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Lieber Markus,
Dein Statement im Forum trifft uns gerade momentan direkt ins Herz, sozusagen...
Ich dachte noch bis vor ein paar Wochen ganz genauso wie Du, daß man bestimmte Triebe oder Instinkte bei Hunden nicht unbedingt mit einer gezielten Ausbildung völlig in den Griff bekommen kann, sie vielleicht sogar nur unerwünscht verstärkt und dem Hund damit keinen Gefallen tut.
Unser Beispiel erleben wir momentan wie folgt:
Seit November haben wir nun unsere inzwischen 14 Monate alte Weimaraner-Hündin bei uns. Sie soll als Familienhund gehalten werden, da keiner von uns irgendwelche jagdlichen Ambitionen hegt.
Ich gestehe, ich war zunächst skeptisch, auch wegen unserer äußeren Lebensumstände derzeit, aber mein Mann hat sich durchgesetzt und sich den Herzenswunsch erfüllt... Er ist auch kein Weimaraner-Anfänger, als Teenager besaß er bereits einen solchen Rüden aus dem Tierheim. Wir wußten also schon, was uns in Sachen Jagdtrieb erwartet.
Und Luna erweißt sich noch immer als sehr sensibel mit einer vortrefflichen Nase, ihr Jagdinstinkt ist sehr ausgeprägt. Jedoch haben wir es wohl geschafft, obwohl wir sie recht spät bekommen haben vom Züchter (sie war bereits 7 Monate alt), eine enge Bindung zu ihr aufzubauen. Sie entfernt sich nie außer Sicht und läßt sich fast immer sogar von der Fährte abrufen. Stelle ich mir so ähnlich vor wie bei Deinem Dalmatiner.
Zu Anfang war dies aber garnicht der Fall. Weißt Du, wie wir das verbessern konnten ? Mit Fährtensuchspielen. Sie ist ja nicht dumm, wenn sie einer wilden Fährte folgt, so riecht sie zwar verlockend und löst in ihr einen Reiz aus, aber am Ende steht dort immer einfach keine Reaktion von uns. Spielt sie aber mit uns irgendwelche Suchspiele, so kriegt sie immer Lob, Freude, Leckerchen, Bestätigung eben...
Insofern wage ich Dir zu widersprechen, daß eine Fährtenausbildung den Jagdtrieb erst weckt. Ich denke, daß sie sehr hilfreich sein kann, ihn zu kontrollieren. Denn in Deiner Betrachtung scheinst Du zu vergessen, daß es auch Hunde gibt, die bestimmte Triebe von sich aus schon sehr stark leben wollen, ohne daß diese von Menschen erst geweckt worden sind... Du hast Glück bei Deinem Freund, wir mußten uns erst darauf einstellen und einen Weg finden, damit zu leben. Luna liebt es, zu lernen, so haben wir sie eben gelehrt, ihren Trieb nur auf Wunsch zu leben, und es geht nun immer besser.
Allerdings stellt sie uns nun vor ein weiteres Problem, sie entwickelt ganz ohne Förderung durch uns immer mehr einen Schutztrieb, den wir nicht ganz nachvollziehen können.
Daß sie anschlägt, wenn Besuch kommt, ist ja okay, aber daß sie auf den ihr gut bekannten Wegen meint, sie müßte die Jogger und Radfahrer, teilweise sogar die anderen Fußgänger stellen (einen Jogger hat sie sogar in die Wade gezwickt, dem Himmel sei für ihre Beißhemmung Dank !!!), das geht nun doch zu weit. Auch daheim hat sie auf unserer Baustelle einen unserer Maurer gezwickt, weil er mir und ihr auf der Treppe zu nahe kam, so interpretiere ich dies jetzt mal. Ansonsten ist sie ein lammfrommer Hund, läßt sich von Kindern knuddeln und hat noch nie irgendwelche Aggressionen gegen Mensch oder Tier gezeigt.
Die Erfahrung mit ihrem Jagdtrieb hat uns ja eigentlich gelehrt, daß wir nun diesen ihren Schutztrieb auch in unserem Sinne bestärken sollten, um sie "berechenbarer" und kontrollierbarer zu machen.
Mich würde nun wahnsinnig interessieren, wie Du und auch die anderen Teilnehmer am Forum darüber denken.
Viele liebe Grüße von
Sabine und Luna
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