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Diese Antwort schreibe ich im Namen von Dipl-Ing. Gerulf H. in Klosterneuburg/Österreich
Versuch eines eher emotionsfreien Kommentars:
Ich führe seit mehr als 30 Jahren Hunde. Dackel, Dogge, Boxermischling, Deutschkurzhaarmischling, Pointer.
Meine Frau betreibt Agility (A3) und Obedience (GH3), ich betreibe Agility (A3) und Field Trial.
Ich verstehe nichts von Fährte, Schutz und ich werde mich als reiner Amateur äußern, denn professionelle Hundeführer, Polizeihundeausbilder, etc. sind eine für mich unbekannte Welt mit anderen Zielen, Voraussetzungen und daher möglicherweise auch anderen Methoden. Die "NORMALE" Hundeausbildung schaut für mich so aus: FRÜH BEGINNEN, IMMER KONSEQUENT ARBEITEN; REGELMÄSSIG DAS GELERNTE WIEDERHOLEN (in kleinen Portionen, täglich beim Spazierengehen) und nie mehr verlangen als der Ausbildungsstand des Hundes und die Fähigkeiten des HF erlauben.
Dazu kommt noch, dass man die Eigenheiten der Rassse berücksichtigen muß.
Verwendete Hilfen für Vertrauensbildung, Motivation, Kommandos: Ein ruhiger, freundlicher Lebensraum (ich habe keine Erfahrung mit Zwingerhunden, meine leben in der Wohnung), Akustische (Stimme, Pfeiferl, Kommandorworte und Tonfall), Optische/Gebärden (vom Kopf über Hände und Arme, Schulter, Beinbewegung bis zu der Fußstellung, verschiedene Belohnungshappen, Spielzeug, Vorbildswirkung eines Hundes, um wie z. B. Clicker, von dem ich nur gehört habe.
Jeder wird daraus und noch anderem ein "Paket" verwenden.
Hilfsmittel und Methoden zur Verstärkung, Korrektur, Strafe, etc; Leine (in versch. Länge und mit diversen Halsbändern), Stimme, Gebärden, Wurfkette, Wasserspistole, Kieselsteine, Gerte, Tele Takt, Bewegungsabläufe (z. B. Robben), Ignorieren, Liebesentzug, etc.
Manche kennen wir nur mehr aus der Vergangenheit (z. B. die gezielte Ladung Schrot ...) und uns wird klar sein, dass man so gut wie jedes o. a. leichter missbrauchen als zielführend verwenden kann. Und manche sind,
nun zum Teletakt:
sicherlich ein sehr vielschichtiges Thema, abgesehen davon, dass es in meiner Umgebung weder erlaubt ist, noch von den anderen Spaziergängern akzeptiert würde. (Ich lebe im Raum um Wien).
Der Deutschkurzhaarmischling meiner Frau wurde vor Jahren von einem Profi damit behandelt. Heute sage ich: natürlich erfolglos, denn es war nur eine Woche lang und nach dem 3. Mal wußte der Hund sehr gut die Wirkung mit dem Gerät zu verknüpfen. (daher ja die Atrappe und das dauernde Tragen dieser -). Dazu die Anmerkung: Wenn unsere Hunde angleint ein Reh sehen, so versuchen sie überhaupt nicht, diesem zu folgen.
Eine Erfolgstory, die ich aus der "Entfernung" miterlebt habe, denn die Details sind ja klarerweise nicht leicht zu erfahren und würden womöglich zu falschen "Kochrezepten" missbraucht werden.
Ein Pointer mit überragend körperlichen Eigenschaften und extremer Suche, aber leider völlig unkontrollierbar (über eine Woche lang habe ich das gesehen). Dazu noch äußerst sensibel bis misstrauisch.
Im darauffolgenden Jahr war der Hund vollkommen unter Kontrolle des HF, als Vollgebrauchshund im Einsatz. Ohne Teletakt sicher unmöglich und der Hund lebt und arbeitet.
Nebenwirkung; der Hund wurde in einem Field Trial nach 2 Minuten eliminiert, weil er sich vom Führer nicht mehr gelöst hat, d. h. nicht mehr selbstständig weit gesucht hat.
