|
Belana ist alt genug für die Zuchttauglichkeits-Untersuchungen. Da ich mir für nächsten Sommer einen Wurf kleiner Aron-Belanas und Belana-Arons wünsche, möchte ich Belana zuchttauglich schreiben lassen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, daß sie frei von bekannten vererbbaren Mängeln ist. Nach Rücksprache mit dem Vorsitzenden des AKDH (Allgemeiner Kynologischer Deutscher Hundezuchtverband e. V.), dem ich demnächst beitreten werde, hatte ich schon vor einigen Tagen den Termin für die Untersuchungen bei einem Tierarzt auf der anderen Rheinseite gemacht. Gestern abend fiel schon die Fütterung aus, heute früh auch. Ich spielte mit den Hunden im Garten Apportieren. Jeder Hund hatte einen eigenen Ball. Griffe über Kreuz nach dem Ball eines anderen blieben aus. Nur Gladess Ball blieb manchmal kurz vermißt, so daß ich Aron und Belana nach Abgabe ihrer Bälle mit "Such!" in Gladess Richtung schickte, um zu helfen. Es war dann immer Aron, der den Ball fand und brachte. Genau für diese Leistung gab's dann auch ein paar Bröckchen Trockenfutter für Aron.
Um 11:00 Uhr kam ich mit Belana planmäßig beim Tierarzt an. Ich wurde vor die Wahl gestellt, ob ich die 30,- DM teurere Schnellnarkose für eine Viertelstunde oder eine normale für etwa einen halben Tag haben wollte. Natürlich wollte ich lieber mit einer wachen Belana nach Hause fahren. Wenn man alleine mit einem narkotisierten Hund über die Autobahn fährt und möglicherweise nicht merkt, wenn der Hund erbricht, kann das Tier am Erbrochenen ersticken, denke ich. Also nahm ich die teurere. Während die Spritze gesetzt wurde verkrampfte sich Belana. Ich hielt sie in der Platz-Lage. Unmittelbar darauf fiel sie in Ohnmacht. Ich wurde ins Wartezimmer geschickt. Sowie der Tierarzt mit seiner Helferin und zwei ganz jungen Praktikanten oder Auszubildenden vom Röntgenraum mit Belana in den Behandlungsraum zurückkehrte, hörte man durch die geschlossene Tür Belanas Fiepen, das schnell in ein durchgehendes Jaulen und schließlich in anhaltendes Geschrei überging. Man hatte den Eindruck, daß Belana ums Überleben fürchtete. Ich bereute es schon fast, ihr nicht die lange Narkose gekauft zu haben. Schließlich war einen Moment Ruhe. Während Belanas Stimme sich erneut erhob, öffnete die ältere Helferin die Tür und bat mich herein. Belana lag Platz haltend und unkoordiniert strampelnd auf dem Boden neben dem Behandlungstisch. Aufstehen konnte sie noch nicht. Alle 3 Helfer hatten mindestens zwei Meter Abstand eingenommen und der Tierarzt meinte, sie könne jetzt da unten bleiben, aber ich möge sie doch bitte selbst festhalten. Ich fragte lieber nicht, wie Belana dort hingekommen war. "Hat sie gebissen?", fragte ich, während ich ihr meine Hände auf Kopf und Schultern legte. Belana schwieg. Alle anderen auch. Der Tierarzt meinte schließlich: "Nein". Einer der Neulinge ergriff das Wort und erklärte schnell: "Doch, hier!" und zeigte auf seinen Unterarm, der zum Glück in einem dicken Sweatshirt steckte und nichts abbekommen hatte. Die Augenuntersuchung mit dem hellen Licht hätte ihr nicht gepaßt und beim Griff nach der ersten Kniescheibe war sie wohl völlig durchgegangen. Ich kann mir Belanas Explosion gut vorstellen. Für ihre 18,4 kg kann sie erstaunliche Kräfte freisetzen. Jetzt brauchte ich keine Gewalt einzusetzen. Belana war zufrieden damit, mich bei sich zu haben und ließ die Kniescheibenuntersuchungen brav über sich ergehen. Die ältere Helferin meinte, sie sei wohl ein Sensibelchen. Darin kann ich ihr nur Recht geben.
Ich bin sehr glücklich über das schöne Röntgenbild ihrer Hüften und alle anderen Untersuchungsergebnisse zu Augen und Kniescheiben. Weniger glücklich bin ich darüber, daß Belana diese für sie negative Erfahrung mit Fremden machen mußte und darüber, daß sie es geschafft hat, sich mit ihren Zähnen einen 3-fachen Erfolg zu verschaffen: Zu befürchten ist einiges an "Nebenwirkungen": Gleich Morgen werde ich versuchen, möglichst viel davon zu korrigieren, indem ich sie zu meinem THW-Sprechfunkkurs mitnehme, obwohl ich sie eigentlich zu Hause lassen wollte, denn der Kurs dauert 10 Stunden. Trotzdem denke ich, tut ihr gerade jetzt die Begegnung mit Fremden, die nett zu ihr sind, wirklich gut.
Wieder zu Hause bemerkte ich, daß Belana auf dem Vorderlauf kräftig lahmt, in den sie die Injektion bekommen hat. Ich weiß nicht, ob es eine Reaktion auf den Einstich ist oder mit dem Sprung vom Tisch zu tun hat. Es wird hoffentlich von selbst wieder weggehen. Die folgenden Stunden paßte Belana auf, daß der Abstand zwischen mir und ihr nie größer als 4 m wurde.
|