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19.01.03 -- Gudrun_Beck

RE: Leinenführigkeit durch Gerte














Hallo nochmal!

Ein aus der Mode gekommenes Hilfsmittel, dass ich jedoch aus der Zeit übrig hab, in der ich in erster Linie mit Pferden gearbeitet hab, ist die Reitgerte. Mit mehreren Hunden am steilen Hang bergab unterwegs, war sie einige Zeit das geeignetste Hilfsmittel, um auch ohne Haltis "Hinter mir!" durchzusetzen. Dies nur vorab.

Von unserem heutigen Spaziergang möchte ich folgendes berichten:

Weil wir das Rudel zu der Zeit alleine lassen mussten, zu der ich sonst mit allen 5 Bergjogging mache, um Pierre zum Bahnhof Goslar zu bringen, weil an diesem herrlichen Sonntag viele Spaziergänger unterwegs waren und weil zudem noch ein kräftiger Wind für allerhand bodennahe Bewegungen und alle möglichen Geräusche sorgte, war mir klar, dass ich mit gewissen Überreaktionen zu rechnen hätte. Während meine Hunde brav auf der "Ablage" unmittelbar vor dem Flur im Wohnzimmer Platz hielten, ich Halsbandschlaufen und die Leinen mit ihren Billighaken anbrachte, mir Schuhe und Jacke anzog, überlegte ich noch, ob heute nicht doch noch einmal so ein Tag zum Verteilen der Haltis sei. Nein, dachte ich dann, Haltis würde ich im Wald doch bestimmt nicht mehr brauchen. Aber die Reitgerte vielleicht. Um mir in gewissen Situationen den Respekt zu sichern. Ach nein, dachte ich dann, diese blöde Gerte den ganzen Weg mit mir rumschleppen und das wahrscheinlich umsonst - muss doch nicht sein. Sowie wir hinter dem Haus waren, um durch das Freigehege direkt zu den Serpentinchen hoch in den Forst zu gelangen, fiel mir das Tempo auf, mit dem meine Hunde vorpreschten. Na, ob das gut geht, dachte ich nun wieder, und pflückte beiläufig ein Ahorn-Ästchen, halb so lang wie meine Reitgerte und ähnlich dünn. Damit konnte ich "Hinter mir!" im Gartentörchen ganz einfach durchsetzen, als sich die ersten an mir vorbei mogeln wollten. Zur Sicherheit nahm ich es mit. Das war auch gut so. Die erste Begegnung, in der es sich als überaus hilfreich erwies, war die mit den Leuten mit dem Harzer Fuchs. Wir waren gerade auf einem steilen Bergab-Abschnitt auf Rollsplitt unterwegs, als die Personen und ihr Hund in Sicht kamen. Klar wollten meine Hunde wieder vorpreschen und zum fremden Hund hin. Diesmal musste ich um nicht zu stürtzen mein "Hinter mir!" auf jeden Fall durchsetzen, und das energischer als beim Start. Die Ahorn-Gerte half mir dabei, indem ich sie von vorne gegen jeden Hund klatschte, der mich überholen, sich also nicht an mein Kommando halten wollte. Auch diejenigen, die Gekläff anfangen wollten und sich an mein dazu verordnetes "Ruh!" nicht halten wollten, wurden leicht angetitscht. So konnte ich verhindern, dass sie sich gegenseitig in Rage bellten, wodurch sie wahrscheinlich schnell unansprechbar geworden wären. Wir kamen also halbwegs zivilisiert an dem kläffenden Hund vorbei, dessen Hundeführer sich bereits ab der Kreuzung einen anderen Weg ausgesucht hatte, als ich vorhatte, so dass wir uns nicht allzu nah begegneten. Sowie ich ein Stück weiter in den Foprstlehrpfad einbiegen ließ, wurde mein Rudel immer schneller. Wir hatten sicher bald über 20 km/h drauf. Ich konnte mich nur noch auf die wenigen Meter direkt vor meinen Füßen konzentrieren, um nicht auf den Eisresten oder über ein Hindernis zu fallen. Dabei fielen mir die frischen Pferdeäpfel auf. Ich ging davon aus, dass wir gleich Reiter einholen würden, was den Jagdeifer meiner Hunde erklärt hätte. Dem war aber nicht so. Ich erkannte erst, was die Hunde motiviert hatte, als Belana und Anjin scharf rechts ab zum Sprung ansetzten - auf einen Förster! Angezogen wie eine Fichte, mit schwarzer Hose und dunkelgrüner Jacke sowie noch dunkler grünem Hut und einem großen glänzend-schwarzen Fernglas, hatte ich ihn zwischen den kleinen Bäumen am Wegesrand jetzt erst erkannt, wo Belana und Anjin das Stellen und Verbellen einleiteten! Mit dem letzten Zug der Gummileine und all meinen Kräften warf ich mich nach vorne und zog die Mini-Gerte zischend vor den Nasen der frechen Hündinnen durch die Luft, ohne irgendwas zu treffen. Dazu zeigte ich die Zähne, macht möglichst tief und böse "RRRRRR! Voran! Auf dem Wege voran!" - und hatte wieder alle Hunde in der Richtung vor mir, in die sie gehörten. Während die Leine sich wieder spannte, schaffte ich es gerade noch, mich umzuwenden und "Entschuldigung!" zu rufen. Der Förster wirkte gelassen und war offenbar nicht böse mit mir. Meine Aktion muss ein interessanter Anblick gewesen sein! Empfindliche Personen hätte es wahrscheinlich ganz schön geschockt! Die 3. spannende Situation kam, als wir schon fast wieder zu Hause waren und auf einer schmalen, vereisten Serpentine steil bergab gingen. Rechts neben dem Pfad der Berg, links neben uns einer steiler Hang ins Tal. Keine Chance auszuweichen und vor uns eine Familie mit Kleinkind, die uns durchlassen wollte. "Hinter mir!" galt hier sowieso und "Ruh!" orderte ich sofort, als Anjin anfangen wollte, die Leute zu melden. Ich habe es der kleinen Gerte zu verdanken, dass alle 5 Hunde ohne auf die Menschen zu zu gehen mit möglichst weitem Abstand hinter mir an den Personen vorbei gingen, ohne irgendwelche Laute zu erzeugen, die evtl. jemanden geängstigt hätten. Ich hielt die Gerte dafür in der Rechten, horizontal neben meinem Oberschenkel nach hinten zeigend, rechts neben den Hunden, sozusagen als Trennhilfe. Auf diese Weise war noch ein kleiner freundlicher Gruß drin, der ebenso freundlich erwidert wurde.

Viele Grüße!

Gudrun + Sonntagsrudel und Ahorn-Ästchen, dass beim Versuch, damit zu schlagen, sofort abgebrochen wäre. Aber das verrate ich meinen Hunden nicht!
Thema: Leinenführigkeit???


 
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