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20.01.00 -- Thomas Luening

Re: Elektroreizgerätepro und kontra














Ruediger Haspl wrote: Der Clicker ist ein Blech-Knackfrosch, so wie das bekannte inderspielzeug - vergiß es zunächst....... Der dahinterstehende Grundgedanke ist dem biologischen, dem ökologischen Lernverhalten entnommen - also es steckt das dahinter, was auch in der Natur praktiziert wird. Traditionell ist es so, daß der Hundeführer agiert und vom Hund Reaktion erwartet wird. Das heißt, der Hundeführer gibt ein Signal und 'zeigt' dem Hund was er zu tun hat, in dem er Ausführfehler auf das Signal korrigiert. Beispiel 'Fuss' und Leinenruck, wenn sich der Hund entfernen will.. Dabei wird zunächst ignoriert, daß der Hund am Anfang der Übung nicht die leiseste Ahnung hat, was von ihm beim Signal 'Fuß' erwartet wird. Die Intention des Hf beim Leinenruck ist die 'Korrektur', was der Hund aber empfängt ist etwas ganz anderes, nämlich Strafe für eine Aktion. Über diese Strafe lernt der Hund im Laufe der Zeit diese Aktion des 'Entfernen' zu vermeiden, da er damit der Strafe des Leinenrucks entgehen kann. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Hund entsprechendes 'Entfernen-Meideverhalten' entwickelt hat, reicht das Wort 'Fuss' als konditionierte Strafe aus, um dieses Meideverhalten weitesgehend aufrechtzuerhalten. 'Fuß' signalisiert also die gleich-kommende Strafe. Da jedoch aversives Lernen häufig 'flüchtig' ist, müssen manche Hf ihr ganzes Leben leinenrucken. Hierbei spielt es keine Rolle, ob ich mit TT, Stachel oder sonstwas korrigiere, oder ob ich Bewegung beispielsweise mit dem Halti einschränke. Beim Clickertraining sieht es genau umgekehrt aus. Nicht der Hf agiert und der Hund reagiert, sondern der Hund agiet und der Hf reagiert. So arbeite ich beispielsweise beim Erlernen des 'Fuß'-Signal mit dem abgeleinten Hund, also keine Ruckerei, keine Einwirkung, nix. Ich wecke beim Hund vorher den Ehrgeiz, die Übungs- und Lernsituation nach *seinem eigenen* Willen zu beeinflussen. Das ruft ungeahnte Aktivität des Hundes auf den Plan, et tut was, er tut mehr, er hört gar nicht mehr auf, etwas zu tun. Letztendlich läuft es darauf hinaus, daß er *das* häufiger von sich aus wiederholt, mit dem er vorher erfolgreich war. Ich lenke das lediglich in richtige Bahnen. So etabliere ich beispielsweise erst das 'Fuß'-Signal, nachdem er das schon fehlerfrei kann. Mit anderen Worten: Solange der Tänzer keinen Tango kann, hilft es ihm nicht, wenn ich sage 'Tanz Tango'. Ich binge ihm erst alles bis zu Perfektion bei, dann sage ich ihm: 'Herzlichen Glückwunsch, jetzt kannste Tango tanzen......' Und erst danach bringt es auch etwas, wenn ich sagen würde: 'Tanz Tango'. Der Clicker ist halt ein Hilfsmittel zur Kommunikation, ein Umwelt- neutrales Geräusch zum Markieren von Verhalten. Zugegeben, am Anfang ist diese Vorgehensweise erheblich lang- wieriger, zeitaufwendiger. Der Hund muß mit einer vollkommen neuen Situation klarkommen. Er muß lernen zu lernen. Er muß lernen, eigenaktiv zu sein. Er muß lernen, aktiv Einfluß auf seine Umgebung, auf die Übungssituation, auf die Lernsituation zu nehmen. Er muß lernen, das ganze Geschehen selber zu kontrollieren. Alles das ist etwas, was bei keiner anderen Arbeitsweise praktiziert wird. Nur wegen dieser Vorbereitung dauert es eben länger. Hinterher ist es dann so, daß weitere Lernaufgaben nur noch einen Bruchteil der normalen zeit beanspruchen. Warum? Ganz einfach, weil alles das, was der Hund bis dato gelernt hat eingesetzt wird, um wieder eigen-initiativ das neue Problem zu lösen. Stell Dir einen Erzklumpen vor. Wie lange dauerts, bis Schmied ohne Werkzeug daraus einen Hammer gemacht hat? Es dauert ewig. Stell Dir den zweiten Erzklumpen vor. Mit dem Hammer aus dem ersten geht es nun viel schneller, beispielsweise einen Meissel herzustellen. Mit Hammer und Meissel glingt es nun noch schneller aus dem dritten Klumpen einen Amboss herzustellen, usw. usw, usw. Jede erlernte Fähigkeit setzt der Hund ein, um neues Fähigkeiten zu erlenen. Er tut das, weil er das will - ich lenke das nur in die richtigen Bahnen, bringe es zum Schluß unter Signalkontrolle. Der Vorteil ist, daß dieses so erlernte Verhalten nicht *flüchtig* ist, im Gegenteil, es ist in hohem Maße auslöschungsresistent. Ist eigentlich ganz einfach...... Thomas
Thema: Elektroreizgeräte pro und kontra


 
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