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28.11.01 -- Andy Vogel

RE: Schutzhund (positive/negative erfahrungen ...Juliane














Hi Juliane,

den Ausführungen Sörens möchte ich aus meiner Sicht einige Punkte anfügen.

Du schreibst, daß Du aktiv dem Reitsport verschrieben warst. Der Turnierreitsport ist vor Jahren dort auch ins Gerede gekommen. Unter anderem waren es hochkarätige Reiter, die ihren Pferden aus kommerziellen Gründen Stangen vor die Fesseln schlugen um sie zu höheren Sprüngen zu veranlassen. Man nannte dies Barren.

Im Sporthundebereich magst Du mit den Ausbildungsmethoden bezgl. der Beutearbeit recht haben. Es ist nun mal nicht die Regel. Wie in jedem anderen Sport gibt es auch dort Personen die aus reiner Profitgier das Lebewesen vergessen.

Das Du es nicht als gravierend ansiehst wenn Fehler im Bereich der Fährtenarbeit aufkommen, möchte ich an diesem Punkt gerne einhacken.

Zum besseren Verständnis: Diese Arbeitsform zeigt auf wieviel Fingerspitzengefühl der Hundeführer aufbringen muß um eine adäquate Leistung seinem Hund abverlangen zu können.
Bei einer konzentrierten Ausarbeitung dieses, ich bezeichne es jetzt als Spürleistung, auf dem Boden entstehenden Geruchsfeldes muß der Hund um die 200mal durch die Nase diese Gerüche filtern und zuordnen. Für den Menschen ist es ein Hyperventilieren, was zum Zusammenbruch führen kann und auch unweigerlich führt.
Die durch den Menschen interpretierten vermeintlichen Fehlleistungen des Hundes werden durch Zwang körperlich wie auch psychisch korrigiert. Die Auswirkungen können wie es in den Postings pro und contra Schutzhundsport angefügt und diskutiert werden ebenfalls zu einem wehrhaften Verhalten seitens des Hundes führen. Die darausfolgenden Verhaltensweisen sind weitaus schwieriger zu umschreiben, als es die hier vermeintliche Fehlleitung des gewölften Aggressionsverhaltens aufzeigt. Diese sich wehrenden Hunde werden vermenschlicht als link bezeichnet

Dann möchte ich hier nur ganz kurz aufzeigen, daß Du mich mißverstanden hast. Einen Herdenschutzhund zum Sporthund auszubilden habe ich nicht angefügt, vielmehr habe ich zum Nachdenken darüber angeregt, wofür sich Otto-Normal-Hundehalter einen solch speziellen Hund mit all seinen defiziellen Veranlagungen anschafft und diesen O H N E Ausbildung, keine Sporthundausbildung, auf dem Sofa verkümmern läßt. Das dort liegende Aggressionspotenzial ist meiner Meinung nach weitaus gefährlicher, als nach klaren Richtlinien einer PO einen Hund im Beutebereich auszubilden.

Die Unterschiede zwischen dem Bereich Dienst und Sport sind sehr gravierend. Auf der sportlichen Seite ist es eine beutemotivierte Arbeit, die dienstliche Seite dienst zum Eigenschutz und nutzt die Aggressionbereiche eines Hundes zum Brechen von Widerständen sowie zum Auffinden von Straftätern und vermißten Personen. Der erstgenannte Bereich ist ritualisiert Ortsgebunden. Der Diensthund zum an jedem ihm angebotenen Ort seine erlernten Übungen frei von Hilfen durchführen können. Was an dieser Stelle zur Diskussion stehen müßte, ist die Tatsache, daß der ein oder andere Ausbilder auf einem Stand der Zeit von Konrad Most geblieben ist. Wer sich an diesem Stand hält, hat die Zeit stehenlassen.

Als Beispiel für die Verbellarbeit habe ich vor einiger Zeit ein Posting in dieses Forum gesetzt. Es geht hierbei um den angesprochenen Beutetausch mit der Grundlage eines ohne Zwänge erlernbaren Verhaltens, hier dem Sitzen.

Der Zulauf und die Anfragen waren recht mäßig und auch im Bereich der vorgeführten Ausbildungen in speziellen Bereichen Diesnthundwesen und Rettungshundewesen mit vielen Diskussionen versehen.
Es ist die Endhandlung einer Verhaltenskette, die ich mir für das Bestehen einer PO wünsche. Einiges an in dieser Form ausgebildeten Hunden zeigt eine wahre Freude bei der Arbeit und die positive Bestärkung ist für den Hund immer gegenwärtig.

