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29.02.00 --
Maico Schulz
Re: "Nichts ist unmöglich, Kojota!", war Windhundspielplatz
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Im Artikel «20000229071822.01326.00001626@ng-fk1.aol.com», apoll@aol.com
(APOLL) schreibt:
Du kennst meine Wackersteine nicht, Liebes ;-)
Das gleiche mach ich auch, aus der Sicht eines Schlittenhundesportlers, DCNH
Mitglied, und Mitgliedes eines Tierschutzvereines speziell für nordische
Wufftels.
Gottchen, wie langweilig, so eine Rheinwiese! Meine Hunde wissen wenigstens
noch, wie ein Reh, eine Wildsau, ein Hase, ein Huhn usw aussieht, wie es sich
anhört, wenn Nachbars Hahn kräht (Mistvieh!), wenn Bussarde krächzen...
Da fällt mir wieder Leonids verdutzter Gesichtsausdruck vom letzten Jahr ein,
als auf einem Feldweg eine Unzahl an Bilchen vorbei huschte. Allerdings war ich
auch perplex..
Na, insgesamt sind sie auch noch recht selten - im Vergleich zum Dackelchen,
zum Schäferhund oder Collie. Unsre 'Sammelstelle' quillt jedenfalls aus allen
Nähten und die Pflegestellen sind alle dicht besetzt. In den Tierheimen im
Umkreis finde ich immer einen Husky, meist mehrere. In Anzeigen ist auch
garantiert stets ein Husky dabei, der Umständehalber abzugeben ist.
Das tun sie, aber sie jagen auch im Rudel. Und das wöllte ich dann meinem
Förster trotz aller Freundschaft nicht erklären wollen: wie das Reh in meinen
Garten kam...
Ich fürchte, das ich meinen Hunden eine Wiese ohne Wild nicht zumuten kann. Die
wollen halt Action, grins ;-)
In meiner Gegend (Vogelsberg in Hessen) gibt es durchaus viele Huskies, davon
sehr viele, die auch richtig 'arbeiten' und sich 'ihr Brot' als Schlittenhund
verdienen. Die Gegend ist halt nahezu komplett Naturschutzgebiet oder
Landschaftschutzgebiet, sehr dicht bewaldet, sehr hügelig, ideal zum Mushen
eben.
Und dank der erfolgreichen Tollwutimpfungen der letzten Jahre haben wir
ziemlich viele Füchse, die auch Stippvisiten ins Dorf machen. Da wird sogar
Nachbars Zwergpudel aktiv...
Ähem, ich hab' nix gegen kontroverse Diskussionen, ich glaube auch nicht, das
man immer eine Lösung finden sollte, aber beleidigen ist wirklich ziemlich
primitiv und für andere ermüdend..
Leonid lief auch frei, bis zu seiner Pubertät. Wenn ich ihn nun loslaufen
ließe, würde er auch wiederkommen. Nur gehe ich davon aus, das er sich sofort
wieder auf die Jagd machen wird, wenn ihm etwas über den Weg läuft. Das tat er
schon mal, übrigens erfolgreich (ein Hase). Bei Aisha gehe ich dieses Risiko
nicht ein, weil Aisha a) unser Dorf garantiert unterbuddelt ;-), und b)
garantiert sofort aufs Jagen geht.
Aber - ich sehe in diesem Jagdtrieb kein Problem, sondern eher ein Segen, denn
er ist für das 'Desire to walk' ziemlich allein verantwortlich. Ich würde mir
keinen Gefallen tun, ernstlich diesen Trieb abzuerziehen (und ich glaube auch
nicht, das ich das könnte). Ich lenke diesen Trieb nur um in das was ich will,
nämlich das Ziehen von Lasten. Damit stehe ich in Tradition zu dem, was diese
Rassen seit Jahrtausenden tun, nämlich Lastenziehen.
Und das ist auch mein Hauptkritikpunkt an dieser 'Leine nö, doch' Diskussion:
Es gibt so viele, schöne und erstklassige Hunde, die man ohne Mühe als
Begleiter halten kann, ohne Leine, ohne Angst, Hunde, die spitzenmässig als
Pferdebegleiter taugen, die super bewachen und vieles mehr.
Warum halten die Leute sich nicht solche Hunde, wenn sie keine Leine
akzeptieren?
Ich sehe es ziemlich nüchtern so: Weil sie einen Schlittenhund um seines
Aussehens wegen wollen. (Analog auch Windhunde usw). Manche dieser vom Aussehen
faszinierten Leute kommen auf den Geschmack des Sportes. Aber das ist ein
Bruchteil aller Interessenten. (Der Sport ist nicht billig, zeitraubend,
nervenraubend, anstrengend...)
Aussehen allein kann und darf aber nicht Motivation zum Erwerb eines Tieres
sein. Wer einen Husky will, sollte sich eben klar machen, das es eben eine
überwiegende Mehrheit dieser Hunde gibt, die einen ziemlichen
(unbeherrschbaren) Jagdtrieb haben, das es manchmal hirnverbrannte Dickschädel
sind und das sie _vorallem_ mit dem Verhalten eines mitteleuropäischen Hundes
nicht sehr viel gemeinsam haben. (Und dann noch ihr Rudelfimmel, jaja,
eigentlich bescheuerte Tiere)
Sie sind natürlich erziehbar - wäre auch schlimm wenn nicht - aber man tut
diesen Tieren keinen Gefallen, als Maßstab einen mitteleuropäischen Hund zu
nehmen. Umgekehrt käme doch auch niemand auf die Idee, einen DSH im Gespann
eines Iditarodmushers mitlaufen zu lassen..
Was ich kurz sagen will ist halt: Verhältnisse wahren. Man kann eben einem
Husky nach über 2000 Jahren Schlittenhund dasein nicht neuerdings Dinge
andichten, die er nicht kennt und auch nicht braucht.
Das ist für mich nämlich ein Hauptübel aller Europäer: Alles andere
europäischen Vorstellungen anpassen. :-(
so weit
Maico
Sieh zu, das dein Prog. wieder gescheit läuft...
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