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30.05.00 -- Bianca + Jill

RE: Geständnis!














Hallo Gudrun,

"Wenn diese aber negative Konsequenzen für ihn hat, wird er es nicht oft wollen. Bei der von Dir angeführten Intelligenz hätte der Hund diese mit Sicherheit richtig mit seinem unerwünschten Verhalten assoziiert".

Das verstehe ich nicht ganz. Also das "Platz" funktionierte eigentlich in allen Lebenslagen, nicht nur "sanft" auf dem Hundeplatz, sondern auch bei Hundebegegnungen, bei Hunden, die meine Hündin nicht mag, da werfe ich den Ball auf die Wiese, bringe sie in den "Platz", so kann sie für sich ihren Sicherheitsabstand einhalten und ich kann passieren und das funktioniert 1a. Mit Sicherheit auch keine einfache Situation!

Was heisst in diesem Zusammenhang "negative Konsequenzen"? Wie konnte ich Konsequenzen ziehen, wenn Hund erst einmal weg war, somit das Kommando nicht befolgte und nach einer halben Stunde wiederkam? Wie kann ich darauf noch einwirken, dass der Hund sich auch daran erinnert, dass es das Nichtbefolgen des Kommandos war? Ich denke, dass ist nicht machbar und man würde die falsche Situation (nämlich das Wiederkommen) bestrafen und so war es auch bei mir. Die Abstände wurden immer größer und ich habe durch mein Fehlverhalten sicherlich auch dazu beigetragen, denn ich war nicht immer gutgelaunt, wenn Madame dann endlich wiederkam!

"Positiv Konditionieren ist natürlich schöner. Aber was fasziniert einen Hund mehr, als frei laufendes Wild?"

Vielleicht den Halter, wenn man es richtig anpackt! Nur mit positiver Konditionierung funktioniert es nicht, denn es gibt massenweise Gründe, warum sich ein Hund vom Halter entfernt und ich denke nicht nur, weil Jagen so selbstbelohnend ist. Heisst ja nicht unbedingt, dass es bei jedem Halter fruchtet. Man muss doch erst einmal bereit sein, sich selber zu durchleuchten, obwohl man der Meinung ist, man würde seinen Hund richtig händeln. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Fehler machen und diese einem gar nicht auffallen und nicht jeder Hund reagiert auch sensibel darauf. Und so habe ich halt angefangen. Mein Verhalten zu überdenken und das fängt schon im Haus an.

Ich habe den Tagesablauf verändert, ich habe Privilegien unterbunden, Manipulationen, die mir vorher nicht bewusst waren, ignoriert, aus der Hand gefüttert und mich drinnen rar gemacht. Mein Verhalten generell überdacht, denn ich habe in vielen Situationen nicht hundegerecht gehandelt, somit erschien ich meinem Hund sicherlich unglaubwürdig und als Rudelführer nicht geeignet oder nicht würdig, mich zu akzeptieren, das hat aber nichts mit Härte oder Gewalt zu tun. Im Gegenteil! Man muss immer so agieren, dass der Hund es auch verstehen kann. Und das konnte meiner teilweise nicht! Das fängt schon mit dem Nackenschüttler an und hört bei unsinnigen Schimpftiraden auf.

Andersherum habe ich draussen mit meinem Hund "Action" gemacht, nicht stupide Unterordnungsübungen, sondern draussen war mit MIR Spass angesagt (allerdings erst einmal eine lange Zeit mit Schleppleine, die aber nicht dazu gedient hat, den Hund negativ damit zu beeinflussen, sondern um mir erst einmal die Möglichkeit zu geben, dass ich den Hund bei mir halten konnte). Ich habe die Gebiete gewechselt, neue Erkundungstouren waren angesagt und es hat sich eigentlich relativ schnell etwas geändert und sei es nur, dass der Hund auf mich geachtet hat, was ich mache, denn er könnte ja was verpassen oder wenn ich gerufen habe, dass er sehr schnell an meiner Seite war und nicht zu mir gezockelt kam wie früher eben, weil er eben musste und ihm nichts anderes übrig blieb.

Ich habe den Hund aber auch direkt immer nur auf den Wegen gehalten. Das war ebenfalls ein Gesetz, was ich bis heute ganz strikt einhalte und zudem auch das Kommando "Nein", dem ich auch eine besondere Bedeutung gewidmet habe und das ein absolutes Tabu ist, das zu befolgen ist und damit halte ich sie heute sehr zuverlässig von den Hasen ab. Das "Platz" war eben das Kommando, was man machen musste, aber Hund hat es nicht "eingesehen". Es folgte auf Entfernung auch nichts Positives. Deshalb bin ich auf das "Nein" übergegangen, was wesentlich positiver über Spielaktionen einstudiert wurde. Alle kleinsten Ansätze, die sie mir geboten hat, habe ich ausgefeilt wie eben auch das Kommen im Grunde nach dem Clickerprinzip. Ich rufe nicht mehr unsinnig, sondern lediglich, wenn es notwendig ist. Ich mache heute teilweise "Schweigespaziergänge", die mein Hund total spannend findet, er muss sich schliesslich nach mir richten und kommt dem Hundeverhalten doch eigentlich auch sehr nahe. Da läuft halt alles über Sichtzeichen ab. Das gegenseitige Vertrauen ist jetzt einfach da.

Früher habe ich meinen Hund sicherlich noch dazu animiert. Er war Sicht- sowie als auch Spurenjäger. Die Spuren konnte ich nicht erahnen und wie gesagt, sie hatte halt gelernt, dass es Ärger gibt, wenn sie sich entfernen würde. Folglich ist sie aus dem Stand neben mir losgedonnert ab ins Maisfeld z. B.. Einen Hasen hat sie sowieso gefunden. Sicherlich ist ein Hund so schlau, dieses zu umgehen, warum funktioniert denn oftmals das negative Leinentraining nicht? Eben weil Hund leinenschlau geworden ist und er weiss, dass es nicht am Einfluss des Halters liegt, sondern lediglich an der Leine. So dumm sind unsere Hunde nicht. Sie können sicherlich nicht vorsätzlich handeln, sie können aber sehr schnell Situationen erlernen, wie man diese umgehen kann. Vor allem, wenn sie damit ein paar Mal Erfolg hatten!

Die Stimme und die eigene Selbstsicherheit spielt dabei auch eine große Rolle. Ein Beispiel: Mein Hund sitzt 5 Meter neben mir am Weiher. Auf einmal sehe ich 10 meter vor uns "löffel" herausragen. Ich sehe zu meinem Hund, der auch gerade in diese Richtung stiert, der schaut kurz zu mir und ich schreie nur "Platz". Was macht mein Hund? Er startet los, weil er diesen unsicheren Tonfall kannte. Die hat eh keinen Einfluss. Ein Hund ist und bleibt immer schneller und das weiss er. Die Strafe hinterher nehmen eingefleischte Jäger gerne in Kauf, ihre Selbstbelohnung haben sie ja schließlich schon gehabt.

Mein Hund ist mir übrigens auch über eine Hauptstrasse gelaufen und wir haben mehr als ein paar Schutzengel gehabt, dass zu der Zeit kein Auto auf der Strasse war und es war an der Zeit, umzudenken und etwas zu tun, sonst hätte uns ebenfalls ein Leben an der Leine bevorgestanden und das wollte ich nicht.

So, ich denke zwar, ich habe die Hälfte vergessen, aber dies ist ein kleiner Überblick meiner Vorgehensweise zu "unserem" ehemaligen Jagdproblem!

Viele Grüße Bianca und Jill
Thema: Geständnis!


 
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