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Heute Morgen hat Aron einen Unfall gehabt. Auf dem Rückweg unserer Fahrtour nahm ein unangeleinter Berner Sennenhund-Rüde Anlauf auf Aron. Sein Herrchen schrie "Hier!" hinter ihm her, doch ohne Erfolg. Ich hatte die Situation letztens mit dem Schäferhund vor Augen und wollte Aron nicht ausbremsen. Sonst hätte Aron sich mit dem Berner eine Beißerei geliefert... Der Hund kam immer näher, Aron wurde immer schneller. Als Aron dem Berner in die Rippen fuhr, so daß dieser aus dem Weg flog und zunächst verdutzt stehen blieb, merkte ich noch nicht, daß Aron etwas fehlte. Der Berner lief weiter, wir fuhren weiter. Aron brachte uns im Galopp nach Hause. Erst, als ich Abstieg, um das Gartentor zu öffnen, sah ich, daß Aron das Maul voll Blut hatte. Richtig dicke Backen hatte er und spuckte nun alles auf einmal aus. Beim ersten Blick in sein Maul stellte ich lediglich fest, daß ihm ein Schneidezahn fehlte. Trotzdem wendete er den Wagen auf unserer Spielwiese so wie immer und bekam von mir seine Leckerlis so wie immer. Als er sich schlafen legte telefonierte ich dem Berner Sennenhund hinterher und bekam heraus, daß ihm tatsächlich nichts fehlte. Arons Oberkiefer mußte wie eine Knautschzone zwischen Zugstange und Berner gewirkt haben. Als die Blutung nachließ, stellte ich fest, daß auch die mittleren oberen Schneidezähne nicht mehr so standen, wie sonst. Sonst endeten sie ein wenig vor den unteren Schneidezähnen. Jetzt endeten sie hinter ihnen. Sie waren also ebenfalls abgebrochen. Wir fuhren zur nächsten Tierklinik. Dr. Bergmeister nahm das Unfallopfer trotz Mittagspause an. Er wußte nicht gleich, ob er die Zähne richten könnte oder ziehen müßte. Ich bat darum, es zu versuchen. Aron wurde in Narkose gelegt und ich verbrachte einige Stunden bange wartend ohne ihn zu Hause. Kurz nach 15:00 Uhr durfte ich anrufen und fragen, was möglich war. Die Zähne seien gerichtet, jedoch stünden sie nun auf den Schneidezähnen. Ganz so wie früher, das war nicht möglich. Immerhin. Er durfte sie behalten. Sie würden weiterleben. Als ich ihn gegen 17:00 Uhr abholte bekam ich das Röntgenbild gezeigt, auf dem zu sehen war, wie der Bruch sich oberhalb der beiden Zähne durch seinen schmalen Kiefer zog. Aron hat jetzt eine Drahtspange im Maul, die die beiden Zähne einige Wochen halten soll, bis sie wieder angewachsen sind. Diese Spange besteht aus mehreren Drahtschlingen, von denen eine durch gebohrte Kanäle zwischen den Wurzeln der Backenzähne hindurch geführt ist.
Ich legte Aron bei uns zu Hause im Wohnzimmer schlafen, bat meinen Sohn, über ihn zu wachen und bei Auftreten irgendwelcher Probleme meinen Mann von der Arbeit wegzurufen, damit er Aron nochmal in die Tierklinik brächte. Ich selbst beeilte mich, mit Belana zur THW-Übung zu kommen, die um 18:00 Uhr beginnt. Da es in Strömen goß, kam ich auf der Autobahn nur langsam voran. Ich erzählte nacheinander beiden Ausbildungsleiterinnen von Arons Unfall und bat, Belanas 2-4 Minuten vorzuziehen, so daß ich gleich wieder nach Hause könne. "Frühestens gegen acht", war die Auskunft. Dabei hätte nur eine Person mit mir für besagte 2-4 Minuten für 1 oder 2 Anzeigen auf den Übungsplatz zu gehen brauchen. Ich fand niemanden. Da ich Aron nicht so lange aus den Augen lassen wollte, fuhr ich unverrichteter Dinge wieder über 30 Minuten lang nach Hause. Das war das letzte Mal, daß ich mit diesen Leuten zu tun haben wollte, dachte ich mir. Ich finde deren "Dienst nach Vorschrift"-Gehabe völlig unpassend für eine ehrenamtliche Arbeit und meine aktuelle Situation. Das Verhalten ist unkamaradschaftlich und zeigt, was ich ihnen wert bin. Wenn diesen Leuten an meiner Mitarbeit und an der Ausbildung meiner Belana so wenig liegt, dann brauche ich mit ihr auch nicht mehr zu kommen. Mir ist es in den letzten 5 Jahren nicht einmal vorgekommen, daß ein Kunde mich versetzt hätte, aber hierher fahre ich umsonst. Ich habe zum wiederholten Male den ganzen Samstag deren Übung geopfert und sie haben jetzt keine 2-4 Minuten für mich. Einen Einsatz im Ernstfall mit so rücksichtslosen Menschen möchte ich nicht erleben. Immerhin könnten ich und/oder Belana ja dann auch mal in einer schwierigen Situation Hilfe brauchen... Kein Wunder, daß diese Hundestaffel gelegentlich in Zeitungen inseriert, um neue Mitglieder anzuwerben. Andere haben von selbst genug Zulauf. Nun ja. Ich werde kündigen. Tschüs, THW.
Ich fütterte meine Hunde mit unserem suppigen Futter, das diesmal keine Pflanzen enthielt. Aron erhielt seine Antibiotika-Tabletten in einem Extrabröckchen Dosenfutter und fraß eine ganze Menge. Der Tierarzt hatte gemeint, Collies seien oft etwas empfindlich und ich solle Aron eine halbe Aspirin geben, wenn er Schmerzen zeigen würde. Das ginge auch mehrmals täglich. Aber Aron ließ sich nichts anmerken. Das einzige, was für ihn ungewöhnlich war, ist, daß er sich nachts neben meinem Bett manchmal plötzlich aufsetzte und meine Hand mit der Pfote anpatschte. Er hatte offenbar Angst, alleine zu sein, wie beim Aufwachen in der Tierklinik. Ich hielt seine Pfote, er legte sich wieder und schlief wieder ein, wenn ich die Pfote lange genug hielt. Legte ich sie zu früh weg, saß er im nächsten Moment wieder senkrecht neben mir.
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