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30.08.01 -- Bianca + Jill

RE: Schleppleine!?














Hallo Mariela,

also, die Schleppleine dient bei mir lediglich als Sicherheitsanker, um zu verhindern, dass der Hund losstarten kann. Sie ist in meinen Augen ein Hilfsmittel, nicht mehr und nicht weniger! Dennoch ist bei mir ein entsprechendes Programm abgelaufen und zwar in erster Linie zur Stärkung der Bindung! Wenn ich also eine Schleppleine "nur negativ" benutze bei einem Hund, der schon Erfahrung hat, wird er lediglich lernen, dass er das mit Leine nicht mehr kann. Auch mein Ersthund hat niemals auch nur Anstalten gemacht, mit mir inklusive Leine durchzustarten.

Also, ich habe zwei Hunde, der erste hatte ein massives Jagdproblem vor Jahren, was ich insoweit im Griff habe, dass ich gut damit leben kann. Dennoch mache ich natürlich Zugeständnisse, nicht in der Beziehung, dass der Hund jagen darf, sondern das ich erst einmal gelernt habe, zu akzeptieren, das mein Hund jagt und das ich mit gewissen Dingen leben muß, dem entgegenzuwirken! Er darf den Weg nicht verlassen, dennoch hat er einen bestimmten Radius, in dem er sich entfernen darf, wenn ein anderer "Jäger" mit beim Spaziergang ist, leine ich meinen Hund an, um selber keine Rückschritte zu machen.

Den zweiten Hund den ich habe, lebte sieben Monate lang in Freiheit. Auch dieser hat einen gewissen ausgeprägten Jagdinstinkt. Ich erzähle Dir mal hier, wie ich mit diesem Hund vorgegangen bin!

Spaziergänge bedeuten in erster Linie "Aktion mit mir", um dem Hund zu suggerieren, dass es bei mir am interessantesten ist und es sich nicht lohnt, sich von mir zu entfernen, da ihm etwas entgehen könnte. Dazu habe ich viel mit dem Clicker gearbeitet, damit der Hund lernt, sich an mir zu orientieren. Drehte er sich nur im Ansatz zu mir um oder achtete auf mich, gabs ein "Click". Natürlich habe ich auch viele Richtungswechsel eingebaut und ich habe bestimmt, wos langgeht. Der Clicker ist auch nur ein "Hilfsmittel", aber ich habe ihn mir zunutze gemacht, weil ich mich in den letzten Jahren viel mit Lernverhalten beschäftigt habe.

Futter gibts überwiegend nur auf den Spaziergängen für erwünschtes Verhalten, das hat er auch in Freiheit nicht anders gelernt, auch dort musste er sich sein Futter erarbeiten bzw. suchen! Mit meiner Freundin zusammen haben wir richtig intensive Spaziergänge gemacht mit 4 Hunden, die "ehemalige Jägerin" lief dabei übrigens immer frei, wäre vor Jahren überhaupt nicht denkbar gewesen! Der Schwerpunkt lag auf dem Neuzugang, wo wir beide dran gearbeitet haben. Der Schwerpunkt lag übrigens nicht in UO, sondern mehr in den Dingen, die auch einem Hund Spaß machen und wo er gefordert wird. Beispielsweise habe ich mich hingehockt, im Gras gewühlt und so getan, als hätte ich etwas gefunden. Es hat lange gedauert, bis ich das Interesse des Hundes hatte, aber irgendwann kam sie und es lag natürlich ein Leckerchen im hohen Gras, welches sie suchen musste. Ich habe sie nicht gerufen! Es wurden Spiele eingebaut und das alles mit einer Geschwindigkeit, wo der Hund überhaupt keine Möglichkeit bekam, sich anderweitig zu orientieren. Es hat doch einige Zeit gedauert, bis der Hund an mir Interesse hatte, aber irgendwann nach ein paar Tagen merkte man, dass sie schon vermehrt auf mich achtete und im Augenwinkel schon auf mich achtete. Und dann begannen die nächsten Spielchen, ich peste auf einmal aus dem Nichts in die andere Richtung, versteckte mich und war auf einmal weg (Leine hatte meine Freundin). Suchte sie mich oder kam mir hinterher, gabs ne Belohnung. Es waren viele unterschiedliche Dinge, die der Hund nicht einschätzen konnte, die aber immer interessanter für ihn wurden. Dann hielt meine Freundin den Hund fest, ich machte Aktion auf Entfernung, bis sie richtig in der Leine stand und unbedingt zu mir wollte. Nach 14 Tagen hatten wir das Resultat, dass ich einen Hund hatte, der mir nicht mehr von der Stelle wich! Trotzdem liess ich sicherheitshalber die Leine dran und das waren ungefähr 5 Monate! Noch bis heute läuft sie teilweise mit, teilweise ohne Leine an Stellen, wo ich nicht sicher bin, ob nicht doch ein Hase vor uns aufspringt, z, B. Dämmerung, hat aber auch etwas damit zu tun, dass ich zwei Hunde habe, die jagdlich sehr motiviert sind und wenn ich beide machen lassen würde, hätte ich verloren, die sind sich selber genug! Die Kleine achtet super auf mich, ist absolut konzentriert und bietet mir viele Dinge von sich aus an, zudem geht sie nie weiter als 5 Meter von mir weg! Heute sind wir gejoggt, die Kleine ist so perfekt anhimmelnderweise neben mir hergelaufen, dass ich fast über sie gestolpert bin! Ich hatte sie nicht dazu aufgefordert!

