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09.12.98 -- Jutta_Honyeye

Trennungsangst














Hallo Gerd und Ute,

Ihr habt also eine liebe, anhängliche Hündin, die nur ein Problem hat: Die Angst, Euch zu verlieren. Aus der Entfernung ist sowas immer schwierig zu beurteilen, aber mein Gefühl sagt mir, daß das, was Ihr in erster Linie tun solltet, vertrauensbildende Maßnahmen sein müßten. Zurückkommen und schimpfen/strafen gehört für mich nicht dazu. Was passiert nämlich in so einem Fall normalerweise: Ihr kommt rein, Euer Hund hat gewinselt und gelitten, jetzt freut er sich, daß Ihr endlich wieder da seid. Statt einer freudestrahlenden Begrüßung gibt es aber von Eurer Seite Schimpfe - was denkt Ihr, bestraft Ihr nun gerade?

Ich weiß, daß diese Art der Erziehung in vielen Büchern propagiert wird. Unsinnigerweise oft von den gleichen, die an anderer Stelle betonen, daß ein Hund immer nur das gerade ausgeführte Verhalten mit Lob oder Strafe verbinden kann. So empfehlen sie dann zwar, daß man einen ausgebüchsten Hund beim Zurückkommen IMMER loben muß, fordern aber, einen fiependen, alleingelassenen Hund durch Schimpfen davon abzuhalten. Bloß: In dem Moment, wo Ihr die Tür öffnet, wird Eure Hündin vermutlich nicht mehr winseln, sondern sich freuen. Dafür kriegt sie dann - puff - eins drauf. Ich behaupte, soooo schnell könnt Ihr in keinem Fall sein, um nicht die Freude, sondern das Gejammere zu bestrafen. Berücksichtigt man, wie gut ein Hund hört, ist zudem klar, daß Eure Hündin schon lange bevor Ihr an der Tür seid, weiß, daß Ihr kommt. Ihr Gewinsel ist dann vermutlich schon kein Trennungsschmerz mehr, sondern Ausdruck von Freude.

Zudem ist das Schütteln am Nackenfell keine Erziehungsmaßnahme. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Mutterhündin getroffen, die ihre Welpen auf diese Weise zurechtgewiesen hätte. Das Nackenschütteln gehört eindeutig zum Beuteverhalten und wird ausschließlich benutzt, um Beute zu fassen und durch Genickbruch zu töten. Eure Hündin weiß instinktiv, daß ein Gepacktwerden im Genick lebensbedrohlich ist. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie viel Angst Ihr damit auslöst?

Derzeit bringt Ihr Eurer Hündin also eher bei, das Vertrauen in Euch zu verlieren, statt es aufzubauen. Ich würde es folgendermaßen versuchen: Beginnt nochmal von ganz vorne, wie bei einem Welpen. Am besten nach einem langen Spaziergang, wo Eure Hündin ohnehin müde ist. Tut genau so, wie wenn Ihr länger weggehen wolltet, also anziehen, die gleichen Rituale, wie im "Normalfall". Dann geht Ihr, aber nur für zwei Minuten. Beim Wiederkommen ist Freude angesagt. Nach 10 Minuten das gleiche Spiel, mindestens 8x am Tag (ohne daß Ihr immer spazierengehen müßt, lach). Die Hündin kann so die Erfahrung machen, daß dieses furchtbare Alleinsein gar nicht so schlimm ist. Durch die Häufigkeit der Wiederholung und die ganz kurzen Zeiträume kann sie sich allmählich daran gewöhnen, daß es gar nicht sooo schlimm ist, wenn ihre Menschen mal verschwinden.

Ich wünsche Euch viel Erfolg und eine lange, glückliche Zeit mit Eurer Süßen,

liebe Grüße,

Jutta
Thema: Trennungsangst


 
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