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01.11.99 --
WiegandCJ
Wildtier-Kinderstube im November (long)
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Sikawild, Damwild, Muffelwild und Gamswild sind immer noch mit der Brunft
beschäftigt.
Für alle Jungtiere beginnt spätestens jetzt der Ernst des Lebens. Aller
Nahrungsressourcen beginnen jetzt knapper zu werden, auch wenn im wesentlichen
noch genug da ist. Aber die für die nächsten Monate nötigen Reserven müssen bis
spätestens Ende des Monats November angelegt sein, sei es durch Vorratshaltung
wie etwa bei Eichhörnchen, Iltis, Eichelhäher und natürlich dem Hamster, sei es
durch Anfressen von Energiereserven in Form von Fett, wie bei allen größeren
Säugetierarten.
Bis auf die Faulpelze: wer schläft, braucht nicht viel. Die Murmeltiere sind
schon zu Bett gegangen, sie halten bis zu 6 Monate echten Winterschlaf.Hamster,
Dachs und Waschbär dagegen halten nur eine sogenannte Winterruhe. Bei lauen
Temperaturen oder Hunger verlassen sie ihre Baue und gehen auf Nahrungssuche,
kehren aber dann kurzfristig in ihr Winterquartier zurück und schlafen weiter.
Wer jetzt Rot- oder Rehwild beobachtet, wird übrigens feststellen, daß die
Tiere in den letzten sechs Wochen die Frabe gewechselt haben. Die rote Farbe im
späten Frühjahr und Sommer (die von feuerrot bis zu einem fahleren Gelbton je
nach Zustand und Alter variieren kann) hat jetzt einem ziemlich einheitlichen
Eselsgrau Platz gemacht. Dieses Fell ist zum einen deutlich dichter und wärmer,
und zum anderen tarnt die graue Farbe im Winter besser. Auf den ersten Blick
mag das verwundern: wäre nicht grün im Sommer und weiß im Winter günstiger?
Aber Rehe sind eigentlich Savannenbewohner, und unsere Wiesen und Weiden wären,
wenn die Landwirte sie nicht mähen würden, spätestens im Juli braungelb wie die
Gräser am Straßenrand, und darin oder im reifen Getreide entdeckt man die Rehe
tatsächlich nur kaum. Und weiß im Winter: auch das fällt eher auf als zu
verbergen. Wenn das Wetter trübe wird, sieht ohnehin alles grau aus, und die
dann grauen Rehe fallen im jetzt laublosen Holz kaum auf, und selbst der Schnee
liegt ja fast nirgends lückenlos; gerade diese Schneelücken sehen aber in der
Farbe stets grau aus, wie eben die Rehe und das Rotwild.
Was nicht heißt, daß Weiß als Tarnfarbe nicht vorkommt: das auch Hermelin
genannte und im Sommer rotbraune Große Wiesel wird im Winter tatsächlich
schneeweiß bis auf eine schwarze Schwanzspitze, von der man vermutet, das sie
Raubvögel ablenken soll: der Habicht, der auf den sich im Schnee bewegenden
schwarzen Punkt herabstößt, kommt eben immer ein paar Zentimeter zu spät. Und
weiß wird im Winter auch der Schneehase, der allerdings nur im Alpenraum
vorkommt.
Carl
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