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Aufnahmestopps in Tierheimen
Seitdem der Staat mit scharfen Verordnungen gegen Kampfhunde vorgeht, wollen viele Halter so schnell wie möglich ihre Tiere loswerden: In vielen Städten beschweren sich Tierheime über Kampfhunde-Besitzer, die ihre Tiere dort abgeben wollen.
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Gefürchtet: Ein Pitbull-Terrier
Hamburg - Das Pech für die Halter von Kampfhunden: Zu Beginn der Reisezeit sind die meisten Tierasyle sowieso überfüllt. In Berlin gaben sich Kampfhundebesitzer verantwortungslos: Seit Mittwoch wurden zehn der gefährlichen Hunde herrenlos im Stadtgebiet aufgegriffen. Das Tierheim verhängte einen Aufnahmestopp für Kampfhunde. Mit 78 dieser gefährlichen Tiere seien die Zwinger voll, sagte Sprecherin Carola Ruff. Seit Mittwoch gilt in der Hauptstadt Leinen- und Maulkorbzwang für Kampfhunde.
In Hamburg kamen 16 Kampfhundebesitzer zum Tierheim, wurden aber vom Leiter Wolfgang Poggendorf wieder weggeschickt. "Die sollen erst mal versuchen, ihren Hund genehmigt zu bekommen", meinte er. Ein Besitzer gab seinen Kampfhund schlicht an einer Polizeiwache ab und verschwand. Auf den Straßen der Hansestadt sind seit dem tödlichen Angriff eines Staffordshire-Terriers auf einen sechs Jahre alten Jungen Kampfhunde deutlich seltener zu sehen.
Auch in Frankfurt am Main sind die Hunde in den letzten Tagen mehr und mehr aus dem Straßenbild verschwunden. "Meine Mitarbeiter berichten mir, dass die Halter von Kampfhunden sich mit ihren Tieren deutlich seltener in der Öffentlichkeit zeigen", erklärt Rolf Menzer, Leiter des städtischen Ordnungsamts. Frankfurt hatte bereits 1997 eine rigide Kampfhundeverordnung erlassen. Insgesamt gibt es in der Stadt 560 registrierte Kampfhunde. In den vergangenen drei Jahren wurden 175 illegale Kampfhunde aufgegriffen.
Das Wiesbadener Tierheim registrierte in den vergangenen Tagen vermehrt Anfragen von Kampfhundebesitzern. "Viele haben Angst, dass die Hunde ihnen weggenommen werden", sagt Tuulikki Schröder vom Tierschutzverein. Die Hundehalter seien verunsichert, weil sie von der Bevölkerung inzwischen sehr aggressiv auf ihre Tiere angesprochen würden. Haltern, die ihren Kampfhund beim Tierheim abgeben wollten, kann Schröder nur wenig Hoffnung machen: "Wir sind schon völlig überfüllt mit Hunden. Das wird noch ein Riesenproblem für uns."
In Niedersachsen sind die Tierheime zu Beginn der Ferienzeit nahezu völlig ausgebucht mit normalen Gästen und können kaum zusätzlich Kampfhunde aufnehmen. "Es gibt einen Stau in den Tierheimen", sagte der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums, Hanns-Dieter Rosinke, in Hannover. In Rostock ist "nicht massenhaft, aber doch spürbar", dass sich Tierhalter ihrer Kampfhunde entledigen wollen, wie Tierheimleiterin Katrin Fricke erzählt. Es wurden auch Hunde ausgesetzt.
Wegen der strengen bayerischen Kampfhundeverordnung gibt es nach Angaben des bayerischen Innenministeriums kaum Kampfhunde in München. Im Münchner Tierheim wurden in den letzten Tagen auch keine abgegeben.
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