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Hallo Nina,
mit bedauern und im Übrigen wirklich absolut geschockt über soviel Unkenntnis habe ich Dein Posting gelesen. Ich habe lange überlegt ob ich was dazu schreibe oder nicht.
Aus der Distanz ist es sicher nicht ratsam sich zu äußern, trotzdem möchte ich es tun.
Ich habe in meinen jetzt 24 Jahren viele Hunde ausgebildet für alle möglichen Richtungen. Polizei, Zoll, Fernsehen und einigen privaten Leuten bei der Ausbildung geholfen. Mit mehr manchmal auch weniger Erfolg. Vor einigen Jahren habe ich - spät zwar - erkannt, daß genau solche Dinge zu hunderten in Europa täglich passieren.
Ich will Dir nicht zu nahe treten und Deinem Kollegen auch nicht, schließlich kenne ich ihn nicht, aber ich glaube er versteht nicht was es bedeutet einen Schutzhund auszubilden. Ich weiß jetzt gerade nicht mehr was für eine Rasse es war, aber ich vermute ein DSH. Paßt zumindest in das Profil. Alter weiß ich auch nicht. Wie kann ich Schutzhundausbildung machen, wenn noch nicht mal die Unterordnung klappt? Unfaßbar!!!! Der Hund ist gespannt und schaut ihn an: Daraufhin hat er die Unterordnung angezogen. Warum? Das muß er mir mal erklären. Danach war der Hund wieder "runter". Anscheinend ja nicht. Wahrscheinlich war er nie runter, jetzt wurde es ihm (dem Hund) nur zu blöd. Wenn er die Anzeichen schon kannte ist es ja schon öfter vorgekommen. Hier ist doch ganz klar ein Dominanzproblem zu erkennen, das nie behoben wurde. Im Übrigen würde so ein Hund nie als Schutzhund zugelassen. Das beste wäre Kastration und schauen das man noch retten kann was zu retten ist. Sonst wird er nicht sehr alt. Denn sein Ende wird vermutlich durch eine Spritze erfolgen. Der Kollege mag ja schon viele Hunde ausgebildet haben. Für wen? Welche Behörde arbeitet mit ihm zusammen? Die würde ich direkt anzeigen!!! Das ist grob fahrlässig. Ich kenne viele solche begeisterte Hundesportler, die es toll finden einen ausgebildeten Schutzhund zu haben, kann man ja schön mit angeben.
Der Hund hat ihn nicht gebissen sondern angegriffen und zwar nicht in den Arm sondern in die Schulter, er wird es immer wieder tun. Früher oder später. Wir hatten gestern etwas mit Überforderung im Forum: Dieser Hund ist mit Sicherheit überfordert. Vielleicht ist er sogar krank. Zudem würde so ein Tier in einer Zucht mit vorhandenem Rüden keine Woche alt werden, er würde vom Rüden totgebissen werden.
Unser Haushund hat mehr vom Wolf als wir ahnen schreibst Du. Ein Wolf würde nie sein Alphatier angreifen, im Gegenteil er nähert sich ihm nur in Demutshaltung. Würde er solche Anzeichen im Welpenalter zeigen, wäre er sofort vertrieben oder getötet werden. Ein Wolf greift nur an wenn er Hunger hat und auf Beutezug ist, ist er satt läßt er alles laufen. Das was der Hund gezeigt hat ist ein Zeichen von Überzüchtung aus Menschenhand.
Was ist denn ein beutestarker Hund? Dieses Schlagwort habe ich zuhauf gehört auf allen möglichen Plätzen. Das ist Blödsinn, tut mir ehrlich leid. Ich glaube er weiß nicht was er tut. Beim Zoll gab es einen Hund der während einer Pause mit seinem Ball spielte, ein anderer Hund wollte natürlich auch diesen Ball, er näherte sich und wurde von diesem Hund sofort angegriffen. Nicht verknurrt, gewarnt oder im extremsten Fall aufstehen und seine Größe zeigen, sondern angegriffen. Dieser Hund wurde sofort aussortiert. Er war noch sehr jung und darum kann man in so einem Fall noch etwas machen, aber er wird nie wieder im Dienst arbeiten können.
Ein Schutzhund wie ich ihn verstehe hat keinen Beißtrieb oder extremen Jagd/Beutedrang. Er wäre gar nicht zu kontrollieren. Er macht das, was man ihm sagt und nichts anderes. Und damit meine ich auch nichts anderes. Legst Du ihn ab wird er liegen bleiben und wenn es Stunden oder Tage dauert. Aber er wird nie aufstehen, beißen oder sonst etwas. Denn als erstes lernt er, daß die Menschen keine Feinde sind. Wie verhält sich dieser Hund anderen Viebeinern gegenüber, egal ob Rüde oder Weibchen? Spielt er gern mit anderen? Wenn nicht ist er auch nicht zu gebrauchen, denn seine Ausbildung ist dann nur begrenzt möglich. Wie die meisten Vierbeiner auf solchen Plätzen.Warum kann man den Hund nicht einfach Hund sein lassen? Warum muß man die Fehler machen die andere schon tausendmal vorher gemnacht haben? Ich verstehe es einfach nicht. Eins noch: Dein Hund ist 15 Monate und Du machst Schutzhundausbildung. Ist sein Knochenbau schon ausgewachsen? Frage mal in einer tierärztlichen Klinik nach und laß ihn untersuchen. Ist die Unterordnung perfekt? Und ich meine perfekt! Nicht ausreichend, das kennen wir aus der Schule, danach kommt mangelhaft. Ein Schutzhund ist permanent im Training, täglich, 365 Tage im Jahr. Das ist der Grund warum sie nicht so alt werden und später im Alter etwas schwierig werden. Neben körperlichen Problemen (wie bei uns) kommen psychische hinzu. Ein Schutzhund ist ein Leistungssportler. Und ein Leistungssportler hat im zunehmenden Alter ebenfalls Probleme zu erkennen wann es gut ist aufzuhören. Und hier meine ich den Menschen, dem man es noch verbal erklären kann oder ihm ein Buch empfehlen kann wie man mit anstand alt wird ohne sich lächerlich zu machen. Ein Hund kann das alles nicht.
Er wird nur durch Spaß Höchstleistung bringen. Und zum Thema Motivation fällt mir ein: Die schlechteste Art der Motivation ist die Fremdmotivation. Das gilt für alle Lebewesen. Sie hilft nur kurzfristig und überdeckt Mängel. Die einzige echte Moivation ist die Eigenmotivation, daß gilt auch für den Hund. Ich muß erkennen was ich für ein Tier habe, dafür muß ich in der Lage sein meine Interessen zurückzustellen. Und das ist das größte Problem des Menschen. Leider!
trotzdem schöne Grüße aus der heute sehr kalten Heide, aber leider immer noch kein Schnee
Thorsten
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