Das Schleppleinentraining ist also keine Sache von 2 Stunden bei einem Hund, der das Jagen schon gelernt hat. Dazu bedarf es Geduld und Konsequenz. Man kann einen Hund sicherlich auch so sehr gut beschäftigen, so dass er ausgelastet ist. Wichtig ist eben, dass der Hund in der nächsten Zeit keine Möglichkeit mehr bekommt, loszustarten, egal, ob sie sich jetzt nur 2 - 3 Meter von Dir entfernt. Jagen ist selbstbelohnend und wenn Du den Hund loslässt, wird er immer wieder sein Glück versuchen und dieses Verhalten wird sich immer mehr festigen. Ich habe einen Hund, der auf dem Übungsgelände 1A funktioniert hat, mitunter auch das Platz auf Entfernung, was sie exakt 5 Mal beim Durchstarten eines Hasen eingehalten hat, dann hat sie sich anderweitig entschieden und gelernt, dass sie sich nicht auch letztendlich durch meinen negativen Einfluss mit UO im Anschluss und dem ganzen Kram anderweitig entschieden hat! Sobald Du negativ auf den Hund einwirkst, wird er lediglich lernen, noch länger wegzubleiben, denn bestrafen kannst Du ihn nur, wenn er wieder bei Dir ist. Er hat somit seinen Erfolg gehabt! Am Sinnvollsten ist es, die Körperhaltung seines Hundes zu lernen, um im Vorfeld einzugreifen. Durch meine Negativeinwirkung hatte mein Ersthund aber lediglich gelernt, mir diese Anzeichen nicht mehr zu geben und aus dem Stand durchzustarten! Der Hase findet sich schon, was auch sicherlich immer so war! Wäre ich früher so klug gewesen mit der Schleppleine, hätte ich mir und dem Hund so einiges erspart. Übrigens spielt auch die Stimmungsübertragung dabei eine große Rolle! Ein Nein ist ein Nein und das kommt in der gleichen Stimmlage, wie ich es auch im Haus oder sonstwo durchsetze. Außerdem habe ich dies ebenfalls einkonditioniert mit ungefähr gleich großen Reizen, dies natürlich "klein" angefangen mit minimalem Reiz und dies dann gesteigert. Ebenfalls habe ich beide Hunde auf Pfiff konditioniert, was auch sehr gut funktioniert. Wenn die Kleine den Pfiff hört, lässt sie regelrecht alles "Stehen und Liegen". Das Problem ist eben, dass Hunde nicht nur lernen, was sie nicht tun dürfen, sondern sie lernen auch, wie sie dieses umgehen können, um trotzdem zum Erfolg zu gelangen.

Achte auch zuhause darauf, dass ein Kommando ein Kommando ist, welches beim ersten Mal ausgeführt wird. Mach Dich da ruhig ein bißchen rarer, damit Du auf den Spaziergängen besonders interessant bist. Ist dem nicht so, solltest Du daran arbeiten. Durchleuchte Dich selber, ob Du konsequent bist bei der Ressourcenverteilung.

Und wenn jetzt hier der Aufschrei kommt: Ich mach mich doch nicht zum Hampelmann und Futterautomaten für meinen Hund, kann ich nur sagen, dass es eigentlich egal ist, wie man zum Ziel kommt, hauptsache, man erreicht es! Ich habe in Bezug auf den Jagdtrieb nun schon einiges ausprobiert, weil ich früher halt leider nicht klüger gewesen bin und die Fachliteratur gibt diesbezüglich bis auf den Tipp mit Teletakt leider auch nichts Sinnvolles her, kann ich nur sagen, dass es kein Zufall sein kann, dass es bei zwei Hunden, die jagdlich hoch motiviert sind, sehr gut funktioniert hat! Ich bin heute nicht mehr der Hampelmann, sondern wir sind beim Thema der variablen Bestärkung und der Muskelkater gehört der Vergangenheit an *ggg*. Mal passiert halt was, mal nicht! Erhöht die Motivation ungemein, es könnte ja etwas passieren! Jeder hat so seine Problemchen mit seinen Hund, dessen sollte man sich auch klar sein. Meine Hunde haben keinerlei Probleme mit der Umwelt, sind sozialverträglich, gehorchen gut, lassen sich überall herausrufen, sind keine Leinenpöbler, dafür haben sie Jagdtrieb, was m. E. auch eines der schwierigsten Themen ist. So empfinde ich es zumindest und ich kann nur jeden davor warnen, die Anzeichen dafür direkt in Angriff zu nehmen und nicht erst, wenn sich das Verhalten schon etabliert hat. Bei meiner Ersthündin hatte ich viel mehr Probleme, diesem entgegenzuwirken als bei der Kleinen,wo ich direkt in den Ansätzen tätig geworden bin. Es ist nichts Schlimmes an der Schleppleine!

Mariela, ich habe Deinen ersten Beitrag nicht gelesen, hoffe jedoch, Dir den einen oder anderen Anhaltspunkt gegeben zu haben!

Viele Grüße
Bianca mit 8 Pfoten, die die gemeinsamen Spaziergänge geniessen!
Thema: Schleppleine!?


 
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