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06.11.03 -- Wotan7

Mein Tag ohne Hund
















Ich brauchte heute Morgen keinen Wecker,denn ich lag schon lange wach und hatte meine Hand ausgesteckt,um meinen leise schnarchenden Hund berühren zu können.ich stellte mir vor,wie ich ohne ihn den Weg zur Arbeit gehe und wie leer die Station sein wird,wenn er nicht irgenwo auftaucht,wenn er sich nicht abmüht die Wäschesäcke zu schleppen,oder wenn er nicht unsere Gespräche belauscht.
Heute mußte ich ihn zuhause lassen!!!!
Wir hatten am Nachmittag eine Weiterbildung und in die Schule darf mein Hund nicht.(könnte ja sein,er schnarcht laut im Unterricht ;-))
Ich stand also auf und versuchte alles so zu machen wie immer.Aber gerade dadurch spürte er,daß etwas anders war.Auf dem stillsten aller Örtchen schauten mich mit fragende ,dunkle Augen an (sodaß ich umsonst dort saß),im Flur stolperte ich ständig über ihn und ----er saß vor der Tür!
Das macht er sonst Nie.NIE !!!
Sonst steckt er erst immer den Kopf um die Ecke,wenn ich die Schuh anzieh,-aber heute sitzt er da und hat durchschaut,daß ich mich hinausmogeln will.
Ich tu also so,als hätte ich noch was im Wohnzimmer zu erledigen---aber Hund sitzt an der Tür!
Ich sage ihm also beiläufig---und versuche meiner Stimme einen festen Halt zu geben,daß ich nun auf Arbeit gehe und er auf seinen Platz soll.
Mein Hund versteht jedes Wort.Vor allem auch „Platz“ und so steht er auf und läuft mit gesenktem Kopf an mir vorbei.Ihm ist genauso zumute wie mir und ich schließe betont die Tür hinter mir.Ich bin der Leitwolf und ich geh allein zur Jagd L
So trudelt der Tag dahin.Die Zeit vergeht einfach nicht,weil ich ständig auf die Uhr schaue.
Seine Decke ist heute leer und alle fragen :“wo ist denn Wotan?“Die alten Leute schauen noch immer zur Tür,wenn ich längst im Zimmer hantiere und sie haben heute umsonst „Leckerbissen“in Taschentüchern aufgehoben und verstecken sie nun verstohlen wiederin ihren Hosentaschen.Von Ihnen wagt keiner zu fragen und ich glaube,daß liegt daran,weil allzu häufig ein Platz unter ihnen leer wird,auf dem ein Anderer sitzen wird.
Wotan ist einer von ihnen und ich bin glücklich,daß es so ist,daß alle meinen Jungen vermissen und er geliebt wird.Er hat es verdient,denn er gibt ihnen Verstädnis und Normalität,wie seie es nicht mehr in dieser Weise gewohnt sind.
Dann ist die Weiterbildung.Thema“Umgang mit Demenzkranken“
Ich kann es schon auswendig und eigentlich könnte ich mich da vorn hinstellen,denn seit 12 Jahren hab ich „Umgang“ mit Demenzkranken und nichts ist mir Vertrauter als dieses Thema..Für mich sind sie nicht krank,sondern nur alt und manchmal verwirrt.Aber sie lieben meinen Hund und er berührt ihre Herzen.Davon hört man nie was in den Weiterbildungen,da? es das gibt und das vor allem ein Hund das kann.
Endlich nach Hause.
Sonst dauert unser Heimweg bis zu einer dreiviertel Stunde,weil immer Wotan bestimmen kann,wo es auf dem Nachhauseweg lang geht.Das ist ein festes Ritual.Manchmal muß ich es durchbrechen und er macht das wunderschönste und dämlichste Gesicht der Welt.Aber wenn ich ihn enttäuschen muß,schau ich eigentlich gar nicht hin und erwische meist nur aus Velegenheit eine Nuance seines sprechenden Gesichtes.
Aber heute war ich in 5 Minuten daheim und hatte eine so große Vorfreude auf meinen Hund in meinem Bauch,die nur Menschen kennen,die ihre Hunde lieben und deren Liebe erwiedert wird.
Wotan war in der Zeit meines Weggangs „scheintot“,-wie mir mein Mann glaubhaft versicherte.Er lag auf seinem Platz und interessierte sich nicht mehr für die Welt.Eysha war an ihn gekuschelt und so trösteten sie sich ein bischen gegenseitig.Eysha tut das nicht oft,aber sie war froh,ihren Kummer teilen zu dürfen.
Als meine Mann zwischenzeitlich mit den beiden unten war,trottete mein Schmusebär langsam und traurig,mit gesenkem Kopf und eingezogenem Schwanz hinter ihm her.
...aber noch eh ich überhaupt in die Nähe der Haustür kam,war er schon hinter ihr und erwartete mich wie ein gebremster Orkan. Er entfaltete sich zu einem lachenden ,sich windenden und pantoffelschleppenden (er bringt mir immer die Pantoffeln und haut gleich wieder damit ab,wenn ich sie haben will) weißen Wirbelwind.
Da blieb nur eines:
Tür auf und raus mit den Hunden.
Es gibt nichts Schöneres,als einen Boxer von einem Ohr zum anderen Lachen zu sehen.Da sprudelt so viel aus ihm heraus-------und ich versteh jedes Wort!
Wir waren wieder beisammen und es war,als wären wir ewig getrennt und doch nie auseinader gewesen!



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