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Über Nacht hatte ich Anjin noch eine Traumeel-Tablette verabreicht, weil mir meine Humpelmaus so leid tat. Anjins rechte Vorderpfote wurde heute früh noch ganz geringfügig geschont und den Rest des Tages wieder normal belastet. Anjin war wieder voll dabei.
Während ich heute kurz nach 15:00 Uhr mit Belana Apportieren spielte und die jüngeren zumeist um uns herumsausten, war plötzlich einer der Nachbarschäferhunde unten im Park zu hören. Anjin rannte sofort zur Mauer und hüpfte hinauf. Ich machte den Fehler, ihr "Anjin, kehrt!" rufend nachzulaufen. Die Gegenrichtung wäre sicher vernünftiger gewesen, zumal mich sämtliche andere Hunde kläffend begleiteten und wir so für richtig gute Rückendeckung sorgten. Als ich ankam, schaute sie mich kurz frech an und - schwub! - weg war sie. Ihr Auftritt im Park war unüberhörbar. Das Frauchen des Schäferhundes war sprachlos vor Anstrengung, denn der Schäferhund tobte und zerrte kaum haltbar an der Leine, während Anjin kläffend um ihn herumhüpfte. Ich beeilte mich, den Schlüssel zum Gartentörchen zu holen und dort hinzulaufen, wo ich Anjin wieder hereinlassen konnte. Wieder begleitete mich meine vor Aufregung kläffende Restmeute. Kaum hatte ich das Törchen auf, sauste Anjin um die Ecke und - Erleichterung! - an meinen Füßen vorbei in den Garten. Ein paar große Jungs, die Anjins Spektakel belustigt beobachtet hatten, grinsten breit. Ich konnte Anjin unmöglich jetzt bestrafen, da ich sie sonst das nächste Mal wahrscheinlich nicht so einfach wiederbekommen würde.
Andererseits reicht es mir langsam. Es hat kein nächstes Mal zu geben. Ohne während des Absprungs oder direkt danach hart auf Anjin einzuwirken, gibt es nur eine Möglichkeit: Die zu niedrige Mauer höher machen. Da ich in diesem gemieteten Garten keine Investition mehr machen möchte und einen hohen zaun wohl auch nicht genehmigt bekäm, half ich mir mit dem, was der Garten zu bieten hat: Ich schnitt den Weg frei und erhielt jede Menge Weiden- und Brombeerzweige. Die Weidenzweige steckte ich senkrecht in die Cotoneaster-Erde auf der Mauer. Die Brobeerranken konnte ich um sie herumflechten. So erhöhte ich die Mauer um 40-50 cm mit einer Art natürlichem Stacheldraht.
Während der Arbeit fanden meine Hunde die Gelegenheit günstig, sich an der anderen Seite des Gartens wiederholt Kläffduelle mit am Zaun vorbeigeführten Hunden zu liefern. Da mein Abrufen ohne spontane Wirkung blieb, musste ich mir mit der Reitgerte Gehör verschaffen. Den Rest des Nachmittags wurde mein "Ruh!" wieder brav befolgt. Als Anjin einmal Anlauf auf die Mauer nahm, stoppte sie wenige Meter vor ihr ab und machte gelangweilt kehrt. Nein, freiwillig in Brombeerranken hüpfen ist nicht ihr Ding. Da ist der Hund da unten ihr nicht wichtig genug. Die Aussicht auf Brombeerkratzer verleidete ihr den Spaß, den ihr das Aufmischen dort unten gebracht hätte. Hoffentlich hält der Respekt vor der Aufhöhung der Mauer, bis wir umziehen.
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