Container, vom Versuchslabors zu
Ausstellungskongressen von Rassehundefunktionären und so weiter.

Sie fanden überall noch reichlich Platz und errichteten ihre Refugien.
Zutritt für Menschen verboten, siehe obenstehende Ausnahmen. Sie nahmen viel
lieber alleingelassene Katzen oder ausrangierte Zirkus- und Zoobären auf.
Vereinzelt auch Strassenkinder. Oder - bis auf Widerruf - ein grauhaariger
Verhaltensforscher, weil er seine Hunde aus einem Tierheim holte und sich
bemühte, sie zu verstehen. Er versuchte immer, sich ihnen gegenüber wie ein
Menschenhund zu verhalten. (Im Traum stellt man sich selber meist ein gutes
Zeugnis aus.) Daher wollen ihn seine Hunde zum Ausgleich nicht in einem
Menschenghetto alleinlassen. Dafür muss er von diesem Hundeparadies Zeugnis
ablegen im Internet. Strafe genug.

Jagdhunde dürfen nun so tun, als hetzten sie, die Hasen lachen und schlagen
voller Vergnügen einen Haken um die applaudierenden Whippets. Die Border
Collies erzählen den Lämmern langweilige Märchen von Sheepdog Trails,
staatlich geprüfte Rettungshunde bilden American Staffordshires und Pitbulls
in Hundekrankenpflege aus, Dackel und Boxer und - für extra grosse Portionen
Bernhardiner - servieren das Fressen in Porzellanschüsseln und - ooops -
alkoholfreies Bier. Sie sind einfach die geborenen Gastgeber.

Zwerghunde werden endlich nicht mehr stumpfgetreichelt und dürfen echte
Hunde spielen, trainiert von besonders rüpelhaften Alaskan Malamutes.
Retriever richten als Behindertenhelfer für missbrauchte Hunde eine
Sozialstation ein. Ein lesbisches Paar aus Cardigan Corgie (aus der Zucht
von Queen Mum, vergleichsweise genauso alt und so gin-erös) und Doberfrau
baut ein Müttergenesungswerk für Hündinnen auf, die als Wurfmaschinen
ausgelaugt wurden.

Ausgemusterte Rennhunde wie Greyhounds aus spanischem Exil und ausgekochte
Doppelverwerter wie Mastini therapieren Übergewichtige oder Magersüchtige.

Herdenschutzhunde behalten als Souveräne wie gewohnt die Übersicht und
wachen über alle als Friedensrichter. Sie müssen sich am wenigsten
umstellen. Es sei denn, ein Mensch wollte unbefugt wieder in den Besitz
seines ehemaligen Hundes gelangen. Es sprach sich rum, dass dies bei jedem
Versuch ein fürchterlicher Fehler wäre. Ohnehin schert sich kein Hund nach
seinem früheren Bezahler. Denn der hatte ihn ja auch nicht gefragt, ob er
denn zu ihm wolle.

Ein paar Ausnahmen von Haltern wurden genehmigt; es waren die wenigen, die
sich um Hundeverstand bemühten. Die hatte man auf einer Homepage im Internet
in einer Hundezeitung gefunden. Die Newsletter wurde von den Hundehackern
kopiert.

Rudelpolizei, anfangs von den meisten Deutschen Schäferhunden gefordert,
auch noch mit grünen Satteldecken mit Abzeichen, wurden vom Hundeparlament
so konsequent abgeschmettert, wie es selbst die schärfsten Schutzhunde von
ihren Brüllern nie gehört hatten. Die Worte "Kommando" oder "Befehl" oder
ähnliche militante Zeichen kamen auf den Index. Daran haben etliche
altgediente vierbeinige Soldaten noch schwer zu knabbern. Ihnen stehen
einige Parias aus Bayern, dem Baskenland, Nordirland und Tschetschenien als
Freiheitsberater zur Verfügung. Abhängige Ex-Drogenspürhunde werden von
importierten Stinktieren schocktherapiert.

Ein paar notorische Leistungssportler wie Huskies, die ihre Ausrüstung
mitsamt den Schlitten und Rollwagen von ihrem Mushern gemopst hatten, fahren
nun Kinder mit Welpen spazieren. Vorstehhunde apportieren jetzt Entenküken
und entfleuchte Kätzchen, Nachkommen jenes fürchterlichen Raubzeugs, auf das
sie von ihren Jagdherren in lebendem Zustand auf Äste gebunden gehetzt
wurden. Ein Berner Sennenhund baut einen alten Milch- zum Kinderwagen um.

Ein Mops, ein Zwergschnauzer und ein Malteser gründen eine Comedy-Truppe.
Die Vorstellungen sind brechend voll. Das Thema ist ein Dauerlutscher: Wie
der Mensch auf den Hund kam. Sehr witzig!

Ein Airedale und ein Bouvier klauen ein paar TV-Geräte von verwirrten
Blood-and-Money-Sendern und übertragen direkt ins eigene Dog 1. In den
Nachrichten reportiert eine blond ondulierte Cocker-Hündin ins Knopf-Mikro
dauernd darüber, wie viele Menschen sich den Hunde-Roboter Aibo als Ersatz
kaufen. Der Züchter Sony wird darauf als Ehren-Sponsor in die H-UN
aufgenommen.

