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17.07.00 -- Sangus

RE: Mensch und Tier - eine zerstörte Verbindung














Hallo Sven,
zunächst einmal solltest Du keine Scheu haben, hier Beiträge von der Länge zweier DINA4-Seiten zu hinterlegen - ich hab mir auch schon so ellenlange Postings abgekniffen, und es hat freundlicherweise noch nie jemand gemeckert (an dieser Stelle einen schönen Dank an Gundrun und die Webmaster... *grins* ).

Mich würde natürlich der Fortgang Deines Textes durchaus interessieren - allein, was da ist, reizt schon meinen Widerspruch:

1. Der materialistische Darwin
"... Gemeint ist dabei nicht das rein biologisch-materialistische Denken im Sinne Darwins ... Dieses ist aber einer der Gründe, weshalb die ursprüngliche Beziehung zum Tier teilweise verlorengegangen ist."

Ich behaupte das Gegenteil: In einer Zeit, in der sich der Mensch im Rahmen der Zivilisierung und Kultivierung immer weiter aus dem unmittelbar-sinnlich erfahrbaren Naturzusammenhang löst (und es bedürfte vermutlich eines gesonderten Forums, die Vor- und Nachteile dieser Entwicklung zu erörtern), ist die Evolutionstheorie *der* Schlüssel zur Erkenntnis über die Entwicklung der belebten Natur und das Wesen des Menschen. Der Umstand, daß diese Theorie immer wieder zur vermeintlich wissenschaftlichen Untermauerung zweifelhafter Weltbilder (darunter vor allen Dingen die Rassenlehre der Nationalsozialisten) herangezogen wurde und wird, spricht für ein (gewollt oder ungewollt) unvollständiges Verständnis dieses Erklärungsansatzes und kann der Theorie selbst nicht angelastet werden - die Ableitung des 'Rechts des Stärkeren' aus dem 'Überleben des Tüchtigsten' stammt nicht von den Biologen (und schon gar nicht von Darwin). Wer sich hinreichend mit dem Gedanken der Evolution beschäftigt, der lernt die Entstehung von Leben als einen gewaltigen und überaus beeindruckenden Prozess kennen, in dessen Verlauf unter anderem auch wir Menschen entstanden sind - ohne Ziel oder Endpunkt dieser Entwicklung gewesen zu sein - mit einem Satz: Die verinnerlichte Kenntnis der Evolutionsmechanismen führt hinsichtlich der Bewertung menschlichen Lebens nicht zu Überheblichkeit, sondern zu Bescheidenheit.

2. Die übernatürlichen Zusammenhänge
"... Vielmehr bedarf es einer Findung der geistigen und übernatürlichen Zusammenhänge von Mensch und Tier ..."

Also - darauf wäre ich nun wirklich gespannt. Vielleicht würde es - in Anlehnung an meinen Kommentar weiter oben - schon genügen, wenn man die *natürlichen* Zusammenhänge zur Kenntnis nehmen würde. Bekanntermaßen sind nicht nur Mutter und Kind, sondern auch Affe und Mensch miteinander verwandt. Vom Schimpansen trennen uns beispielsweise nur 2% unserer genetischen Anlagen - 98% sind identisch (ein Umstand, durch den sich bereits ein Biologe zu der köstlichen Bemerkung hinreißen ließ, wir wären eigentlich die dritte Schimpansenart auf diesem Planeten).

3. Kampfhunde greifen Menschen an ...

"1. In letzter Zeit häufen sich Meldungen über Angriffe sogenannter Kampfhunde auf Menschen. Die Konsequenz: Zuchtverbot entsprechender Hunderassen oder gar Bestimmungen, lebende Tiere einzuschläfern.

2. Während eine Herde Pferde die nächtliche Ruhe genießt, treibt es Menschen dazu, in diese Stille einzudringen und die Tiere bestialisch zu töten. Die Konsequenz: ? "


Es gibt eine Theorie, die die Intensität des Altruismus (der in Form von 'Mitleid' Eingang in das Erleben des Individuums gefunden hat) in Beziehung zum Verwandschaftsgrad der beteiligten Lebewesen setzt - je höher dieser ist, desto intensiver ist die Neigung zur Hilfsbereitschaft. Die biologische Zweckmäßigkeit dieses Mechanismus ist unverkennbar, führt er - in abgestufter Intensität - zum gegenseitigen Schutz der Individuen vor genetisch weiter entfernten Lebewesen und dient somit der Weiterentwicklung des Lebens zu komplexeren Organisationsformen. An diesem Mechanismus liegt es, daß eine Mutter mehr Mitleid für ihr eigenes Kind als für fremde Kinder zu empfinden neigt, und daß uns der sterbende Hund mehr dauert als der Todeskampf einer Stubenfliege.

Vor diesem Hintergrund ist es - im Wortsinne - ganz natürlich und nicht im geringsten verwunderlich, daß Angriffe von (Haus-)Tieren auf Menschen (und besonders auf Kinder!) die Gemüter ungleich mehr erregen als das Gemetzel der Pferdeschlächter - und ich vermute, daß auch einen bestimmt naturverbundenen Menschen wie Dich die Skrupel verlassen, wenn er durch die Verwendung eines antiseptischen Serums bei der Wundprophylaxe seines Hundes Millionen von Tetanus-Erreger in den qualvollen Tod schickt ...

Gruß
Sangus
Thema: Mensch und Tier - eine zerstörte Verbindung


 
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