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12.05.00 -- Tanja, Achim + Cyril

RE: Rassismuss nun auch bei Hunden!!














Hallo Sandra und Nicole,

im großen und ganzen geb ich Euch völlig recht. Vielleicht noch ein paar ergänzende Gedanken/Beobachtungen dazu.

Es sind nicht nur Hunde, die in den Medien immer mehr pauschalisiert als gewalttätige Bestien charakterisiert werden. Vergleiche ich viele (natürlich nicht alle) Natur/Tierdokumentationen von heute und von vor 20 Jahren fällt mir folgendes auf: Heute überwiegen bei Berichten über Löwe, Hai, Wolf und Co eindeutig die Szenen, in denen ein Raubtier "bestialisch" seine Beute zerfleischt. Vor einer Weile sah ich einen Bericht über weiße Haie, der schätzungsweise zu 80 % aus Bildern bestand, in denen ein Hai seine Beute zerfleischte. Das ganze war aus der Sicht der Beute gedreht (Surfbrett mit Fleischklumpen und Kamera), das heißt man sah eigentlich nur Zähne und Blut. Sonst (fast) nix aus dem Leben der Haie. Aber genau diese Sachen verkaufen sich und locken eine Menge Zuschauer vor die Schirme und Leser an die Zeitungen. Es gibt bei vielen eine große Faszination für Gewalt. Genauso wenig würden sie einen Artikel über das Trainig von Rettungshunden lesen, dafür aber auf jeden Fall die minitiöse Beschreibung, wie ein Hund ein Kind zerbiß. Und auch wir (als freie Wissenschaftsjournalisten) werden bei Abgabe einer Story durchaus ab und zu gefragt: gibts da nicht noch was, ist das oder das Tier in dem Artikel nicht vielleicht gefährlich? Denn Gefahr und daraus entstehende Angst verkauft sich gut. Ganz langsam zeichnet sich da immer mehr ein Bild von der ach so unberechenbaren Natur, in der große Tiere nur darauf warten uns oder süße andere Tiere zu beißen und zu zerfleischen.

Auch wenn ich nicht gerne Menschen mit Tieren vergleiche, erinnert auch mich die "kampfhund" Hysterie, an "Ausländer raus"-Parolen. In meinen Augen läuft das immer und immer wieder nach dem gleichen Muster ab: Es gibt Probleme und eine vermeindlich schwache Gruppe wird als ganzes in diesem Land alleine dafür verantwortlich gemacht. Sei es weil sie nicht wählen darf oder in der Minderheit ist. Das ist einfach und man muß sich nicht wirklich mit Ursachen der Probleme auseinandersetzen. Die Probleme werden dadurch nicht gelöst (Arbeitslosigkeit, Kriminalität oder halt aggressive Hunde), aber Politiker präsentieren schnelle Lösungen und "härtere" Gesetzte und wirken tatkräftig und Teile der Presse sind besonders bürgernah und helfen das durchzusetzen.

Nachdenkliche Grüße Tanja+Achim
Thema: Rassismuss nun auch bei Hunden!!


 
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