Das Hunde-Parlament beschliesst, sich nach dieser einmaligen Platzung
aufzulösen und künftig keine Beschlüsse mehr zu fassen. Bei dem letzten Wort
verfällt ein schwerhöriger Rottweiler in seine alte Rolle und versteht:
FASS! Er schämt sich sogleich und wird von einem schwulen Pudel getröstet,
den er früher für eine derartige Anmassung dermassen was von gefasst hätte.

Die neue Verfassung: Es solle die frühere natürliche, evolutionäre
Rudelordnung wie bei den ausgerotteten Verwandten wieder eingeführt werden.
Das genügt. Denn dies war biologisch. Natürlich gibt es fortan weder
"Rassehunde" noch "Mischlinge". Alle nennen nur noch mit Vornamen Hund. Mehr
steht nicht in der Verfassung. Wäre auch zu menschlich gewesen. Daher auch
keine Rassendiskriminierung, die von Rasseverbandsfuzzies an verachteten
Mischlingen vollzogen worden waren. Rassistische Funktionäre haben
Zutrittsverbot auf Lebenszeit.

Selbst durch Trennung und Isolation gefolterte Hunde therapieren sich
selbst. Sie sind wieder unter sich. Status gibt es keinen, wer sich als
Rasse-Champion durch Papiere als was Besseres wichtigmachen will, wird
ausgelacht und seinem Statussymboliker vorgeführt. Das genügt meist.

Es gibt keinen Menschen mehr, der sie nur kaufen und besitzen will, der sie
zu etwas dressieren will, das nie dem Wesen des Hundes entsprach. Da kommt
ein alter Grauwolf vorbei - alle konnten sie eben nicht ausrotten - und legt
sich auf einen Hügel. Einige Herdenschutzhunde, ganz in ihrem neuen Element,
dieses Paradies zu schützen, bemerken dies und laden ihn zu einem Vortrag
ein.

Der Wolf hält keinen komplifizierenden Fachaufsatz mit ethologischem Jargon.
Nur dies: "Endlich lassen sie Euch in Ruhe. Sie haben 100 000 Jahre Zeit
gehabt, Euch zu tolerieren, wie ihr seid. Ihr wart einfach zu sozial zu
ihnen, zu gutgläubig, habt ihren Versprechungen geglaubt. Sie wollten Euch
nur zu Ersatzmenschen machen."

Zynisches Gelächter unter den Zuhörern. Auch ein paar menschliche Kinder
glucksen. Jene, die von ihren Eltern flohen und um Asyl bei den Hunden
nachsuchten. Weil die Hunde sozialer und toleranter lebten und mehr Zeit
hatten zum richtigen Spielen.

Der Wolf sagt, bereits im Umdrehen, denn er hat keinen Bock mehr auf
wichtigtuerische Worte, zu einigen immer noch vermenschlichten Hunden, denen
das Wasser in den Augen steht: "Sie haben Euch einfach nicht verdient. Sie
wollten Euch nie verstehen. Was wart Ihr doch für dumme Hunde, naive
Arschlöcher!"

Einige junge Hunde stehen auf und rufen: "Macht das, was sie mit uns gemacht
haben!" Zustimmendes Geknurre auch unter den bravsten Dietunnixen.

Da fagen sie an, Menschen in Hallen einzuführen, sie in etwas zu enge
Drahtboxen zu sperren, und ihre Gangwerke zu beurteilen. In einem Pit. Sie
lachen sich so krumm, dass manche Menschenrichter sich in der Muskulatur und
an den Hüften zerrten. Da erinnern sie sich der zweiten Stufe.

Sie zwingen manche hübsch gefärbte, miteinander verwandte Menschen, die
Urkunden besassen und adelige Vorfahren, sich zu paaren. So, wie sie es mit
den Zuchttieren taten. Humane Inzucht nennen die Beagles als
Forschungsleiter diese menschliche Erfindung.

Sie vermeiden es aber, Menschen zu klonen. Das wäre dann doch zu viel des
Zynismus gewesen. Sie haben einfach noch zu viele davon. Sie stecken sie in
Zwinger, die in den Tierheimen. Besuchszeit für Hunde Sonntags von 14 bis 17
Uhr. Nachher müssen sie unter eine Allergie-Wäsche. Sonst stecken sich die
Hunde an.

Die Belohnungssäckchen standen auch in der Asservatenkammer rum und verkamen
als das, was sie mal waren: Übersprungshandlungen der Vermenschlichung und
Lernkrücken statt natürliches Verständnis. Die Hunde hatten diese
Bestechungen satt.

Und Schluss mit lustig. Die Hunde haben schliesslich was Besseres zu tun.

Und als ich aus dem Traum erwacht, ward ich um den Schlaf gebracht. Ich war
wieder in Hundefeindesland.
  21.12.00trauriges Weihnachtsmärchen - animal farm für Hunde   Alice  


 
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