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Heute ersetzte ein langer Nachmittags-Spaziergang die Fahrtour. Wir gingen bewußt Wege, auf denen alle Hunde frei laufen. Für den Fall, daß Aron oder Belana sich kleine Frechheiten rausnehmen würden, steckte ich mir ein Wurf-Ei ein. Das ist ein Ei-großer, Ei-runder Kiesel, den ich in einen ausrangierten Wollstrumpf gepackt habe, so daß ich meine Hunde zur Not damit abtreffen kann, ohne ihnen weh zu tun oder sie gar zu verletzen. Man kann Hunden die Lust am Stellen und Verbellen von ängstlichen Fremden nicht wirklich dadurch nehmen, daß man die Situation konsequent durch "Platz!", "Fuß!" oder "Hier!" im Griff behält. Das mag zwar dem Betroffenen, sonst Angebellten, genug erscheinen, sollte sich aber irgendwann erübrigen. Dafür muß dem Hund die Lust an diesem Spiel schlechthin verdorben werden, indem der Hund es mit einer für ihn unangenehmen Konsequenz verbinden lernt. Natürlich achtete ich darauf, daß meine "Testpersonen" relativ nervenstark schienen. Kamen alte Menschen oder Frauen mit kleinen Kindern entgegen, hielt ich Aron und Belana frei bei Fuß, um auch nur Ansätze von Ankläfferei unterbinden zu können. Schließlich überholte uns eine Gruppe halbstarker Fahrradfahrer, die mir allesamt robust genug erschienen, mir die nun folgende Situation nachzusehen: Ich sagte erst einmal gar nichts und tat geistig abwesend. Aron meinte, nun sei seine Chance für eine nette kleine Frechheit gekommen und mit ihm ging Belana in Startposition. Aus der Mitte des "Radler-Rudels" pickte sich Aron sein Opfer heraus. Er nahm Anlauf und wollte gerade anfangen, draufloszubellen, als - was war das?! - mein Wurf-Ei haarscharf an ihm vorbei geflogen kam. Aron stoppte erschreckt, blieb still und Belana tat dasselbe. "Laß es sein!", zischte ich ihn an, holte mein Wurfei vom Wegrand und begann mein Spiel von neuem. Wieder wollte Aron auf einen der immer noch an uns vorbeiradelnden Jungen Anlauf nehmen. Diesmal reichte meine ausholende Handbewegung um ihn zu stoppen. Belana beobachtete die Situation und hielt sich raus. Als Aron zum 3. Mal - jetzt schnell noch - auf den letzten Jungen von allen Anlauf nahm, traf ihn mein Wurf-Ei kommentarlos in die Rippenpartie. Verblüfft stand er da. "Laß es sein!", zischte ich ihn nochmal an und hob mein Wurf-Ei auf. Den Rest des Weges hatte ich sehr aufmerksame Hunde, die Passanten und Radler brav in Ruhe ließen. "Sind die brav!", riefen manche aus. "Wenn die wüßten...", dachte ich mir.
Der Hydrantenkasten ist immer noch nicht zugeschraubt. Ich legte meine Hunde hinter dem nächsten Gebüsch ab und nutzte die Gelegenheit, meine Mutter in dieses wunderbare Versteck zu bitten, um Belana eine Suche und Anzeige machen zu lassen. Es funktionierte sehr gut. Belana kläffte eine halbe Minute lang in voller Lautstärke. Dann ging ich zu ihr, öffnete das Versteck und meine Mutter reichte Belana die Beißwurst hoch, mit der wir eine Weile spielten. Auf dem Rückweg kamen wir nochmal an dem Versteck vorbei. Diesmal prüfte ich, ob Belana sich wirklich am Geruch nach Mensch orientierte oder ob sie inzwischen auch am leeren Hydrantenkasten aus Gewohnheit kläffen würde. Ich legte meine Hunde fern ab vom Versteck außer Sichtweite ab wie beim ersten Mal. Meiner Mutter suchte ich dann aber ein ganzes Stück weiter in einem anderen Gebüsch ein Versteck aus. Belana reagierte korrekt: Sie prüfte den ihr als Versteck nun schon vertrauten Hydrantendeckel, fand keinen Menschgeruch und suchte ohne etwas zu sagen weiter. Ich lenkte sie in die richtige Richtung, damit sie nicht der nächsten Straße zu nahe kam. Sie fand unser "Opfer" und kläffte korrekt. Leider kam die Bestätigung durch meine Mutter früher, als mir lieb war.
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