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29.02.00 --
Paul Cech
Re: "Verreucktheit", war: Yukon Quest
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Michael Hederich wrote:
Na gut, _dann_ trau ich mich:
Die Schlittenhunde-Touren bei Sebastian sind im Internet
http://www.bluekennels.de/BK_Winterprogramm.htm
Das Sommerprogramm findet man unter
http://www.bluekennels.de/BK_Sommerprogramm.htm
bzw. unter
http://www.wolf-adventure-tours.de/
In Ö kann man das alles (Sommerprogramm ab demnächst) in allen 17
Filialen von ÖAMTC-Reisen buchen (wir arbeiten an einer Kooperation mit ADAC-Reisen)
In den deutschen Medien wird Journalist Gerhard Wilfart so ab September
wieder berichten. Er war zur gleichen Zeit drüben, wie ich. Gerhard hat
bereits mehrere Artikel (u.a. 'Welt') über Sebastian und seine Hunde +
Touren geschrieben. Heuer werden es so ca. 5 mehr werden.
Genug der Werbung!
Was mich da drüben so fasziniert - das sind die (wenigen) Menschen.
Alle freundlich, ehrlich. Nur ein Beispiel: Wir - 5 Leute - werfen am
Flughafen das gesamte Gepäck auf den Pick up von Sebsatian. Fahren in
die City von Whitehorse (hat immerhin 25.000 Ew) und parken für ein paar
Stunden das Auto. So schüchtern werde ich von den Yukon-newbies gefragt,
ob das Gepäck nicht gestohlen werde....
Die Antwort ist klar: Wäre nur eine Reisetasche gestohlen worden, hätte
die Lokalzeitung 'Yukon Star' eine Headline. Endlich eine richtige!
In Dawson City legte ich die gesamte Fotoausrüstung stets nur auf die
Ladefläche des Pick up, damit mir im Renn-Büro des Yukon Quests nicht
die Objektive anlaufen (und dann einfrieren). Alles in der Nacht. 200m
und uneinsehbar entfernt von dort, wo ich mich aufhielt.
Lass einmal bei uns wo eine teure Foto-Ausrüstung frei liegen!
Dass dort Autos in der Nacht (ab minus 30 Grad) nur mit laufenden Motor
und (natürlich) Zündschlüssel abgestellt werden, damit der Sprit nicht
friert, ist klar. Mir ist nicht bekannt, dass je eines dieser Autos
gestohlen wurde. In eisigen Nächten könnte man vor jedem Haus (wenn die
Autos nicht mit Stromheizung warm gehalten werden) mit dem Auto
wegfahren. Einstiegen. Gas geben. Nur: Niemand tut es.
Einsame Hütten sind generell offen. Schlüssel gibt es keine. Wer
Unterstand sucht, findet ihn und lässt alles so zurück, wie er es
vorgefunden hat.
Auf vielen Campingplätzen gibt es kein Personal: Es hängt irgendwo eine
Preisliste, was die Standgebühr (fast nur Wohnmobile) kostet. In der
Hütte gibt es herd, Pfannen, etc.
Praktisch jeder wirft die exakte Standgebühr in eine Box. Keine Pfannen
fehlen. Wer wegfährt und Holz verbraucht hat, hackt neues für die
Nachfolger.
Auf den 'Highways' werden auf den seltenen öffentlichen Toiletten
(blitzblank) nichteinmal WC-Papier-Rollen gestohlen.
Und um wieder auf die Hunde zurückzukommen:
Die 'Rennbüros' des Yukon Quests stehen jedem jederzeit offen. Man
informiert sich über Ergebnisse und man redet sofort mit jedem. Auch mit
den Mushern.
In Ö hatte ich gestern ein nettes Erlebnis: Eine Seniorin sah zufällig
(in Eurosport?) einen Bericht über das Quest. Die nette Dame meinte, die
Siegerin müsse ganz schön arrogant sein, da sie unmittelbar nach ihre
Sieg kein Interview gegeben hatte. Sie, Aliy Zirkle, wollte sich einmal
mit den Hunden beschäftigen und erst dann Reporterfragen beantworten.
So denkt man hier. Drüben ist es ganz klar, dass zuerst die Hunde
kommen, dann die anderen Menschen. Der Dank des Mushers geht nicht an
die Sponsoren (sofern es überhaupt welche gibt), sondern ausschliesslich
an die Hunde, die nach so einem Rennen erst geküsst, geknuddelt,
massiert, gefüttert, auf Stroh gebettet werden. Erst wenn die Hunde
versorgt sind, gibt es Plauderein.
Einige Musher sind echt verschrobene Einzelgänger. Echte Busch-Leute. An
die kommt keiner ran. Das ist aber nicht Arroganz, sondern ihre
selbstgewählte Zurückgezogenheit.
Andere, wie Aliy oder Frank Turner sind ungeheuer kommunikativ.
Sie reden mit jedem. Lachen jeden an.
Vergleiche das mit den Top-Leuten einer europäischen Spitzen-Sportart.
Da kommt man nicht einmal in die Nähe dieser Athleten.
Aber 'Athleten' sind da drüben ja die Hunde.
Als ich zu den Hunden von Thomas Tetz (2. beim YQ) ging (ich wollte mit
dem Tele ein Foto machen), meinte seine Freundin eiskalt und berechtigt:
'Bitte geh weg - die Hunde brauchen Ruhe'. Musher Thomas aber schleppte
in seiner kargen Pause in Dawson Holz und Futter....die Hunde schliefen.....
Kurz: Sowohl im September als auch im Februar bin ich voraussichtlich
wieder drüben. 'Mein' Sebastian will wieder das Yukon Quest fahren (wenn
ich ihm ausreichend Sponsoren auftreibe ;-)) - und ich werde ihn mit dem
Truck ein Stück des Weges begleiten.
Herzliche Gruesse
Paul
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