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12.02.00 --
Anja Wolf
Re: Darf mein Welpe mich anknurren ?
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In article «38998384.A0B3768B@nbg.siemens.de»,
gerhard.eisen@nbg.siemens.de says...
Eure 'Kleine' hat sich in einem Alter bei Euch eingefunden, wo sie
sich schon ein bischen an ihre alte Familie gebunden hat.
Sicher wird auch ein Welpe von acht Wochen aus dem Rudel
'herausgerissen' ist aber noch in der sensibelsten Phase für
Umorientierung.
Mit elf Wochen fällt das ein wenig schwerer, nicht viel, aber merkbar.
Welpen verlassen bis zu einem gewissen Alter den Wurfplatz, die
unmittelbare Umgebung nicht, wer das tut, ist leichtsinnig und ggf.
tot. Welpen können das tun, aber nur, wenn die Alttiere sie dazu
anleiten. Normale Welpen tun sich zunächst schwer damit, die
unmittelbare Umgebung des Hauses ohne Mama und Wurfgeschwister zu
verlassen. Dass dies viele dennoch tun, spricht für erhebliches
Selbstvertrauen, Gewöhnung daran, oder schlicht für Dummheit. (Kommt
auch vor, ist aber die Ausnahme). Ergo müssen viele Hundekinder erst
erfahren, dass Ausgänge mit dem Menschen ok und gefahrlos sind. Im
Rudel täten sie das vermutlich erst mit vier/fünf Monaten.
Einfach mitnehmen, ggf tragen, und viel Obacht auf das Hundekind,
bloss nun keine schlechten Erfahrungen machen lassen, das prägt sich
ein. Kurze, nette Ausflüge, Kontakt mit anderen Hunden sollte gewährt,
aber beaufsichtigt sein, Welpenspielstunden mit Gleichaltrigen und
Gleichstarken bieten sich an. Der Rest ergibt sich daheim, dann wird
das Hundekind von sich aus die Idee bekommen, die Umgebung zu
erkunden.
Der Radius wächst mit dem Selbstvertrauen.
Die Kiste hat den Vorteil, dass man immer der Fels in der Brandung
ist, den Welpen ruft, Schutz und Ruhe bietet.
JETZT kann man den Gehorsam, Folgen auf Ruf, kleine Dinge etablieren,
quasi nebenbei.
Die Sache mit dem Schaukelstuhl kann auch (muss nicht) daraus
resultieren, dass der Welpe sich dort geborgen fühlte, ganz nebenbei
geknuspert hat, nun das Herauszuiehen aus dieser Höhle nicht mit dem
Anknuspern verbunden hat, und auf die Störung unwirsch reagiert.
Er fühlte sich wohl und geborgen, man nimmt ihm das, schimpft sogar,
er weiss nicht - wohin und warum. Ergo schnappt er.
Besser : Schaukelstuhl wegnehmen, Höhleneffekt entfällt, Welpen mit
irgendwas locken, Spiel anbieten.
In so ein bischen Hund muss man sich reindenken, elf Wochen auf diesem
Planeten, genetisch ist der Hund mit allem ausgerüstet, mit seiner
Spezies klarzukommen, trotzdem ist ein Grossteil davon immer noch
Lernen. Dazu kommt nun noch eine fremde Spezies, der Mensch, mit
widersprüchlichen Anforderungen, Äusserungen.
Ich denke, von uns hat noch niemand mit elf Wochen eine Fremdsprache
beherrscht. Vom Hund sehen wir das aber als selbstverständlich an.
So gesehen, sind Hunde echte Künstler in Sachen Einfühlungsvermögen,
Verständnis, Langmut und Übersetzungsvermögen.
Machen wir's ihnen nicht zu schwer.
Anja
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