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29.09.00 -- Elvira Rasch

RE: Könnt Ihr mir helfen?














Hallo Björna,

ich fand Deinen Bericht sehr interessant und habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht. Sicherlich auch kritische +#8211; ich hoffe, Du hast kein Problem damit. Ich möchte Dir helfen, ein wenig weiter zu sehen und bestimmte Dinge anzugehen. Hilfreich wäre hier auf jeden Fall ein guter Ausbilder mit adäquater Erziehung.

Du hast einen 12 Monate alten Rüden (Mischling mit bekannten Anteilen von Jagdhunden). Er ist gerade dem Junghundalter entwachsen und somit geschlechtsreif. Bei uns Menschen vergleichbar +#8211; mit 16 +#8211; 19 Jahren? Könnte vielleicht hinkommen. Auf jeden Fall auf dem aufsteigenden Ast mit voller Aktivität.

Er ist Labrador-Deutsch-Kurzhaar-Mischling? Wahrscheinlich somit ein jagd- und wasserbegeisterter Hund. Dies ist wichtig für den Aufenthalt im Wald. Mache Dich bitte mit dem Thema vertraut, dass Dein Hund eventuell irgendwann zum Jagen ins Gebüsch abzischt und Du hilflos hinterher schaust. Der Ärger mit dem Jagdberechtigten ist vorhersehbar. Dies sind bitte nur ein paar allgemeine Gedanken von mir. Den momentanen Ausbildungsstand Deines Hundes kenne ich ja nicht.

Der Rüde ist jetzt 12 Monate und war 11 Monate alt, als Du ihn aus dem Tierheim holtest. Die Vorgeschichte ist nicht bekannt. Das Tier kann sie nicht erzählen. Egal wie sie war, es war sicherlich ein schlimmes Erlebnis +#8211; vielleicht ein Schock, von einem Moment zum anderen so plötzlich aus seiner vertrauten Umgebung weggegeben zu werden. Jedes Wesen verkraftet dies individuell. Es bestehen aber sicherlich stets +#8211; und das ist bei Kindern, die in ein Heim abgeschoben werden nicht anders +#8211; Trauma, Irritationen, Verlassenheitsängste, Heimweh etc. Grund genug, ein abnormes Verhalten aufzubauen.

Du bist Studentin mit einem nicht geregelten Tagesablauf +#8211; ständig wechselnde Emotionen, Situationen. Mal da +#8211; mal nicht da. Kannst Du Dir vorstellen, wie sehr der Hund um ein Gleichgewicht bemüht ist +#8211; obwohl er vollkommen aus seiner Waagschale geworfen ist? Er möchte gerne zur Ruhe kommen, erfahren, dass er nicht mehr verlassen wird. Aber wie? Du sagst, er ist nicht berechenbar +#8211; bist Du für ihn berechenbar? Dazu zählt auch der für den Hund so wichtige regelmäßige Tagesablauf, so dass er sich wirklich eingewöhnen kann.

Für mich wäre es jetzt sehr interessant, wie Du den Hund verlässt und begrüßt. ÜBERTRIEBENER Abschied und Begrüßung verunsichern den Hund noch mehr. Da weiß ich nicht, wie Du es machst. Daß er bellt, an der Tür kratzt und Sachen zerstört, zeigt von einer emotionalen Überreaktion, die Du dringend zur Kenntnis nehmen solltest. Hier kannst Du in Ausbildung und Spiel ansetzen. Das er manchmal nicht auf Deine Begrüßungsrituale reagiert, kann mit Gleichmut, Resignation oder Müdigkeit etc. zusammenhängen. Das kann man aus der Ferne nicht beurteilen.

Er war während Deiner Abwesenheit nun mit einer Freundin von Dir zusammen, die ihm eigentlich fremd ist. Merkst Du, wieviel wechselnden Bezugspersonen er derzeit ausgesetzt ist? In dieser kurzen Zeit, seit er aus dem Tierheim ist. Er bräuchte zumindest erst einmal eine Person oder fester Familienverband, auf die er fixiert werden sollte. Er frisst die Fernbedienung +#8211; vielleicht aus Frustration?

Mein Tip ist, das Vertrauen und die Verlassenheitsängste dieses Hundes zu therapieren. Dazu gehören Zeit, Ausdauer und - sicherlich Mut, wenn man sich in dieser Thematik nicht zu Hause fühlt.

Aber ich denke, Du hast Dir sicherlich überlegt, dass Du kein Spielzeug aus einem Tierheim geholt hast, das man schnell reparieren kann. Hier solltest Du Dir die Mühe machen und über eine/n guten Hundetherapeuten oder Hundeausbildung im Verein Vertrauen zu Deinem Hund aufzubauen. Selbstverständlich kannst Du begleitend Bachblüten oder andere homöopathische Mittel einsetzen - aber bedenke, dass dies nicht die Lösung Deiner Probleme ist.

Ich wünsche Dir hierbei viel Glück und hoffe, daß Du eines Tages sagen kannst: "Es hat sich gelohnt ..."


Elvira
Thema: Könnt Ihr mir helfen?


 
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