Hi Martina,
» aber weißt Du eigentlich was
lebenslanger Leinenzwang für einen Jagdhund bedeutet?
Ja, weiß ich. Ich stand selber schon vor diesem Problem.
» Nur wenn er angeleint ist, gibt es, wie oft mit angeleinten Hunden,
schonmal Probleme.
Diese Probleme lassen sich durch Konditionierung beheben.
» Er hat angeleint auch keine Möglichkeit mit
anderen herumzutoben - was er für sein Leben gerne tut.
In eingezäuntem Gelände kein Problem. Ich hatte damals mit dem Sportwart eines Fußballplatzes gesprochen (selber Besitzer von einem Jagdhund, der ohne Leine nicht laufen durfte) und daraufhin hatte ich ein optimales Freilaufgelände. Not macht erfinderisch - aber solche Gelegenheiten fallen einem nicht von alleine in den Schoß. Man muß schon mal rumnfragen.
» Trotz 8 m
Flexileine kann er interessante Spuren nicht zuende verfolgen, was
ihn immer frustet.
Wie soll ich das verstehen?
Läßt Du den Hund wildern um sein Bewegungsbedürfnis zu befriedigen?
» Er hat einen enormen Bewegungsdrang - aber
stundenlang am Fahrrad laufen mag er auch nicht.
Fahrradfahren ist zwar nötig aber reicht alleine nicht aus. Jagdhunde (und alle anderen) wollen auch "Kopfarbeit" leisten. Eine Kombination aus Lauftraining (Vorsicht!!!! - man zieht sich damit schnell einen Hochleistungssportler heran), Gehorsamstraining und förderndes Spielen (Suchspiele z.B. Fährtenarbeit, Geschicklichkeitsspiele z.B. Agility oder Breitensport) und normalen Spaziergängen haben sich sehr gut bewährt.
» Wir haben das
Jagdproblem ohne Teletakt in den Griff bekommen - ABER SEIT
IST ER FREILAUFEN DARF, IST ER EIN ANDERER HUND
GEWORDEN. Er ist wesentlich lebenslustiger und ausgeglichener
geworden. Wer ihn mit seinem liebesten Kumpel Barney durch die
Felder toben sieht, kann sich vorstellen, was das "bischen Freiheit"
für Dor bedeutet.
Es steht außer Frage, das ein Hund, der sich frei bewegen kann besser dran ist als ein Leinenhund. Wenn dies ohne Starkzwang hinzubekommen ist, ist es doch auch OK. In der Diskussion ging es aber doch um Stromreizgeräte. Bevor ich so ein Gerät einsetze, weiche ich lieber auf meine bewährte Alternative (s. oben) aus.
» Auf unserem großen Grundstück dürfte er übrigens
auch immer frei laufen, aber das wird ihm nach 20 min zu langweilig -
alles abgeschnüffelt.
Logisch. Der eigene Garten ist langweilig - solange man dort ALLEINE ist. Den Hund in den Garten zu entlassen und zu sagen "nun spiel mal schön" funktioniert leider nicht. Man muß schon selber den Animateur mimen und den Hund entsprechen beschäftigen.
» Und finde mal jemanden, der regelmässig mit zu
Dir kommt, damit dein Hund sich mit einem anderen austoben kann.
Es geht!!!!! - glaub es mir. Wenn man zu 3. Ist und reihum die Gärten genutzt werden, läuft das ganze ganz hervorragend. Wie schon gesagt, man muß sich schon etwas darum bemühen (z.B. eine Annonce aufgeben). Du wirst erstaunt sein, wie viele Hundebesitzer das gleiche Problem haben.
» Ich bin der Meinung, diese Geräte gehören nur in die Hände von
Fachleuten (ich weiß, daß diese Forderung nicht durchzusetzten ist
;-)) - aber denkt auch mal an die Leute, die einen "gebrauchten
Hund" übernehmen und mit den Fehlern der "glücklichen
Vorbesitzer" fertigwerden müssen.
Kenne ich zur Genüge. Ich habe jahrelang mit den "Produkten" unfähiger Hundehalter gearbeitet.
» Leinen- und Maulkorbzwang
sollten wirklich das letzte Mittel sein.
Sehe ich genauso. Aber wer aus einem "Zwang" auch tatsächlich einen "Zwang" macht, ist selber schuld.
Aus einem "Leinenzwang" kann man viel machen - im positiven Sinne.
Besser so als Teletakt.
» Sicherlich ist noch kein Hund
daran gestorben, aber weder ist damit das ursprüngliche Problem
gelöst noch sind die Tiere damit glücklich.
Es ist aber auch noch kein Hund gestorben, dem das Freilaufen in der "freien Wildbahn" nicht erlaubt wurde.
Man muß das beste daraus machen und vor allem seine Schuldgefühle dem Hund gegenüber begraben. Denn der ist ein unwarscheinlich anpassungsfähiges Gewohnheitstier, welches sich überrascht schnell auf neue Gegenheiten einstellen kann - wenn man ihn läßt.
Auf jeden Fall sollte man jede Möglichkeit nutzen (auch professionelle Hilfe) um dem Hund beizubringen, nicht abzuhauen. Leinenzwang ist für mich der LETZTE Ausweg oder zumindest eine vorübergehende Lösung (während der Ausbildung). Leider gibt es Hunde, die auf keine Methode ansprechen und immer ein Restrisiko bleibt. Solche Hunde lasse ich lieber an der Leine (20m Schleppleine).
Gruß
Kathi
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