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Hallo Anne!
Allen AutorInnen der vorangegangenen Beiträge kann ich nur zurufen: »Nun mal immer langsam!«.
Hier wird doch reichlich schnell geurteilt, bzw. werden vorschnell Empfehlungen gegeben. Es gehört sicher zu den traumatischsten Erlebnissen für einen Hund, sich von dem »Alpha«, das er als Welpe angenommen hat, trennen zu müssen. Da sind mir einige etwas schnell bei der Hand mit dem Ratschlag, den Hund besser abzugeben.
Wenn man sich mal verdeutlicht, daß an anderer Stelle keine Bedenken z. B. gegen winzigkleine Wohnungen herrschen, wenn man sich ausreichend mit dem Hund beschäftigt, und auch zum Thema »Hund während der Arbeitszeit allein« viele Berichte kamen, die aussagten, daß dies problemlos möglich sei, scheint es mir so, als wenn die radikalen Tipps in dieser Frage eher von einen anderen Umstand geprägt sind. Damit meine ich, daß der unglückliche neue Freund Deiner Freundin zu erklären gewagt hat, daß er ihren Hund nicht mag.
Nüchtern betrachtet ist es aber sehr wohl denkbar, den Hund vorübergehend in einem Zwinger zu halten. Seien wir doch einmal sachlich: genau genommen ist auch eine umzäunter Garten nichts anderes als ein riesengroßer Zwinger. Und wer behauptet hier ernsthaft, man durfe seinen Hund nicht vorübergehend allein im Garten lassen. Viele vergessen immer wieder, daß Hunde eine andere Wahrnehmung von ihrer Umgebung haben als Menschen. Für einen Hund kann ein großer Garten ebenso interessant oder langweilig sein wie ein umzäuntes Areal von 30 qm, wenn die sonstige Haltung und Zuwendung ausreichend ist.
Ich habe in meiner Jugend jahrelang bei einem Züchter Deutscher Doggen gearbeitet. Die Hunde hatten alle Familienanschluß mit eigenen Matrazen im Haus, Schmusezeit, individuellem Futter usw. Aber der Rückzugsbereich, ihre Privatsphäre sozusagen, war der Zwinger (auf einem sehr großen Grundstück), dessen Tür auch die meiste Zeit des Tages offen stand. Es gab mit dieser Lösung keine Probleme. Alle Hunde waren sozial unauffällig, ruhig und ausgeglichen trotz der Tatsache, daß sie zeitweise - auch allein - im Zwinger eingesperrt waren.
Für Deine Freundin und ihre neue Liebe wird es im wesentlichen darauf ankommen, welche Stellung der Hund einnehmen darf. Das auch ein Hund sich im gewissen Rahmen an geänderte Bedingungen gewöhnen muß und kann, wenn er weiterhin seine Stellung im »Rudel« behaupten kann, bzw. bestätigt bekommt, halte ich für selbstverständlich. Wenn Deine Freundin sich in dieser Hinsicht darüber Klarheit verschafft, ob der Hund noch die wichtige Stellung bei ihr einnehmen darf, die er vor dem Auftauchen des neuen Freundes hatte, kann sie es nach meiner Ansicht durchaus wagen unter Zuhilfenahme von Ratschlägen solcher Leute, die mit dem, was sie vor hat, Erfahrung haben, den Hund an den zeitweisen Aufenthalt im Zwinger zu gewöhnen.
Klar sollte sein, daß der Hund bezogen auf die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die er benötigt, nicht vernachlässigt wird. Dann sollten solche äußeren Veränderungen eigentlich kein Problem sein.
Gruß, Volker B.
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