|
Hallo Alice,
dass Pudel ursprünglich für die Wasserjagd gezüchtet wurden, ist schon richtig, aber so lange her, daß sie längst nicht mehr den Jagdhundrassen, sondern eben den Gesellschafts- und Begleithundrassen zugerechnet werden. Wir reden ja hier von heutigen Gegebenheiten und nicht davon, was vor Urzeiten mal war! Der heutige Bernhardiner z.B. ist längst viel zu massig, als daß er noch als Lawinensuchhund eingesetzt werden könnte wie zu den Zeiten des seligen Barry.
Was die durch Massenzucht hervorgerufenen Wesensmängel bei Golden Retriever und Labrador angeht, so treffen diese Probleme grundsätzlich auf alle Hunde zu, die aus unseriösen Zuchten kommen. Es sollte daher für jeden zukünftigen Hundehalter selbstverständlich sein, sich den Züchter genauestens anzuschauen, von dem er einen Hund zu erwerben gedenkt. Für Anfänger empfiehlt es sich immer, dazu einen erfahrenen Kenner der gewünschten Rasse mitzunehmen. Die Golden Retriever, die ich von unserer Nachbarin kenne, sind jedenfalls die tollsten Familienhunde, die man sich nur wünschen kann. Ich kenne aus der Zuchtlinie mehrere Hunde, die sich allesamt durch ein sehr ruhiges, festes Wesen auszeichnen, durch Leichtführigkeit und hervorragende Sozialverträglichkeit Artgenossen gegenüber. Alle haben den Wesenstest des Retreiverklubs - der wesentlich höhere Anforderungen stellt, als die Wesenstest im Rahmen der HundeVO - mit Bravour bestanden.
Zu den Hütehunden: es gibt wohl kaum Rassen, die arbeitswütiger sind. Wer da nicht bereit ist oder nicht die Zeit hat, ihrem Arbeitseifer Rechnung zu tragen, versündigt sich am Hund! In unserer Nachbarschaft wohnen drei Aussies und mehrere Border Collies machen bei uns beim Agility mit. Sie stammen alle ausnahmslos aus sog. Familienlinien (also keine Hütelinien). Aber wer diese Hunde kennenlernt, merkt schnell, daß unter "Familienlinie" nicht zu verstehen ist, daß sie mit ein wenig Gassigehen und ansonsten Ballispielen mit den Kindern zufrieden sind. Sie wollen und müssen richtig gefordert werden - alles andere ist Tierquälerei!
Zwei Dinge sollten die Wahl der Rasse bestimmen: die eigenen Ansprüche an den Hund und die Ansprüche des Hundes an den Halter. Beides hat gleichviel Gewicht. Wer nur an sich selber denkt, den Hund womöglich nur nach dem Aussehen anschafft, ohne sich Gedanken über dessen Bedürfnisse zu machen, hat in meinen Augen schon von vornherein als Hundehalter versagt!
|