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08.01.00 --
Thomas Luening
Re: Hundeschule, Hundeplatz
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»Am Fri, 07 Jan 2000 22:44:10 +0100 schrieb Helmut Steinberger :
Ein wirklich wahrer Satz!
Ja , stimmt!
Stimmt und stimmt auch wieder nicht. Es ist sehr wohl in Ordnung
in Teilbereichen einen Hund wie einen Menschen zu behandeln, weil
z.T. auch Menschen sinnvollerweise (!) wie Hunde behandelt werden.
So enthält beispielsweise die Januarausgabe der Zeitschrift Eltern
einen Artikel über das Bestrafen von Kindern, bei dem man annehmen
könnte, er wäre von einem über Clicker ausbildenden Hundetrainer
geschrieben worden. Die Vorgehensweise ist identisch mit dem,
was seit zig jahren in der Tierausbildung über das Clickertraining
betrieben wird, also bei Delphinen, bei Blindenhunden, bei
Behindertenhunden, bei Fernsehtieren, also bei allen Tieren,
wo eine gehobene Ausbildung gefordert wird.
So beschreibt weiterhin beispielsweise K. Pryor die Ausbildung
von menschlichen Leistungssportlern, von Piloten, von Managern,
die exakt nach der Methode des Clickertrainings ausgebildet werden.
So werden autistische Kinder über die Methode des Clickertrainings
(positives Verstärken) unterrichtet. So werden Führungskräfte unterrichtet,
wie sie ihre Mitarbeiter exakt nach dieser Methode zur Leistungssteigerung
führen können. Um das noch mal deutlich zu machen: Die Erkenntnisse
komme imho aus der Tierausbildung.
Es ist aber absolut *nicht* in Ordnung, menschliche zivilisatorische bzw.
gesellschaftliche Ansprüche auf den Hund zu übertragen, dabei die
hundlichen Ansprüche zu ignorieren. Und es ist nicht in Ordnung
menschliches Denken auf den Hund zu übertragen bzw. menschliche
Wünsche auf den Hund zu projizieren.
Es ist aber vollkommen in Ordnung, wenn man erkennt, daß assoziatives
Lernen, das Lernen über die Konsequenzen des eigenen operanten
Verhaltens (Wirkreaktion) sowohl bei Mensch als auch beim Hund
absolut identisch ist. Nur will man das nicht wahrhaben. Denn es bedeutet
eine Konfrontation mit dem eigenen Gewissen. Und genau wenn man
an dieser Stelle angelangt ist, verliert man jede Rechtfertigung für
TT, Stachelruck oder sonstige Einwirkungen, die ein Verhalten erzwingen.
Ich habe das schon an andere Stelle gesagt: Hundeausbildung ist keine
Methode, braucht keine Methoden, Methoden sind Bullshit, Methoden sind
allein menschliche Erfindung. Deshalb, weil sie immer nur Details des
natürlichen Vorbildes berücksichtigen oder nur auf Teilen davon beruhen.
Methoden sind deshalb scheisse, weil sie unsinnige Differierungen
produzieren, sogar da, wo diese absolut störend und kontrakproduktiv
sind.
Die Mensch-Hund-Beziehung ist kein Legokasten, sie ist nicht einmal
die Summe seiner Teile, die Beziehung funktioniert nur als ganzes, und ist
nur als ganzes eine Beziehung. Sie kann totalitär, diktatorisch, von Gewalt
bestimmt sein, dann funktioniert Ausbildung auch nur mit solchen Mitteln.
Sie kann aber auch einem natürlichem Sozialverband entsprechen, das
wäre ein Rudel oder auch eine Familie, in beidem wird auf sinnlose (!)
Gewalt zur Herbeiführung von abrufbaren erlernten Verhalten verzichtet. In
beiden kann es aber sehr wohl sinnvolle Gewalt im Rahmen sozialer
Interaktion geben. In beiden gibt es absolute parallelen.
Eine sinnvolle und artgerechte Ausbildung geht jedoch nur über
Kommunikation, und diese kann auf jegliche Gewalt verzichten. Ich rede
von Ausbildung (Abrufen von (aus Hundesicht unsinnigen) Handlungen),
nicht von Erziehung (Lernen von Regeln, Verboten, soziale Integration).
Ich habe beide Aussagen nie bezweifelt, und würde das auch hier
nie tun.
vg
Thomas
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