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17.02.99 -- Danman

Hundeerziehung - ein Kinderspiel?














Hundeerziehung - Ein Kinderspiel?

Nachdem ich selbst schon eine sog. Hundeschule betrieb und auch sehr viele Gruppenlehrgänge gegeben habe, würde ich mit meiner heutigen Erfahrung behaupten, daß die Ausbildung in solchen Institutionen zum größten Teil nicht effektiv ist.

Ich möchte nicht pauschalisieren - es gibt sicherlich ein paar empfehlenswerte Hundeschulen- diese sind im deutschsprachigen Raum jedoch mit der Lupe zu suchen.

Die Hauptproblematik besteht zum einen darin, daß jeder selbsternannte Fachmann eine Hundeschule eröffnen kann, zum anderen sind die Ausbildungsansätze oft nicht mit den eigentlichen Bedürfnissen der Hundehalter vereinbar.

Wann fassen Halter den Entschluß, eine Hundeschule zu besuchen?

Nun, die Wenigsten entschließen sich vorbeugend für eine Ausbildungsunterstützung - die Meisten erst dann, wenn scheinbar unüberbrückbare Probleme auftauchen.

Es wird also eine "gute" Hundeschule gesucht, die meinem Hund eine möglichst wesensgerechte und gewaltfreie, trotzdem aber erfolgreiche Behandlung bieten kann.

Zeitungen, Zeitschriften und Internet sind voll von Angeboten, die sich durchweg gut anhören.

Leicht entscheidet man sich dann für eine Institution, die "bekannt" und alteingesessen ist und möglichst diverse Erfolge aufweisen kann.

Viele Schulen werben mit Hinweisen, schon unzählige Hunde erfolgreich auf Prüfungen geführt, bzw. schon beachtliche Preise errungen zu haben.

Das aber ist leider keine Garantie für eine Ausbildung in Ihrem Sinne.

Die Ausbildung, die prüfungsorientiert auf einem Hundeplatz durchgeführt wird, hat mit einer Erziehung für das "Alltagsleben" recht wenig gemeinsam.

Stellt sich zuerst einmal die Frage, was der Halter eigentlich erreichen will.

In den meisten Fällen geht es wohl um vernünftige Leinenführigkeit und einen gewissen Grundgehorsam, der ein angenehmeres Zusammenleben mit dem Tier gewährleisten soll.

Sie kommen also Beispielsweise mit dem Problem, daß ihr Hund heftig und unkontrollierbar an der Leine zieht- und auch ansonsten lieber das macht, was er will und nicht, was Sie wollen.

Genau hier wird dann auch in den meisten Fällen angesetzt. Man versucht, Ihr "Problem" zu lösen.

Das läuft dann mitunter mit verschiedensten Trainingsansätzen ab, meist in Gruppen - aber immer zielgerichtet auf die "Problematik" Unterordnung"(Sitz, Platz, Bei Fuß, Leinen-führigkeit, etc.).

Sie führen verschiedenste Übungen durch- und haben sie einen halbwegs guten "Ausbilder" erwischt, stellen sich auch schnell kleine Erfolge ein.

Durch den häufigen Besuch der Ausbildungsstätte, stellt sich nach einer gewissen Zeit auch ein sogenannter Gewöhnungserfolg ein. Der Trainer hat einen Beweis, für seine Fähigkeit erbracht und Ihr Hund gehorcht (wenn Sie wirklich Glück haben) während der Trainingsstunden auch leidlich.

Wäre da bloß nicht das eigentliche Privatleben. Hier merken Sie nämlich, daß ihr Hund das, was er schon so schön "gelernt" hat, nicht unbedingt in seiner "Freizeit" auch umsetzt.

Die Verlockungen des Lebens sind halt oft größer, als der Drang, stupide Übungsanweisungen zu befolgen.

Ihr Übungsleiter rät Ihnen, mehr zu üben - Sie besuchen die Hundeschule weiterhin.

Kleine Erfolge werden von Mißerfolgen wieder eingeholt - Sie drehen sich im Kreis.

UNVERSTÄNDLICH! Bei der Übungsstunde gehorcht er ja einigermaßen - aber zuhause...

Ihrem Trainer können Sie keinen Vorwurf machen - der hat ja, wie erwähnt, bereits bewiesen, erfolgreich zu sein. Der Rest liegt an Ihnen. Vielleicht brauchen Sie ja noch ein paar Stunden?

Das können Sie jetzt jahrelang weiterführen - oder Sie verstehen irgendwann, warum das gar nicht funktionieren KANN.

Unsere alten Lateiner haben hier einen sinnigen Spruch geprägt: "non scolae sed vitae discimus" - Nicht für die Schule, sondern für das Leben, lernen wir.