Mein eigener Pointer (jetzt 6 Jahre alt) wird von mir als Nichtjäger das ganze Jahr ohne Feldtraining geführt (als "normaler Begleitung".) Und im Frühjahr starten wir immer wieder einmal in (auch internationalen) Field Trials und bekommen in Suche, Vorstehen, Finderwillen, Kopfhaltung, beste Bewertungen. Die Technik beim Ausarbeiten des Punktes (Nachziehen) ist auf Grund des fehlenden Trainings natürlich eher schwach. Wir scheiden öfters wegen Hasenhetze aus. Aber ein Einsatz von Teletakt dagegen ist für mich indiskutabel, weil mir die häufigen Kontakte zum Haarwild fehlen und ich riskieren würde, den Hund in seinem optialen Vertrauen zu mir zu beeinträchtigen. Mein Hund ist aber imstande, direkt nach einer erfolgreichen Feldsuche einen fehlerfreien Agilty-Parcours zu laufen, was er mehr als einmal bereits bewiesen hat.
Teletakt wird wohl gerade im Field Trial eher öfters eingesetzt.
(Na ja, welche Hilfe gibt es sonst, einen Hund aus 100 m oder mehr Entfernung von der Hasenhetze abzuhalten).
Es gibt auch immer wieder traumhafte Vorstellungen von gehorsamen Hunden zu sehen, aber andererseits kenne ich auch genügen Pointer, die mit Teletakt gearbeitet werden, aber in der Prüfung (die ja ohne Halsband abläuft) trotzdem wieder der Verlockung erliegen.
Es spielen also viele Faktoren mit - die Intensität des Trainings, die Stärke der Verlockung, der konkurrierende Partnerhund, und was weiß ich noch für viele Faktoren, die von Hund zu Hund und auch von HF verschiedenen Einfluß nehmen.
Ich als reinster Amateur nehme das Risiko des Ausscheidens auf mich, weil mir ein unsicherer Versuch eines schärferen Trainings nicht Wert erscheint.
Die Mutter meines Pointer, sein Bruder, sein Halbruder und auch andere seiner Wurfgeschwister sind übrigens vollkommen hasenrein. Sie haben das von klein auf durch die sichere Mutter im fast täglichen Gang im Revier gelernt und damit wirklich "begriffen" worauf es dem HF ankommt. Sie sind als Vollgebrauchshunde "umerzogen" und bieten hierbei Spitzenleistungen.
Zum Thema Spazierengehen an der Leine:
Einen Jagdhund kann ich im fremden Revier nur an der Leine führen. Das schreiben die Gesetze vor und das verlangt meine Loyalität dem Wild gegenüber. Und im Wald hat ein Pointer noch weniger frei zu laufen, weil er ja sofort bei seiner rassetypischen weiten Suche aus dem Blickfeld ist.
Ich führe meine Hunde täglich etwa 3 Stunden (15 km bergauf und bergab, qualifiziert an der Leine (etwa 3 m lang): WOBEI SIE nach Herzenslust auch Witterung aufnehmen dürfen. Hin und wieder wird auch ein kleiner Sprint eingelegt, wenn ein Jogger oder Radfahrer ein willkommener Anlaß ist, die Hunde abzusetzen, weil wegzugehen und sie dann abzurufen. Außerdem kenne ich in meiner Umgebung jede Möglichkeit, wo sie noch ungehindert freigelassen werden können und selbstverständlich ist ein Spaziergang mit einem Jagdhund immer eine ununterbrochende Aufmerksamkeitsübung.
Als Ausgleichssport habe ich für mich und meinen Hund auch noch Agility ausgewählt, was für beide eine lohnenswerte Aufgabe ist. Hierbei ist korrekte Arbeit, Reaktionsfähigkeit und viel Beobachtungsgabe gefordert, um einen Pointer fehlerfrei zu führen, dessen Natur dazu neigt, weit entfernt vom Hundeführer selbständig zu arbeiten.
Ich habe viel vom Umfeld und relativ wenig über Teletakt geschrieben. Ich bin aber auch der Meinung, ein schnelles Urteil pro oder kontra ist fast einem ungerechten Pauschalurteil gleichzusetzen. Die Umstände müssen möglichst komplett beachtet werden. Die Zielsetzungen sollten realistisch gesetzt werden. Die rassetypischen Eigenschaften sollten um Gottes Willen nicht verändert werden! (Das führt früher oder später sicher zum Ärger). Auch ein Jagdhund kann ganz gut ohne Wildkontakt leben - falls ich ihm ausreichend andere Aufgaben stelle, die seinem Bewegungsdrang und seiner hoch entwickelten Eigenständigkeit entgegenkommen.
Und wie immer zum Schluß: Je nachdem wo und wie ich lebe muß ich überlegen, welchen Hund ich mir als Gefährten auswähle.
Ich gebe offen zu, dass ich mir einen Problemhund lieber nicht ins Haus nehmen würde.
Viele liebe hundesportliche Grüße
Gerulf via Beate
Hallo Brigitte, wenn Du Gerulf antworten möchtest, ich leite diese gerne weiter, da Gerulf kein Internet besitzt.
Beate
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