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Ich weiss ja, das Threads, wenn das Wort "Teletakt" aufkommt, meist unendlich weitergehen. Trotzdem moechte ich etwas dazu sagen. Es koennte fuer den einen oder anderen, der plant solch ein Geraet einzusetzen, interessant sein:
Vorab: Ich habe bereits seit mehr als 20 Jahren Hunde, war nie in einer Hundeschule und alles hat gut geklappt. Ich lehne Teletakt nicht ab, befuerworte es aber auch nicht. Ein heftiger Schlag mit der Leine duerfte in manchen Faellen schlimmer sein, das ist aber nicht das, was ich sagen will.
Ich will sagen, dass ich seit etwa 2 Wochen weiss, dass ich relativ unwissend war, was Hundeerziehung angeht. Und diese Erkenntnis kam so:
Wir haben seit einem halben Jahr einen lieben, grossen Hund aus Spanien. Unser zweiter. Sie heisst Maca und ist wirklich lieb und, nun da sie nun deutsch "spricht", auch relativ gehorsam. Ausser, wenn wir das Grundstueck verlassen. Sobald sie dann eine Hasenfaehrte aufnimmt oder gar einen Hasen sieht ist sie weg. Zehn Minuten oder mehr. Da half bisher nichts. Natuerlich hatten wir Angst, dass sie auf die Strasse rennt oder vom Bauern abgeknallt wird. So gesehen war mir am Ende und nach vielen Erziehungsversuchen und Eingewoehnung ziemlich alles egal und ich spielte mit dem Gedanken ein Teletakt zu besorgen da Maca wirklich extrem ist. So extrem, wie ich es nie erlebt habe. Wenn ich dann hier bei hunde.com all die Mails gelesen habe "nur mit Liebe" und "Geduld" und so, habe ich nur noch verzweifelt in die Roehre geguckt.
Wir haben uns also wirklich umfangreich informiert und als letzten Versuch haben wir uns einen Hundetrainer ins Haus(!) bestellt. Offenbar hatten wir Glueck denn es ist ein sehr guter. Er hat uns zuerstmal auf alle unsere Erziehungsfehler hingewiesen und wir "hundeerfahrenen" haben gestaunt. Denn es waren derer viele.
Einige von Euch werden es wissen, wir wussten es nicht:
Man befiehlt einen Hund, der durchgeht, nicht mit "Komm" oder "Hier". Besonders dann nicht, wenn man eh weiss, dass er nicht kommen wird. Tut man es doch lernt der Hund, dass der Typ dahinten ruhig "Komm" und "Hier" bruellen kann, passiert ja eh nichts. DENN, wenn der Hund dann irgendwann kommt, darf man ihn dafuer nicht bestrafen. Denn er hat ja gehorcht. Wenn auch nicht umgehend. "Komm" und "Hier" ist zudem kein so dominanter Befehl wie (richtigerweise) "Platz". Ein ignoriertes "Platz" kann man immer bestrafen, auch wenn der Hund dann irgendwann kommt (was ja nicht der Befehl war).
Man wiederholt keinen Befehl ausser "Fuß" (bei Tempowechsel). Bei diesem Befehl reisst man auch nicht an der Leine wenn der Hund dem Befehl nicht nachkommt. Tut man es doch, lernt der Hund, dass es unangenehm ist bei Fuss zu gehen, denn, fuer den Hund ist ein nicht so perfektes "Fuss" immerhin doch ein "Fuss". Stattdessen motiviert man den Hund, je naeher er an die Ideallinie kommt.
Man wiederholt also nicht sondern unterstuetzt einen gegebenen Befehl, dem nicht nachgekommen wird, mit Hilfen (auf den Po druecken fuer "Sitz" z.B.) oder man sagt "NEIN" oder "PFUI" wenn der Hund dem Befehl nicht nachkommt. Natuerlich muss der Hund fuer diese Art der Erziehung den Befehl bereits kennen.
Einen Befehl zu wiederholen ist wie einen Fahrschueler immer wieder ueber die gleiche rote Ampel fahren zu lassen ohne ihm zu sagen, dass das "Pfui" oder "Nein" ist.
Gut, dass sind nur Kleinigkeiten fuer uns, aber sie sind logisch und niemand, den ich kenne macht es richtig. Natuerlich haben diese Grundsaetzlichkeiten Maca auch nicht davon abgehalten zu jagen. Das Zauberwort ist hier Schleppleine. Nicht(!) Laufleine. Schleppleinen sind 10 - 15 Meter lang und werden vom Hund geschleppt. Man muss genau wissen, wie man eine Schleppleine handhabt. Es hat keinen Sinn sich eine zu kaufen und den Hund damit rumlaufen zu lassen und sich in der Leine zu verheddern. Die Schleppleine hat unser Problem jedenfalls geloest und ist zudem eine sehr sehr gute Erziehungshilfe in allen Lagen. Natuerlich ist das Ziel, die Leine in einigen Monaten wegzulassen und ich bin sicher, dass wir das auch schaffen.
Kurz: Der Hund bemerkt die Leine natuerlich und ist so schonmal leicht "behindert" in seinem Jagdtrieb. Wenn der Hund durchgeht habe ich etwa 10 Meter "Zeit" einen Befehl zu geben und auf die Leine zu treten. Vorausgesetzt ich habe sie richtig gehandhabt. Da man eine Schleppleine in fast allen Faellen am ENDE in der Hand haelt und der Hund den Rest der (relativ leichten Leine) "schleppt" ist mindestens da die Notbremse erreicht. Falls man es nicht schafft draufzutreten. Da man immer nur das Ende in der Hand hat, ist es, auch bei Regenwetter und Matsch, eine relativ saubere Sache.
Ich konnte die Geschichte hier nur kurz umreissen und vielleicht sind viele Fragen offen, gibt noch viel mehr Kriterien. Wer Fragen hat, kann mich gern mailen: mh@hrb.de
Ich bin jedenfalls weg vom Teletakt denn auch darueber habe ich viel gelernt. Sachlich und ohne Gefuehlsduselei. Ein Teletakt ist, das sollte man sich zuerst verinnerlichen, extrem schwer anzuwenden. Das hat mit der Logik des Hundes zu tun. Der ist naemlich nicht bloed. Wer mit dem Teletakt etwas falsch macht kann sich darauf einstellen den Hund IMMER mit einem Takt oder einer Attrappe rumlaufen lassen zu muessen. Zumindest wenn er gehorchen soll. Das ist EINE Folgeerscheinung von vielen. Uebrigens, nicht nur mit der Erziehungshilfe "Teletakt" wird viel falsch gemacht. Auch mit den Erziehungshilfen "Wort" "Strafe" und "Leine".
Vielleicht hat diese Geschichte geholfen, den Geist fuer Weiterbildung in Sachen Hundeerziehung zu öffen. Auch wenn man, wie ich, meint man kenne sich aus.
Ich lese nur noch selten in diesem Forum und schreibe das erste Mal. Ich lese nur noch selten, weil hier zwar viel Emotionen, aber vergleichbar(!) wenig Kompetenz geboten wird. Ich sage nicht KEINE Kompetenz und ich sage NICHT, dass Emotionen schlecht sein muessen. Bitte richtig verstehen.
Lieben Gruss
Michel
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