Wenn wir aber für das Leben lernen wollen, so müssen wir auch IM Leben lernen.

Was nützt Ihnen der Hund mit einer Übungsdressur, die er irgendwann auch ohne Sie durchlaufen kann, wenn er im normalen Leben definitiv gehorsamsmäßig versagt?

Eine bestandene Begleithundeprüfung z.B. sagt über den Ausbildungsstand eines Hundes gar nichts aus!

Und wie sich Ihr Hund in der Trainingsstunde benimmt, interessiert im Endeffekt niemanden, außer einem Prüfungsrichter - Sie nämlich LEBEN nicht in Trainingsstunden.

Gerade, weil ich es jahrelang "erfolgreich" praktiziert habe, weiß ich Heute, daß eine individuelle Ausbildung in der Gruppe nicht wirklich möglich ist. Sicherlich waren die Halter sehr zufrieden - doch bin ich Heute überzeugt, daß viele nicht in der Lage waren, das Erlernte im Privaten umzusetzen. Das aber war doch das eigentliche Ziel dieser Leute.

Ich war sehr erfolgreich - und habe trotzdem teilweise versagt, weil ich mich zu wenig um die eigentlichen Bedürfnisse gekümmert hatte. Vor allem aber, weil auch ich Erziehung und Ausbildung nicht im notwendigen Ausmaß unterschied.

Zurück zu obigem Beispiel:

Zu allem Übel war dort sogar der gesamte Ansatz für Ihren Hund vollkommen falsch.

Was Sie gebraucht hätten, wäre jemand gewesen, der Ihnen das Hundewesen verständlich macht und Ihnen zeigt, daß in erster Linie ERZIEHUNG gefehlt hat und nicht Ausbildung.

Sie hätten jemanden gebraucht, der sich mit Ihrer ganz speziellen Situation auseinandersetzt und einen individuellen Ansatz für Sie und Ihren Hund erarbeitet. Nicht aber ein 08/15- Training, welches Ihnen und Ihrem Hund nicht wirklich weiterhilft.

Hunderziehung- und Ausbildung ist eigentlich ein Kinderspiel.

Es ist keine große geheime Kunst, die sich nur wenigen offenbart und die in jahrelanger Arbeit erst erlernt wird. Es ist eine Frage des Verstehens und der Einsicht.

Alles, was Sie wirklich brauchen, ist ein "Berater, Trainer, Ausbilder, etc.", der in der Lage ist, Ihnen nahezubringen, wie Ihr Hund behandelt werden muß, um erfolgreich und wesensgerecht zu lernen - und sich sozialentsprechend zu Verhalten.

Der Hund mit seinem - dem Unseren teils so ähnlichen- Sozialverhalten, ist auf der einen Seite ein recht komplexes Wesen, auf der anderen Seite in seinen Verhaltensweisen so einfach "gestrickt", daß diese sich einem differenzierten Betrachter nicht lange verschließen.

Lassen Sie sich nicht einreden, man müsse ganz neue Erkenntnisse diverser "Verhaltensforscher" in der Erziehung verarbeiten. Hier werden teils Verhaltensweisen hineininterpretiert, die ein Hund nie wirklich gezeigt hat.

Diese "Erkenntnisse" beruhen zumeist auf einer vollkommenen Fehleinschätzung und dienen mehr der Publicity und der persönlichen Bereicherung, denn Ihnen und Ihrem Hund.

Suchen Sie einen Trainer, der Sie zum Verstehen bringen will - nicht einen, der Ihnen zeigt, wie man vermeintliche Probleme beseitigt oder vertuscht, die eigentlich nur Auswirkungen eines Miß-Verständnisses sind.

Und das, was ich hier über Hundeschulen schrieb, läßt sich genauso auf bestimmte "Methoden" übertragen, die nicht Verstehen, sondern Interpretieren zur Grundlage haben.

Ich sage es noch einmal:

Hunderziehung- und Ausbildung ist ein Kinderspiel, sobald man verstanden hat, worauf es ankommt. Das wird Ihnen auch jeder sachverständige und seriöse Trainer bestätigen. Seine "Kunst" besteht nämlich eigentlich darin, dieses einem Hundehalter begreiflich zu machen.

Suchen Sie sich jemanden, der Ihnen das nahebringen kann und verschwenden Sie nicht Zeit und Geld dafür, im Endeffekt feststellen zu müssen, daß Sie sich von Versprechungen und angeblichen Erfolgen einwickeln ließen.

Schönen Tag noch und viel Erfolg

Daniel

  17.2.99Hundeerziehung - ein Kinderspiel?     
  17.2.99RE: 1   


 
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