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Heute Vormittag ließ ich unser Rudel für einige Minuten mit ins Freigehege, während ich dort Brennesseln erntete. Die 4 "Kleinen" tobten wild kläffend im Gehege herum, nur Aron machte fast durchgehend den Wachhund. Da wir am Wochenende fleißig an der Sicherheit der Umzäunung gearbeitet hatten - der Zaun ist jetzt rundherum mindestens 10 cm tief eingegraben - traute ich mich, auch Anjin ohne Schleppleine laufen zu lassen. Trotzdem fand ich es sicherer, die Meute direkt mit den Brennesseln wieder in die Wohnung mitzunehmen. Hinter meinem "Hier!" steckte ein gutes Argument: Mit den Brennesseln konnte ich das Fresschen fertigstellen und anschließend die ganze Bande füttern.
Als Anders einmal aus dem Spiel heraus Anjin zu bespringen versuchte, was er seit ihrer letzten Hitze im Mai nicht mehr versucht hatte, kam Aron mit gefletschten Zähnen angeschossen. Anders ließ sofort von Anjin ab, duckte sich vor Aron und berührte demütig mit hängenden Ohren dessen Fang. Sein babyhaft untergeordnetes Verhalten beschwichtigte Aron. Sein eben noch aggressiver Gesichtsausdruck verschwand. Er begann sogar, mit seinem Söhnchen zu spielen. Solange Anders sich brav unterordnet, haben wir hier Frieden zwischen den beiden unkastrierten Rüden. Dass Anders überhaupt auf die Idee kam, seine Schwester zu bespringen, kann ein Hinweis darauf sein, dass sie bald ihre zweite Hitze bekommt. Dann wird es hier wieder stressiger werden. Aron verhält sich bei Aufreitspielchen seines Sohnes weit intoleranter, als man es bei vielen Hundebesitzern beobachten kann, deren Hund gerade bei einer fremden Hündin (oder einem fremden Rüden) sein Glück versucht. Dabei vertut der Hundebesitzer eine wichtige Gelegenheit, seine eigene Dominanz zu beweisen. Der aufreitende Hund dagegen kann leicht überheblich werden und sich in der Rangfolge über seinem Besitzer sehen. Das Ausleben von Sexualität ist im Wolfsrudel nun mal Chefsache und allein dem Alpharüden und der Alphawölfin vorbehalten. So wird in der Natur Inzest vermieden und die Nachkommenschaft des Rudels bleibt gering genug, um sie auch ernähren zu können.
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