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Re: Kontrollierter Jagdtrieb - Methoden, Probleme














Hi Michael,

ich bin ne faule S.. und habe deshalb einfach mal nen paar Zeilen aus nem alten Posting rauskopiert. Ist zwar lang, dafür aber ausführlich........

mfg Thomas

Es kommt vom Clicker-Training, operantes Lernen.

Operantes Lernen, operante Konditionierung. Was heißt das überhaupt? Was ist operant? Was ist Lernen?

Operant heißt, operantes Verhalten des Hundes. Im Unterschied zu klass. Kond. ist das Verhalten keine Antwortreaktion, sondern eine Wirkreaktion. Also das Verhalten des Hundes wirkt auf den Hunde- halter ein.

Nach einer Definition von Bowes/Hilgard ('83) bezeichnet 'Lernen' die Veränderung im Verhalten oder im Verhaltenspotential eines Organismus in einer bestimmten Situation, die auf wiederholte Erfahrungen des Organismus in dieser Situation zurückgeht.

Ich denke, man kann Lernen beim Hund durchaus auch als Assoziation von Gefühlen und Verhalten beschreiben. Dazu passt Thorndikes 'Law of effect': 'Als einen lustbetonten Zustand betrachten wir einen solchen, bei dem das Tier nichts tut, um ihn zu vermeiden, oft aber etwas, um ihn aufrechtzuerhalten oder um ihn wieder herbezizuführen. Als unlustbetont bezeichnen wir einen Zustand, zu dessen Beibehaltung das Tier nichts beiträgt, sondern oft ein Verhalten zeigt, das ihm ein Ende zu setzen scheint.'

Gerade das Lernen (Assoziation) ist u.a. von folgenden Faktoren abhängig, Dauer des Gefühls, Intensität, Wiederholrate, Kontiguität, Eindeutigkeit der Gefühle, individuelle Gestimmtheit.

ALLE Ausbildung unterliegt grundsätzlich den Gesetzen der operanten Konditionierung. Das heißt konsequenterweise auch, alles was Hundeführer praktiziert, ist durch operantes Verhalten erlernt worden.

Die Wissenchaft hat dazu 4 Antriebe definiert.

1. Der positive Verstärker R+
Ich füge etwas angenehmes zu 2 . Der negative Verstärker R-
Ich nehme etwas unangenehmes weg 3. Die positive Strafe P+
Ich füge etwas unangenehmes hinzu 4. Die negative Strafe P-
Ich nehme etwas angenehmes weg

R+ | P+ --------+---------- R- | P-

Es ist bekannt, daß sowohl R+ als auch P+ gleichermaßen ein Verhalten in Hinblick auf zuverlässige Wiederholung beinflussen können. Eine Ratte wird ganz schnell lernen, einen Hebel zu drücken, um an Futter heranzukommen. Eine andere Ratte wird ganz schnell lernen, den gleichen Hebel zu drücken um einen Stromschlag zu vermeiden.

Die Frage die sich nun aufdrängt ist: Wenn beides gleich funktioniert, warum arbeiten 'wir' dann mit P+ ?

Die Bestrafung wird wahrscheinlich von allen aversiven Kontrollmaßnahmen am häfugisten genutzt. Der Einsatz von überwiegend P+ bedeutet nicht unbedingt, daß die Menscheit grausam ist, sondern weil eine Verhaltensunterdrückung des Hundes nach einem aversiven Reiz u.a. das Verhalten des Hundehalters zur Wiederholung dieses aversiven Reizes verstärkt. Der Hundehaltet hat also selber durch operantes Verhalten gelernt.

Weiterhin funktioniert P+ schneller als R+. Ist der Hund satt, oder mag das Leckerchen nicht so gerne, ist wesentlich höhere Intensität von R+ notwendig. P+ funktioniert dagegen immer, denn unangenehmes wird der Hund durch Flucht oder Vermeiden immer versuchen abzuwenden. Dazu passen natürlich häufig desorientiertes Verhalten der Hundeführer, Streß, soziale Defizite, vielleicht auch die Befriedigung Strafe auszuteilen, Macht auszuüben, was weiß ich.........

Da liegen die Probleme in unserer Hundearbeit. Zudem ist das Verstärken eines groben Verhaltens mit R+ sicherlich noch einfach, aber das Herausarbeiten eines Verhaltensdetails mit R+ ist da schon erheblich schwieiger und bedarf fundierter Kenntnisse.

Das eigentliche Problem ist, daß die meisten Leute, die nach dem Belohnen/Bestrafen-Prinzip arbeiten, gar nicht wissen, was Lernen wirklich ist und wie es stattfindet. Das Ziel des Lehrens ist es doch, die gewünschte Assoziation möglichst schnell und effektiv zu herbeizuführen. Es ist doch logisch, daß genau das am schnellsten mit Zusammenarbeit des Hundes funktioniert. Und genau dazu ist Kommunikation notwendig, die eben als positive Verstärkung der hundlichen Aktivitäten mit größtmöglicher Wirksamkeit erfolgt.

Man weiß heute, daß Bestrafung (av.Reize) Streß auslösen.Streß blockiert das Lernvermögen, blockiert freies ungehemmtes (operantes) Verhalten und verhindert somit in Folge schnelleres Lernen.

Weiterhin.......

.......die wenigsten wissen, daß im Vergleich zur Verstärkung das
Belohnen/Bestrafen-Prinzip nur eine zweifelhafte oder untergeordnete Rolle beim Lernen spielt, da eben keine eindeutige Information getauscht wird.

Was in den meisten Fällen vollkommen undurchsichtig bleibt, ist, ob eine Bestrafung auch tatsächlich die gwünschte Verstärkung erreicht. Dazu muß einem die Notwendigkeit der Kontiguität absolut klar sein. Wenn das nicht bekannt ist, ist der aversive Reize einfach nur Gewalt. Ist es hingegen bekannt, ist dieser Ausbilder gleicher- maßen fähig, den Hund mit R+ anstatt mit P+ auszubilden.

Daraus folgt, die meisten wissen gar nicht, wie sie einen aversiven Reize opitmal setzen müssen, denn wenn sie es wüßten, brauchten sie es gar nicht. [.............]

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