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17.06.99 -- Danman

Ohne Worte














Ohne Worte?

Nachdem ich in der letzten Zeit mehrere Hundeplätze und Hundeschulen besucht habe, wurde mir wieder so richtig

auffällig, wie ausgiebig dort alles auf verbale Kommunikation ausgelegt ist, was mich wiederum zu der Frage trieb,

warum?

Da es rudelintern kaum verbale Kommunikation gibt, stellt sich hier doch die Sinnfrage - und die Frage der

Notwendigkeit.

Die eingeschränkte Richtigkeit der Übertragung wölfischen, auf hündisches Verhalten einmal

Ganz außer Acht gelassen, versuche ich einmal zu erklären, weshalb wir zu viel mit unseren Hunden reden.

Die einzigen Lautäußerungen, die rudelintern ablaufen, betreffen das Knurren, welches eine einschränkende

Warnung bedeutet, das kläffende Spiel-Auffordern, den gejaulten Schmerz (bzw. dessen Vorankündigung), das

"Verbellen" unliebsamer oder vermeintlich gefahrbringender Gegebenheiten und das "howling" (heulen) zum

Zusammenruf des Rudels.

Jedwede andere Verständigung innerhalb eines Wolfs- und/oder Hunderudels läuft nonverbal ab.

Macht ein Rudelmitglied beispielsweise eine vermeintlich jagdbare Beute aus, so orientiert es sich zunächst am

Rudelführer, und beachtet dessen Körpersprache. Dreht dieser desinteressiert ab, so hat sich die Sache erledigt.

Zeigt er jedoch Spannung und nachhaltig erregte Beachtung des Erblickten, so wird dies als Jagdaufforderung

angesehen, was entsprechende Verfolgung (Einkreisung, Wegabschneidung) zur Folge hat. Der Leitwolf äußert sich

nicht stimmlich.

Es gibt also im Verbalverständnis des Caniden keine Kommandos für die gewollte Erledigung bestimmter Aufgaben.

Warum also, sind wir in Erziehung und Ausbildung so versteift auf Worte?

Letztlich nur, weil wir gewohnt sind, mehr auf dieselben zu achten, denn auf Körpersprache.

Wir glauben an Worte, weil wir verlernt haben, Gestik und Mimik richtig zu deuten. Die Psychologie indes, hat in

ihrem Streben nach Erkennung, die Aussagekraft der Gestik und Mimik immer sehr hoch eingeschätzt.

Die Körpersprache ist die wohl älteste, ehrlichste und sicherste Art der Kommunikation, die wir kennen - und doch

legen wir viel zu wenig Wert darauf.

Der Hund kann sicher nicht so detailgetreu sehen, wie wir Menschen - doch kann er geringste Bewegungen auf eine

sehr große Entfernung ausmachen, was uns wiederum zeigt, daß dies für ihn ursprünglich wichtig ist, da sonst diese

Fähigkeit nicht vorhanden wäre.

Warum also versuchen wir, dem Hund eine Sprache aufzudrängen, die er kaum verstehen kann - warum "reden" wir,

wenn wir viel einfacher "zeigen" können?

Die Tatsache, daß wir extrem verbal orientiert sind, führt zu immerwährenden Mißverständnissen im

Hund-Mensch-Verhalten.

Wir kombinieren sprachliche Äußerung mit Verstehen - der Hund aber nicht.

"Ich hab´s ihm doch gesagt, daß er ... machen soll"...

Entfernen wir uns jetzt einmal von aller stimmlicher Einflußnahme, so stellen wir in kürzester Zeit fest, daß wir

dadurch mehr Verständnis, gesteigerte Lernbereitschaft und viel mehr visuelle Orientierung seitens unseres

Hundes erreichen.

Und das ist im Endeffekt genau das, was wir wollen. Sieht unser Hund z.B. vermeintlich jagdbares Wild, so soll er

sich an uns orientieren, ob es erwünscht ist, die Verfolgung aufzunehmen. Geben wir kein unterstützendes

Körpersignal, bzw. ein abwiegelndes Körpersignal, so ist dieses Wild nicht jagdbar. Ergo wird es uninteressant.

Daß dies in Konsequenz erst dann funktioniert, wenn wir der verständigen Körpersprache mächtig sind und unser

Hund uns als "Leitenden" anerkannt hat, versteht sich von selbst.

Allerdings ist es gar nicht so schwierig, einen Hund auf Gestik einzulernen - im Gegenteil - es ist einfacher, als

Verbalkommandos zu lehren, da es für den Hund verständlicher ist.

Das einzig wirklich wichtige, hörbare Kommando, sollte das sein, welches ihn zur visuellen Aufmerksamkeit zum

Führer leitet.

Auch das "Hey", welches ich als "Abbruchkommando" tituliere, ist nichts anderes, als der Hinweis: "Höre auf, mit

dem, was Du tust - und achte auf mich".

Ob wir jetzt einen Pfiff, oder ein Händeklatschen als Aufmerksamkeitserregung verwenden, ist gleichgültig - wichtig

ist, daß wir jedwede Lautäußerung nur im Extremfall anwenden -

nämlich dann, wenn unser Hund anderweitig extrem interessiert, bzw körperlich abgewandt ist

Ansonsten gehen wir einfach einmal davon aus, daß er uns bemerkt, was zur Folge hat, daß er vermehrt auf uns

achtet, da er sonst zuviel verpasst.

Schränken wir unsere verbalen Kommandos auf "Null" ein, so erreichen wir Folgendes:

Der Hund, der gewohnt ist, daß er permanent verbal kontrolliert und berichtigt wird, ist plötzlich alleine gelassen, da

keine "Befehle" mehr kommen. Folglich erreicht man eine gewisse Verwirrung, die sich darin äußert, daß er sich

"rückversichert". Dies kann aber wölfisch/hündisch nur visuell erfolgen, weshalb er nach uns schaut.

Hier haben wir dann die Möglichkeit der stärksten Einflußnahme. Entweder durch Ignorieren/ Abschwächen - oder

durch Unterstützen.

Wir wollen erreichen, daß nicht wir auf den Hund achten müssen, sondern der Hund auf uns.

Also müssen wir lernen, loszulassen, anstatt zwanghaft binden zu wollen.

Das ganze ist selbst für einen Laien recht einfach umzusetzen, indem man sich z.B. ein einwöchiges

"Schweigegelübde" auferlegt und während dieser Zeit auch nur in Einzelfällen Blickkontakt zum Hund sucht.

Geeignete gestikuläre Zeichen kann ich leider nicht gut schriftlich beschreiben - jedoch hat sich in meiner Erfahrung

der erhobene Zeigefinger als "Sitz"-Kommando, die nach unten weisende Hand, als "Platz"-Kommando, die

ausgestreckte Hand, als "Steh"-Kommando erfolgreich erwiesen. Das Herankommen ist indes eine sehr positive

Aufforderung, weshalb hier eine "runde", nonaggressive, heranwinkende Arm-Bewegung, sich als Bestens erwiesen

hat.

Probiert es einfach mal aus, ohne Stimme mit Eurem Hund zu kommunizieren und Ihr werdet feststellen, daß sich

dessen Verhaltensweisen innert kurzer Zeit zum Positiven verändern - ganz einfach, weil er vermehrt auf Euch

achtet, Euch besser versteht und nicht unter mißverständlichen Druck gerät.

Zur Erregung seiner Aufmerksamkeit, sollte auch nur ein neutraler Laut - nicht aber ein Wort dienen.

Viel Spass - und viel Erfolg beim Ausprobieren

Daniel
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