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Hallo Christine,
schön das Du nochmal genauer beschrieben hast, wie die zeitliche und auch räumliche Situation bei Euch aussieht. Aber nach dieser Info möchte ich Dir, ohne Dir zu nahe treten oder Dich verletzen zu wollen, DRINGEND von einem Hund abraten. Dieser Tenor schwingt ja auch in einigen anderen Beiträgen mit.
Warum?
Die 8-stündige Abwesenheit über einen längeren Zeitraum hinweg, bzw. für sein ganzes Leben, ist, noch dazu für einen Welpen welcher sich in der Prägungsphase befindet, fast tödlich zu nennen, programmiert jedoch auch fast sicher spätere Verhaltensstörungen vor. Denke mal dran: egal wie lieb oder süß oder wohlerzogen man einen (seinen) Hund findet, letzendlch hat man immer (jetzt bezogen auf die von Dir genannten Rassen)mindestens 40 Kg Hund mit einem Gebiss an einem Ende, das ist ein Potential, welches man sehr wohl in Betracht ziehen sollte. Hunde die "Ballaballa" werden, schlagen nicht nur Einbrecher in die Flucht ...
Das Argument langer Spaziergänge am Wochenende bzw. Zeit am Abend kann ich so leider auch nicht gelten lassen. Du kannst einem Hund nicht "Zeit auf Vorrat" zukommen lassen. Dies klappt vieleicht noch bei Katzen, nicht jedoch bei dem tierpsychologisch als Rudeltier anzusehende un dauf ständige Sozialkontakte angewiesene Hund.
Vor allem wirst Du keine Freude an der Ausbildung/Erziehung (selbst einfachster Grundkommandos) haben, dies erfordert nämlich, gerade in den ersten Lebensmonaten, eine gewisse Kontinuität, also nicht pro Tag 1 Stunde intensiv lernen (was den Hund sowieso überfordert), sondern häppchenweise, z.B. 2 - 3x 15 Minuten über den Tag verteilt.
Ein sich größtenteils selbst überlasssener Hund wird sich auch selbst beschäftigen, jedoch nicht in dem Sinne wie Du das vieleicht denkst. Er wird (aus Langeweile, und die hat er sicherlich, wenn er nach 2 Wochen den Garten in- und auswendig kennt) anfangen zu zerstören oder jeden Vorbeikommenden anzubellen oder ähnliches.
Eine feste Bindung an einen von Euch beiden wird auch nicht richtig zustandekommen, wie auch. Zu derAussage, einen Hund wg. der Schonung des Hauses draussen zu halten, möchte ich nur folgendes sagen: Wir (meine Labrador-Hündin und ich) sind täglich draussen am See oder einem anderen Gewässer (ausserdem begleitet sie mich ganztags im Freien bei der Arbeit, zu jeder Jahreszeit). Egal wie die Witterung ist oder wie schmutzig es ist. Mein Hund sieht oft dementsprechend aus. Aber er wird jedesmal gesäubert, bevor er ins Haus kommt. Das klappt, braucht aber halt im Frühjahr und Herbst auch mal 5 Minuten zusätzlicher Zeit wenn wir zurückkommen. Falls Du Angst vor Zerstörungen im Haus hast (z.B. Möbel anknabber): das passiert eigentlich nur, wenn der Hund es nicht verboten bekommt und lernt, das sein zu lassen. Bei Euch wäre das Aufpassen und verbieten nicht durchführbar.
Bitte nimm Dir diese Worte zu Herzen, denke noch einmal genau darüber nach, ob Du dies einem Hund antun möchtest (vergleiche die Situation ruhig mit einem Kleinkind anstelle des Hundes, die Situation ist durchaus vergleichbar), bedenke, daß der Hund VOLLKOMMEN auf Dich angewiesen ist und Du (nicht nur per Gesetz sondern auch aus moralischer und ethischer Sicht) verpflichtet bist, ihm ein artgerechtes Leben zu bieten.
Glaube bitte auch nicht, daß ich hier Schwarzmalerei betreibe, von der Richtigkeit dessen was ich schreibe habe ich mich leider schon zu oft perönlich überzeugen können. Nicht zuletzt kommen viele Hunde, welche durch solche Umstände "verkorkst" sind, irgendwann in ein Tierheim, weil sie für den Besitzer einfach nicht mehr handlebar sind. Das ganze hat nichts dammit zu tun, wie lieb Du deinen Hund hast, es geht viel tiefer in die Tierpsychologie hinein, einen Aspekt, den man leider von aussen oder ohne tieferes Wissen nicht so klar sieht. Zeige also deine Tierliebe und überdenke das Vorhaben mit dem Hund nochmal. Ich selbst habe 13 Jahre (und die waren für mich auch sehr hart und lang) warten müssen, bis ich es mir zeitlich erlauben konnte, einen Hund zu halten.
Hundehaltung bedeutet mehr als man Anfangs denkt. Frage mal im Forum nach, wie eng eine solche Bindung im Laufe der Zeit wird, wie auch das Verantwortungsgefühl wächst. Und letzendlich bedeutet es nicht nur die Höhen (Spaß beim üben, spielen, etc.), sondern auch die Tiefen (Matsch, Schlamm, Krankheit) miteinander zu teilen.
Wenn Du konkrete Antworten zu Deiner Entscheidungsfindung brauchst, mail mich auch ruhig privat an, ich kann Dir auch gerne telefonisch noch einigen Rat geben.
Klaus
K.Heimann@t-online.de
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