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10.10.01 -- Claudia Seidel

RE: Ab wann wird der Hund zu sehr "vermenschlicht"Claudia














Hi Juli,

nein, wir haben eigentlich nicht das Recht so über andere Lebewesen zu bestimmen oder gar zu verfügen. Nur, was ist an unseren seit Jahren domestizierten und vielfach verzüchteten Hunden denn tatsächlich noch natürlich? Ich gehe mal nur von Hunden aus, so wie sie heute sind. Da gibt es sicher viele, die nicht mal mehr in der Lage wären, sich ihr Futter selber zu besorgen. Dazu wäre eine gewisse Instinktsicherheit nötig, nur welchen von den vielen ursprünglichen Instinkten sind denn beim Haushund noch vorhanden? Also, wie muss denn eine artgerechte Haltung in der heutigen Gesellschaft aussehen? Ich glaube da gibt es kein Schema F, sondern man muss das von Hund zu Hund immer wieder neu überdenken. Artgerechte Haltung hört doch eigentlich da schon auf, wo der Hund im geheizten Haus gehalten wird, keine Kaninchen morden darf und bitte nicht dort seine Hinterlassenschaften plaziert, wo es unangenehm auffällt obwohl es doch genau die richtige Stelle gewesen wäre...

Natürlich bin ich auch erstmal am Schlucken, wenn ich so einen 'armen missbrauchten' Hund sehe. Aber wenn es sich um alte Leute handelt, die wirklich nur noch ihren Hund und sonst nichts mehr haben, kann ich sie doch nicht dafür noch krumm ansabbeln. Die Oma wäre nichts ohne ihren Hund, und der Hund, der es ja nicht anders kennt, wäre ohne die Oma nichts. Insofern hält sich der 'Missbrauch' meines Erachtens in Grenzen. Sicher 'benutzt' die Oma wissentlich ihren Hund auch um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, nicht immer zum Besten des Hundes. Aber der Hund seinerseits nutzt die Schwächen der Oma ja auch aus, indem er eben nur vom Feinsten frisst oder sonst eher den Hungertod sterben würde. Oder aber indem er ihr diktiert, wann Gassizeit zu sein hat usw.
Also irgendwie benutzt der eine den anderen, aber beide profitieren ja auch auf unterschiedliche Weise voneinander.
Das kann ich bei alten Menschen relativ gut tolerieren, bei jüngeren würde ich schon etwas anders reagieren, auch wenn es sich in beiden Fällen um einen Hund handelt.
Es gibt Kulturen/Völker, die haben mit Hunden überhaupt nichts am Hut, aber in's Zelt dürfen die Tiere doch, weil sie so schön heizen. Das wird ihm zwar angenehmer sein, als nudeldick gefüttert zu werden, aber vom Prinzip her ist es doch der gleiche Hintergrund. Es ist einfach ein Tausch, ich möchte etwas von dem Tier, dafür bekommt er etwas von mir. Dass dieser Tausch nicht immer gerecht für beide Seiten ausfällt ist mir schon klar, trotzdem würde ich einem alten Menschen keine Vorträge darüber halten, wie schlecht er doch eigentlich mit seinem Liebling umgeht. Das tue ich ja auch nicht, wenn ich sehe, wie zwei menschliche Lebensgefährten vielleicht nicht unbedingt fair miteinander umgehen aber es trotzdem wunderlicherweise schon seit Jahren
irgendwie miteinander aushalten. Auch sie können durchaus jeder auf seine Weise glücklich sein, obwohl ich denken würde, dass einer eigentlich schrecklich leiden müsste.

Im Grunde wäre ich schon ganz zufrieden, wenn sich jeder auch nur annähernd soviel Gedanken um seinen nächsten Mitmenschen machen würde, wie um fremder Leute Hunde. Aber Hundehalter kann man schneller verurteilen als den eigenen Bruder, Nachbarn, Vorgesetzten... Ich fange nicht bei der Oma mit ihrem Quadrat-Fiffi damit an, denn meistens kommen die Hunde nicht zu kurz und die nächtliche Kuscheldecke bzw. das Regenmäntelchen *furchtbar,gg* tun zumindest nicht weh ;-)

Uih, wieder mal kräftig abgeschweift... ich lerne es nie ;-)

Grüßle, Claudia
Thema: Ab wann wird der Hund zu sehr "vermenschlicht"


 
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