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Hallo Leute,
ganz so einfach sollte man es sich mit der Beurteilung des Buches von Most doch nicht machen. Immerhin ist das Buch 1910 entstanden, in einer Zeit, als die "Parforcedressur" (also u. a. auch die Bestrafung des Hundes mit Peitsche und sogar mit Schrotschüssen!) noch gang und gäbe war. Most hat sehr viel für das richtige Verständnis des hundlichen Verhaltens, der Lernfähigkeit des Hundes und das Wesen der Tiere überhaupt getan, indem er mit der "vermenschlichten" Bewertung tierischer Verhaltensweisen nach "gut" und "böse" aufgeräumt hat. Most unterscheidet auch sehr genau zwischen Schwach- und Starkzwang und empfiehlt letzteren nur ausnahmsweise einzusetzen. Überdies hat er die große Bedeutung stimmlicher Modulation für die Beeinflussung des Hundes schon sehr genau erkannt. Im Zusammenhang seines zeitlichen Hintergrundes ist daher das Buch sehr methodisch und geradezu revolutionär.
Natürlich sollen wir heute unsere Hunde nicht mehr so ausbilden, wie es Most beschreibt (was nicht ausschließt, daß es auf vielen Plätzen noch so läuft). Insofern kann das Buch in den Händen eines Hundeanfängers, der es womöglich als Anleitung erwirbt, Verheerendes anrichten. Das Buch kann aber den, der es zu lesen versteht, durchaus noch belehren. Im übrigen ist es sicherlich richtig, daß ein Hund, der vom Welpenalter an spielerisch erzogen wird, der Zwangseinwirkung nicht bedarf. Aber wie steht es mit Hunden, die bereits erwachsen sind und keine oder eine völlig falsche Erziehung haben oder gar ihre Dominanz durchzusetzen versuchen? Ich glaube, daß uns da die Lektüre von Most immer noch nützen kann.
Also bitte: erst lesen, dann im Zusammenhang verstehen, dann bewerten.
Gruß, Attila
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