Meinen Diensthund schicke ich zu Durchsuchungen in Objekte die durch Einbrecher unberechtigt begangen worden sind. Einen ausgebildeten Diesnthund, ich möchte ihn der klassische Ausbildung zuordnen, sprich Wehrverhalten und Aggressionsaufbau, setzt sich mit dem noch anwesenden Täter auseinander. Immer auf dem Sprung um die für ihn ausbildungsmäßig eingearbeiteten Rituale durchzusetzen. Um diesen Hund in ein klares Bild zu setzen, benötigt der Hundeführer Zwänge. Mehr oder minderstark gesetzt führen diese immer zu einem Vertrauensbruch. Eine Verlässlichkeit ist je nach Hundetyp nicht gegeben. Für den Aufbau benötige ich die körperliche Auseinandersetzung mit dem Täter, Figuranten. Die Endhandlung, das Verbellen sichere ich durch die eingebrachten Zwänge ab. Ausbildungsmäßig bewege ich mich auf einem schmalen Grad. Der gesetzte Zwang kann mich immer in einen Bereich führen an dem der Hund unkontrollierbar erscheint und sich die Verhaltensweisen nicht mehr klar als Aggressionverhalten oder angstgeprägte Aggressionsverhalten beschreiben lassen.

Nach der jetzigen Methode wird der Täter auch gestellt, nur werden im dienstlichen Bereich die Verbell- und Beißarbeit voneinander getrennt. Die nach neuer Methode ausgebildeten Hunde haben einen sehenswerten Drive um das Objekt abzusuchen und stellen den Täter genauso perfekt. Zwänge nehme ich und ersetze diese durch klare Bilder, die ich in kleinen Schritten dem Hund verständlich mache. Das weitere schöne ist dann für den Hund die klare Gliederung der Aktionshandlungen. Die gewünschte Griffigkeit des Sportes leidet in keinster Form.

Den Bereich der Zucht hast Du kurz angesprochen. Nur gäbe es keine Züchter würde es auch keine Hunde geben und die Problematik der hier geführten Diskussion würde ausbleiben. Das Hauptaugenmerk sollte hier bei der gezielten Zucht liegen. Was wir auf den besuchten Ausstellungen erleben hat mit diesem Punkt nichts mehr zu tun. Schönheit eventuell gepaart mit ängstlichen Verhaltensweisen werden durch Formwertrichter mit Prädikaten belegt, die es den angehenden Züchtern zum Schluß ermöglichen ihren Hund zur Zucht einzusetzen. Die Gebrauchsfähigkeit wird nur bei wenigen Hunderassen geprüft ist aber für die Findung eines Formwerturteiles nebensächlich. Ein schöner Hund ist noch lange nicht gesund sowie gebrauchstüchtig im Sinne seiner ehemaligen Aufgabenstellung.

Wenn ich es falsch wieder gebe berichtige mich. Du schreibst, daß Du im Bereich der Wissenschaft tätig bist. So möchte ich es stehen lassen. Wenn es so sein sollte, versuche als Experiment einen geeigneten Hund im Bereich des angesprochenen Themas auszubilden. Von einem grünen Tisch aus ist eine Beurteilung der Ausbildung der Gebrauchshunde nicht möglich. Vielleicht ist es für Dich dann möglich Hintergründe von klaren Ritualen nachvollziehen zu können.

Für mich persönlich zählt die fachgerechte Ausbildung im Sinne der Gebrauchsfähigkeit. Der in der Diskussion angeführte Sportbereich ist bei Aufzeigen der unterschiedlichen und manchmal schon tierquälerischen Ausbildung ins Gerede gekommen. Fügen wir mit klaren Gliederungen in diesem Bereich für den Hund als Ersatz für die vor Jahren verloren gegangene Verwendungsmöglichkeit eine sinnige Ausbildung ein, haben wir einen ausgelasteten Hund, dem es viel Freude bereitet kontrollierte Ersatzhandlungen auszuführen.

Andreas Vogel
Westfälisches Laeken Team





Thema: Schutzhund (positive/negative erfahrungen gesucht)


 
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