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Hallo Karin,
zunächst mal eine Leseempfehlung aus dem Hundemagazin WUFF 9/96, obwohl ich das Buch selbst noch nicht kenne: Das große Rottweiler Buch, Hrsg.: Andrew H. Brace, KYNOS Verlag, Am Remelsbach 30, D-54570 Mürlenbach, Tel.: 06594-653, 68,- DM.
Jetzt zu 1: Es ist sehr viel verlangt von einem Welpen, wenn er sich mehrere Momente nach getaner Tat an etwas erinnern soll. Ich denke, die Kleine hat den Zusammenhang zwischen Kot oder Pützchen und Rausschmiß noch nicht erkannt. Besser wäre es, Du würdest sie auf frischer Tat ertappen. Ich gehe mal davon aus, daß Du sie selbstverständlich oft genug, also so etwa 6-mal am Tag hinausführst, so daß sie dazwischen eigentlich keinen Druck verspüren dürfte. Du solltest Elsas Freizügigkeit in Eurer Wohnung eingrenzen. Nimm sie mit in das Zimmer, in das Du gehst. Schließe die Türe hinter Euch, damit sie bei Dir bleibt. Sollte sie wieder undicht werden, kannst Du spontan handeln. Sei dann nicht zu zimperlich - es darf ihr schon unangenehm werden. Sie soll ja einen Anreiz bekommen, ihr Verhalten zu ändern. Kannst Du sie aus irgendwelchen Gründen stundenlang nicht in Deiner Nähe gebrauchen, solltest Du ihr eine Hundehütte, einen Zwinger oder eine Welpenkiste einrichtet, wo Du sie solange einsperrst bzw. ankettest. Sie wird das nicht wollen und protestieren. Ich kenne Deine Nachbarschaft nicht - möglicherweise mußt Du ihr dann auch noch die Geräuschentwicklung verbieten - keine leichte Aufgabe. Auch hierbei gilt: Sei nicht zu zimperlich mit ihr. Die Strafeinwirkung muß sich an der Wirkungsschwelle orientieren.Wenn sie die Strafe unbeeindruckt übergeht und ihr Geschrei fortsetzt, war die Strafe zu gering. Andererseits ist die Erziehung zum stundenweisen Alleinbleiben eine gute Übung für später. Niemand kann 13 - 18 Jahre lang garantieren, daß der Hund nicht stundenweise allein ist! Psychische Probleme wie bei reinen Zwingerhunden sind bei ihr nicht zu erwarten, da sie die Familienanbindung ja schon hat. Du wirst sehen, ihren Welpenplatz wird sie höchstens ausnahmsweise beschmutzen. Wenn Du wieder Zeit für sie hast, führst Du sie zunächst hinaus...
zu 2.: Rotties sind eindrucksvolle Burschen - nicht zuletzt wegen der Aggressivität, die man ihnen zuschreibt. Nun sind die Rottweilerzuchten recht unterschiedlich. In meiner Nachbarschaft wohnen mehrere Rotties aus "gemäßigtem" Zuhause. Die dürfen draußen, natürlich in Begleitung, frei laufen. Andere sind aus Aggressionszuchten, wo einem psychisch gestörten Züchter die eigenen und produzierten Rotties nicht scharf genug werden konnten - trotz Leine eine Gefahr für die Öffentlichkeit! Überleg mal, ob Du Dich an die Eltern oder zumindest die Mutter Deiner Hündin erinnern kannst - machte die einen ruhigen oder einen aggressiven Eindruck? Bei Rotties aus Aggressionslinien ist die Erziehung äußerst schwierig. Ein gewisses Dominanzgehabe, gerade gegenüber jüngeren ist bei Rottweilern normal. Daß sie Angst zeigt, ist dagegen auf schlechte Erfahrungen oder mangelnden Kontakt zurückzuführen. Das unterschiedliche Verhalten gegenüber unterschiedlichen Hunden beruht vielleicht darauf, daß die einen ängstlich sind und damit nach Adrenalin riechen wie angreifende Tiere oder Beute, während die anderen gelassen oder mutig-fröhlich auf sie zugehen und normal riechen. Diese extrem unterschiedlichen Verhaltensweisen kenne ich auch von meinen Collies sehr gut.
Rücksichtnehmen muß Elsa natürlich lernen. Auf langen Spaziergängen lernt sie das nicht automatisch. Du oder Deine größeren Kinder sollten aktiv mit ihr spielen, gerade jetzt, wo sie noch keinen ernsthaften Schaden anrichten kann. Ich meine Jagd- und Tauzieh-Spiele, vielleicht in der Art, wie Du sie in meiner "Kleinen Hundeschule" findest. Der Körperkontakt ist immerwieder wichtig. Trifft sie Euch mit ihren kleinen Zähnen, brecht Ihr sofort das Spiel ab und bejammert eine Weile Euern Kratzer. So wird sie merken, daß sie Euch weh getan hat. Rücksicht auf Merlin ist damit noch nicht zwangsläufig verbunden. Am besten wäre natürlich, Merlin selbst würde sich adäquat wehren, aber offenbar akzeptiert er einfach ihre Überlegenheit. Aber auch hier gilt: Trennen, wenn' s zu heftig wird. Meinen Aron - zu Weihnachten wird er zwei - ließ ich dann immer absichtlich einige Minuten in der Hundehütte "nachsitzen" - das wirkt!
Ich denke, unsere Gesellschaft ist ganz schön verlogen, was die Hundeerziehung anbelangt. Immer wird so getan, als müsse man die Vierpfoter nur lieb haben und mit Samthandschuhen anfassen. Manche Tiere sind aber ganz schön hart im Nehmen und im Geben! Das Zauberwort "Konsequenz" wird häufig genannt - aber nicht, wie das praktisch aussieht. Ich bin auch gegen unangemessene Härte. Aber ganz ohne den Beweis der eigenen körperlichen Überlegenheit wird man keinen starken Hund erziehen. Gegen einen kräftigen Klaps im richtigen Moment (auf frischer Tat) ist sicher nichts einzuwenden. Gefährlich werden Hunde meistens aus folgenden Gründen: - die einen verkommen an Ketten oder in Zwingern oder auf Bauhöfen hinter 2,5 m hohen Zäunen zu psychisch gestörten Beißmaschinen, - andere wurden aus der Laune der Besitzer heraus mißhandelt, - wieder andere haben sich heimlich an die Spitze der Rangordnung ihrer Familie durchgemogelt, weil sich niemals jemand als "Chef" dargestellt hat und sie schon im Welpenalter in ihre Schranken verwies - heute wahrscheinlich das häufigste Problem!
Die Entscheidung für einen Rottweiler ist sicherlich problematischer als es die Entscheidung für bspw. einen gutmütigen Berner Sennenhund oder AC Weißen Schäferhund gewesen wäre (na ja, da kommt es natürlich auch wieder auf die Zucht an - auch die sind nicht alle gutmütig). Gute Beschützer wären solche gutmütigen Hunde sicher auch geworden. Trotzdem kann Elsa, starke Führung vorausgesetzt, eine traumhafte Begleiterin werden. Solltet Ihr Euch aber tatsächlich überfordert fühlen, solltet Ihr die Entscheidung, Elsa weiterzuverkaufen, nicht verschieben, bis sie aus dem Welpenalter raus ist und sich keiner mehr für sie interessiert.
Gruß
Gudrun
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