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22.10.99 --
Volker Wollny
Re: Hundeführerschein, Staat, Verbändeund Hund war: Suche und Kampfhund
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Hallo Bianca!
Bianka Wotke schrieb:
Richtig. Es liegt eben immer am Menschen. Attribute wie 'Kampfhund',
'Gefährlicher Hund' sind wohl ein gut Teil vom Menschen auf einen Hund
projeziertes: Es mag ja sein, das manche Rassen, wie z.B. Rottweiler,
Weimaraner und Deutsch Langhaar, etwas mehr zur Aggression neigen
(sog. natürliche Mannschärfe) - oder anders betrachtet: eher bereit
sind, sich und andere zu verteidigen. Ein bezeichnendes Licht auf
solche Einteilungen wirft aber auch, daß die bei uns als fast bis zur
Doofheit gutmütigen Golden Retriever in den USA als 'gefährliche
Hunde' gelten sollen.
.... und vor allem einen konsequenten Menschen!
Selbstverständlich ...
Hum ... und was ist wenn Hund+Halter die Prüfung nicht bestehen?
Willst Du dan dem Halter seinen Hund fortnehmen?
Wenn, dann *vor* dem Hundekauf. Das würde die Schwelle, sich einen
Hund anzuschaffen erheblich anheben - und vor allem Spontankäufe ('Oh,
wie niedlich ...') unterbinden.
Ein Problem sehe ich aber darin, daß so etwas noch mehr Staat in
unserem Leben bewirken würde. Ein anderes ist die Frage, welche
Denkrichtung im Umgang mit dem Hund als 'offizielle Meinung' gelehrt
würde? - und woher die Fachleute für Ausbildung und Prüfungen kommen
sollen.
Ich sehe hier die Gefahr, daß sich hier (Rasse-)Verbände hineindrängen
würden und dem ganz normalen Hundehalter bestimmte Vorstellungen
aufzwängen...
Ein vergleichbares Problem gibt es im Jagdhundwesen: Die höheren
Weihen in der Kunst, dem Menschen bei der Jagd zu helfen, dürfen nur
rassereine Hunde erwerben deren Halter auch noch dem Verband
angeschlossen sind. Das wäre an sich noch o.k. denn es steht ja jedem
Verein/Verband frei, Aufnahme- und Teilnahmeregeln nach eigenem
Gutdünken aufzustellen - solange es sich um reine Verbandsdinge ohne
wirkliche rechtliche Bedeutung handelt.
Problematisch ist aber, daß die Rassehundvereine im Deutschen
Jagdgebrauchshundverband auch in den staatlichen Brauchbarkeits-, bzw.
Jagdeignungsprüfungen das Sagen haben - und in einigen Bundesländern
bereits durchgesetzt haben, daß nur noch Hunde mit Ahnentafel zur
staatlichen(!) Prüfung zugelassen werden. Das bedeutet, daß nicht nur
Jagdhund-Mischlinge von der jagdlichen Arbeit ausgeschlossen werden,
sondern auch das Züchten neuer Jagdhundrassen sowie die Erprobung
bisher bei uns noch nicht jagdlich geführter Hunde an den Rand der
Legalität oder sogar darüber hinaus gedrängt wird.
Argument der Verbandsbürokraten ist, daß nur die Reinzucht (nach
deren, im übrigen nicht unumstrittenen Regeln) die jagdliche
brauchbarkeit eines Hundes gewährleistet und wohl auch, daß kein
Bedarf an neuen Rassen bestehe. Ich persönlich höre hier aber nicht
nur die bekannte Nachtigall, sondern eher ein recht fettes Suppenhuhn
trapsen: Es wäre ja recht peinlich, wenn Jagdhundbastarde auf die
Dauer gesehen genausogut oder gar besser als rassereine Vierläufer
abschnitten.
Zurück zum Thema: Ähnliche Auswüchse befürchte ich halt auch bei einem
Hundeführerschein. Wenn bei uns staatlich geregelt wird, fließen halt
gerne so viele Lobby-Interessen ein, daß die eigentliche Sache oft
kaum mehr zu ihrem Recht kommt!
Andererseits, wie gesagt wäre eine Prüfung mit vorgeschriebenem Kurs
(vielleicht 10 Abende) in Haltung,Pflege, Erziehung,
Verkehrssicherheit(!) und mit Exkursionen auf den Hundeplatz und
vielleicht zu einer Schutzhundstaffel oder ähnlichem, sicher eine mehr
als erwägenswerte Sache - wenn sie denn vernünftig umgesetzt würde.
Negatives Gegenbeispiel: Der Hundelehr-(und Prüffungs-)Stoff in dem
Jägerkurs denn ich gerade mache, hat sich jetzt zwei Abende (von ich
glaube sechsen) auschließlich um Rassen gedreht. Auch in den
Lehrbüchern findet man wenig über Haltung und Ausbildung von Hunden,
dafür allerhand verbandslastiges ....
Liebe Grüße
Volker
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