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06.03.00 --
Maico Schulz
Re: Nichts ist unmoeglich, Kojota!, war Windhundspielplatz
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Im Artikel «89vsa7$31337$1@fu-berlin.de», 'Yvonne Heichel'
«Yvonne.Heichel@munich.netsurf.de» schreibt:
Hiho Yvonne,
Wobei - das kann ich mir jetzt nicht verkneife -, mir Bücher über Wölfe doch
etwas hilfreicher waren als Bücher über Hunde, um insbesondere Vorgänge bei
größren Gespannen zu verstehen.
Ich glaube, ich trete hier kaum jemand auf dem Schlipps, wenn Schlittenhunde
eine ziemliche Nähe zu Wölfen attestiere - ohne sie jetzt als Wölfe zu
bezeichnen, dazu sind sie zu different...
Schelbert (ein Musher aus der Schweiz) beschreibt in seinem Buch sehr schön,
das er bei seinem ersten Rudel einen Fehler machte, indem er es nicht schaffte,
Reina, die Leithündin, wirklich zu dominieren. Er schreibt, das zwar alles
erstaunlich gut ging; Reina akzeptierte ihn und es gab niemals ernsthafte
Probleme, letztlich Reina aber bestimmte, wo es lang ging. Ulkigerweise hatte
Reina eh die bessere Nase und so 'fügte' sich Schelbert, wenn Reina eben nach
links als nach rechts lief. Meist hatte die Hündin den besseren Weg gefunden.
Bei späteren Gespannen hingegen legte Schelbert großen Wert, ganz deutlich den
Leithund zu dominieren - und in Folge dessen auch das Gespann.
Man kann ein Gespann tatsächlich fahren, wenn man nicht unbedingt eindeutig
Alpha ist.
Aber das ist zumeist nicht der Fall, der Musher ist eben doch Alpha. Diese
Rolle bestimmt sich nicht daraus, das die Hunde jeden 'verbalen' Befehl des
Mushers sklavisch ausführen, sondern einsehen, das er ihnen in manchen
(essentiellen) Dingen überlegen ist: Er spannt ein, er füttert, er fährt den
Dogtruck, er bestimmt den Weg, er gewinnt Augenkämpfe, er heilt wundersam
Wunden, er ist gerecht usw...
Ich glaube, hier liegt ein wesentlicher Schritt zum Verständnis von
Schlittenhunde: Man akzeptiert die Stärken der Hunde und arrangiert sich mit
ihren 'Macken', ohne gleich diese 'Macken' durch ausgeklügelte
'Erziehungsstrategien' ausmergeln zu wollen.
Ich glaube, das man zumindest manche Ansprüche bei Schlittenhunde mal einfach
fallen lassen muß, um sie zu verstehen. Manche Verhaltensweisen haben nix mit
'Unsozial', 'Unerzogen' und dergleichen zu tun. Darunter zähle ich auch, das
sich Schlittenhunde wahrscheinlich auch noch nicht dann vom Rudel getrennt
fühlen, wenn zwischen ihnen etliche Kilometer liegen. Sie haben ein gutes
Orientierungsvermögen und wissen einfach: 'Och, den Rest meines Rudels finde
ich wieder!' Daher kommt vielleicht auch die geringe Hemmung, eben mal einen
kleinen Jagdtrip auf Wild zu machen, trotz wild gestikulierenden Mushers. Auch
eine nicht unbeachtliche Sache ist, das sie sehr neugierig sind und in allem
stets was tolles und interessantes vermuten.
so weit
Maico
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