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Als meine Gladess etwa ein Jahr alt war, hat sie mich auch immer wieder mit eigenen Ideen verblüfft. Eine richtige Besserwisserin ! Einmal kam ich mit ihr aus einem Seminar im vierten Stock, Uni Düsseldorf. In ein Gespräch mit Komilitoninnen vertieft, ging ich ausnahmsweise die Treppe hinunter. Auf halber Höhe stellte ich entsetzt fest, daß ich meine sonst so folgsame Gladess weder zwischen den Studenten vor noch hinter mir auf der Treppe ausmachen konnte. Ich rief nach oben, daß mir mein Hund fehle. Eine Antwort kam zurück: "Die ist gerade in den Fahrstuhl mit eingestiegen!". Na wunderbar. Auf welcher Etage wird sie wohl aussteigen ? Zu meinem Glück wollten die meisten Studenten ins Parterre. Und so stieg Gladess dort aus, wo ich sie haben wollte. Ganz selbstverständlich begrüßte sie mich. Ist doch normal, daß sie den Fahrstuhl nimmt, oder ? - Auf unsere Neunmalklugen müssen wir ganz schön aufpassen.
Der größte Unterschied zwischen ihr und Border Collies ist die Ahnentafel. Arbeitscollies sind nicht-eingetragene mehr-oder-weniger Border Collies. Als "working collies" sieht man sie in England noch weit häufiger bei Schäfern. Bei uns findet man sie gelegentlich bei sogenannten "Hundevermehrern", die sie als Billig-Collies handeln. Sie hätten besseres verdient ! Im Grunde handelt es sich bei diesen Hunden um die gemeinsamen Vorfahren von Border und Langhaar-Collies. Gladess ist ein Collie wie vor 100 Jahren.
Die Wesensunterschiede zwischen ihr und meinem Langhaar-Collie sind riesengroß. Sie jagt wie ein Fuchs und fängt Mäuse im Sprung. (Myxomatose-)Kaninchen fängt sie mit ihrer ungeheuren Wendigkeit direkt auf dem Weg. Sie ist vorsichtig, draußen allen Hunden und Menschen gegenüber immer freundlich, drinnen dagegen ein scharfer Wachhund. Gladess fordert mich oft zu Spielen auf, die sie um ihrer selbst willen spielt. Sie ist verliebt in alle Kinder, knurrt sich aber aufdringliche Welpen auf Abstand.
Aron hetzt Kaninchen, wenn ich ihn lasse, hat aber noch nie eins gefangen. Er ist auch ein guter Springer, doch längst nicht so reaktionsschnell wie Gladess früher war. Aron möchte draußen gerne raufen, wenn ihn Rüden anfeinden oder wenn ihm Menschen unsympathisch erscheinen. Da muß ich schon aufpassen. Drinnen freut er sich auf Besuch. Aron spielt nur halb so eifrig mit, wenn er sieht, daß ich keine Leckerlis bei habe. Aron spielt noch mit Welpen, findet aber manche Kinder lästig. Ich muß immer dabei bleiben, wenn ihn jemand streicheln will. Manche Kinder dürfen ihn sofort wie einen Teddybären behandeln. Er hat aber auch schon einmal geknurrt, um sich von einem bestimmten Mädchen nicht streicheln lassen zu müssen.
An den Unterschieden ist außer der Rasse sicher auch das Geschlecht und die Art der Sozialisation schuld. Während Gladess mit Kleinkind aufwuchs, ist mein Sohn in Arons Babyzeit schon 12 gewesen. So hat er kleine Kinder nur draußen kennengelernt.
Grüße
Gudrun
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