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29.09.01 -- Blumenfee

RE: Verblöden Hundehalter immer mehr??














Hallo Nora,
der Border Collie scheint sich tatsächlich zu einer Art Mode-Hunderasse zu entwickeln. Heuer, im Sommer sind mir bei den Urlaubsgästen sehr viele aufgefallen. Leider glaube ich nicht, dass die Masse der Leute groß überlegt, ehe sie sich einen Hund anschaffen. Sie orientieren sich (so jedenfalls war es den Gesprächen zu entnehmen) stark am Aussehen oder an diesem netten Hund, den Freunde oder Nachbarn haben.
Neuerdings wollen viele Kinder hier im Dorf unbedingt einen Dalmatiner haben. Die Eltern geben oftmals total entnervt auf und schaffen sich (egal woher) einen solchen an. Jetzt haben wir schon drei im Dorf, einer gestörter als der andere. Schade drum!
Da ich irgendwann mal eine Mischlingshündin aus Jagdspaniel und Großem Münsterländer hatte, wollte ich hier auf dem Lande unbedingt einen Großen Münsterländer haben, wohl wissend, dass diese Hunde zum überwiegenden Prozentsatz als Gebrauchshunde (Jäger) gehalten werden. Aber ich wusste auch, dass diese Tiere einen sehr unverbildeten und freundlichen Charakter haben, aufgrund der geringen Nachfrage kaum Erbschäden aufweisen und sie Bewegung ohne Ende brauchen. All das wusste ich, ehe wir uns unsere Maxl angeschafft hatten. Insofern konnten wir auch nur wenig überrascht werden.
Ich kenne aber einen, der hält sich ein solches Tier in einer Dreizimmer-Neubauwohnung mitten in Berlin, geht den ganzen Tag arbeiten und ist selbst auch nicht unbedingt sehr bewegungsfreudig. Der hat riesige Probleme mit diesem Tier, zumal er auch nicht gerafft hat, dass Münsterländer stets sehr intensiv um die Rangordnung kämpfen, und das nicht nur einmal, sondern (beim falschen Halter) ständig. Dass der seine liebe Not mit dem Hund hat, glaube ich wohl. Und in einem solchen Fall kann ich mir auch gut vorstellen, dass so einer in der Verzweiflung irgendwann zu so einem "heißen Tipp" greift, der den Tyrannen (ein GM kann durchaus zu so einem werden, wenn man ihn nicht im Griff hat) im Zaum hält.
Aber ich würde es wirklich nicht so drastisch ausdrücken, dass Hundehalter "immer mehr verblöden". Ich würde eher die Begriffe "Gedankenlosigkeit" und "Hilfslosigkeit" wählen.
Ein Beispiel: Unsere "Monsterländerin" ist ein total freundliches, aber sehr temperamentvolles und kräftiges Tier. Normalerweise kein Problem, finde ich klasse. Aber wenn Dir schon zum 10. Mal fette Reinigungsrechnungen von Leuten ins Haus flattern, die von unserem (damals noch wenige Wochen altes Mini-)Monster zwecks intensiver Begrüßung angesprungen wurden, dann stellt sich irgendwann sowas wie Handlungsbedarf ein. Wir haben das mittlerweile überstanden, aber gerade dieses überschwängliche Begrüßen völlig fremder Leute war bei uns ein wirklich fettes Problem. Mir klingeln diese unerfreulichen Diskussionen mit oberschick gekleideten Feriengästen im späten Winter mit viel Schneematsch noch heute im Ohr :-(((
Jemand, der den ganzen Tag arbeiten geht, hat kaum die Zeit, sich mit Eselsgeduld und hunderten Versuchen dem Abgewöhnen gewisser Hundeunarten hinzugeben.
Klar könntest Du jetzt fragen, warum einer sich dann überhaupt einen Hund anschafft. Kann ich Dir in diesem Einzelfall sagen: Dieser Mann war von seiner Frau verlassen worden und und hatte damit quasi auch drei Kinder verloren. Er war auf einem Bauernhof in Nordwestdeutschland aufgewachsen und hatte früher einen Großen Münsterländer. Vielleicht hältst Du ihn jetzt für einen Idioten, dass er vor der Anschaffung seines GM nicht daran gedacht hatte, dass es erhebliche Unterschiede zwischen der ländlichen Gegend in Nordwestdeutschland und dem Stadtzentrum von Berlin gibt. Diesem Mann hatte ganz anderes geritten, und irgendwo kann ich das auch verstehen (auch wenn's zweifellos ein Fehler war). Für mich ist er deshalb nicht verblödet.
Von solchen Fällen gibt es unendlich viele. Und leider, leider steht dem eigentlich sehr wenig Aufklärungsarbeit in den Medien entgegen. Und wir hier, in diesem kleinen Gesprächskreis, werden das Problem gewiss auch nicht lösen können.
Du hast nichtsdestotrotz völlig recht damit, dass Du (zwischen den Zeilen) forderst, dass sich angehende Hundebesitzer sehr genau überlegen, ob ihre Wohnung, ihre Lebensumstände, ihre zur Verfügung stehende Zeit, die dem Tier verfügbaren Freiflächen und dgl. mehr die Anschaffung des vierbeinigen Familienmitglieds wirklich sinnvoll machen. Aber diesbezüglich fehlt es halt wirklich an Aufklärungsarbeit.
Ja, so ausführlich wollte ich eigentlich gar nicht werden. Mach's gut!
Liebe Grüße von Angie
Thema: Verblöden Hundehalter immer mehr??


 
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