Liebe Heidi,
ich schätze Dich und Deine Mitgliedschaft im Forum sehr und möchte nicht, daß
Du das Gefühl hast, als wolle ich alle VDH-Mitglieder über einen Kamm scheren.
Klar gibt es in allen Vereinen auch "seriöse" Züchter - man muß sie nur finden!
Ich will auch mit den folgenden Gedanken nicht alle SV-Leute als geldgierig darstellen -
dies vorweg. Auch da gibt es welche, denen das Wohl der nächsten Schäferhundgeneration
sehr am Herzen liegt.
Zu Christofs Gästebucheintrag fiel mir trotzdem noch folgendes ein:
»Zufällig sah ich unlängst im Hessischen Fernsehen einen Bericht über Tierheime,
und erfuhr , daß dort besonders viele Schäferhunde seien. Die bittere Bemerkung
der Moderatorin war: "Und die Züchter sorgen weiter für Nachschub". Wohl wahr!
»Ein hier lebender Deutscher wollte auch einmal einen Hund haben. Es gibt hier
an jeder Straßenecke die süßesten Hunde, aber er mußte natürlich einen
Schäferhundewelpen in Deutschland kaufen, bei einem angesehenen Züchter,
wie er sagte. Nach sechs Monaten wurde ihm das Tier lästig, und mittlerweile
ist es verschwunden. Ausgesetzt oder umgebracht? Fragen weicht er aus.
Beruht nicht gerade die "Überproduktion" an Deutschen Schäferhunden zumindest
teilweise auf einem überzogenen Leistungsdenken und Ehrgeiz der Hundesportler,
die sich im Schutzdienst mit einem "Sieger" präsentieren wollen? Die die Nachfrage
nach Schäferhundwelpen hoch halten, weil sie die als "unfähig" erachteten,
möglicherweise bereits kranken, verschlissenen ein- oder mehrjährigen ohne Mitgefühl
"entsorgen", um mit einem unverbrauchten "aus einer Siegerlinie" stammenden neu
zu beginnen? Und hat nicht gerade die Linienzucht, d. h. die bewußte Inzucht zum
Steigern bestimmter, gewünschter Merkmale die vielen genetischen Defekts gerade
beim Deutschen Schäferhund hervorgerufen, da genetische Schwächen versehentlich
mit verstärkt wurden? Was muß in einem Menschen vorgehen, der 500.000 DM für
einen Deutschen Schäferhund-Siegertypen investiert, um seine eigene "Zuchtlinie"
aufzuwerten? Was sonst, wenn nicht die Sehnsucht nach Siegertiteln und dem großen
Geschäft mit den eigenen Welpen und Junghunden? Inwieweit spornt Fernsehstar
"Kommissar Rex" weiter zur Massenproduktion an? Die Nachfrage an Schäferhundwelpen
hat sich durch die Serie auf jeden Fall erhöht. Da lohnt sich auch die
Hinterhofproduktion mit kranken Tieren zu Billigpreisen! Vom Elend der kranken
Welpen und den hohen Tierarztkosten, die oft genug mit dem Einschläfern des
Junghundes enden, will der "Züchter" nichts wissen.
Gerade Schäferhunde haben eine sensible Psyche und gehören mit Verstand
erzogen, damit sie nicht "lästige Macken" entwickeln oder gar gefährlich
werden und dann "entsorgt" werden. Sollte nicht ein "Führerschein für
Hunde" eingeführt werden, dessen theoretischer Teil VOR der Genehmigung zur
Anschaffung eines Hundes an offizieller Stelle geprüft wird? Nach einem Jahr
sollte in Form der Begleithundprüfung der praktische Teil folgen. Wohin bei
dieser Prüfung wiederholt durchgefallene Hunde kommen sollen, ist natürlich
noch zu diskutieren.
Andererseits sollte der unkontrollierten Straßen-Mischlings-Produktion natürlich
auch Einhalt geboten werden. In vielen Ländern geben sich Tierschutzorganisationen
Mühe, mit Kastrationsprogrammen die unkontrollierte Weitervermehrung in den Griff
zu bekommen.
»Könnte nicht Rassevereine Sinn und Nutzen ihrer Vereine beweisen, indem sie
nur wenige Züchter anerkennen, und diese dazu anhalten, nicht über Bedarf zu
produzieren?
»Dagegen könnte man zwei Einwende machen:
»1.)"Dann kaufen sie eben bei Hinterhofzüchtern". Nein ,denn der unverantwortlichste
Hundebesitzer, der bei der kleinsten Schwierigkeit aussetzt, ist der kleine Snob,
bei dem der Rassehund den Sinn hat, den eigenen Mangel an Rasse und Klasse
auszugleichen. Und die wollen nur einen Hund von einem angesehenen Züchter,
und der Hund muß einen fantastischen Stammbaum haben.
»2)"Dann kaufen sie im Ausland. "Das mag sein ,aber irgendein Land muß vorangehen,
und dieser maßlosen Züchterei Einhalt gebieten.
3. Einwand und Gegenvorschlag: Eine weitere genetische Einengung der Zuchtbasis wäre die
Folge. Wenige "Linien" könnten sich genetisch bald überhaupt nicht mehr sinnvoll
ergänzen, ein drastisch steigender Inzuchtkoeffizient und noch mehr genetisch
bedingte Krankheit wäre die Folge. Sollte man nicht die züchterische Verwendung
einzelner Hunde auf eine Zahl von beispielsweise maximal 20 Nachkommen begrenzen?
Dies würde einerseits zu einer Verringerung des Inzuchtkoeffizienten beitragen, da
einzelne "erfolgreiche" Deckrüden nicht Tausende von Nachkommen produzieren dürften,
und es würde andererseits die Ausbeutung von Zuchthündinnen unterbinden helfen, die
zum Teil ein völlig unwürdiges Zwinger-Leben als Gebärmaschinen fristen. Es versaut den Besitzern
der "erfolgreiche" Deckrüden nur leider auch das Geschäft...
Hey Leute, ich will niemanden hiermit abschrecken, ich finde nur, es gibt noch einiges
zu diskutieren.
Viele Grüße
Gudrun
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