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07.01.00 --
Ruediger Haspl
Re: Hundeschule, Hundeplatz
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'Claudia Hermann-K.' schrieb:
Man sollte deshalb 'so' keinen Hund ausbilden koennen, weil Thomas
ueberhaupt kein Ausbildungskonzept vorgetragen hat. Als einzige
Richtlinie, wie er sich Ausbildung vorzustellen scheint, kann ich
folgenden Absatz erkennen:
nach
Motivation
seines
nur
Signale
anderes),
Ein Unterschied ist fuer mich nicht erkennbar zwischen 'ueberfluessiger
positiver Motivation' und 'natuerlich vorhandener Motivation'. Entweder
ist Motivation vorhanden oder eben nicht. Selbstverstaendlich ist es
schoen, wenn ein Hund zu jeglichem, was wir von ihm verlangen, von sich
aus motiviert ist. Allerdings habe ich noch keinen - noch nicht
ausgebildeten - Hund erlebt, der schon alle Uebungen von sich aus ausueben
will. Also bleibt nur die Moeglichkeit, ihn zu bestimmten Verhaltensweisen
zu motivieren, indem man ihm anbietet, durch die Verhaltensweise ein
Triebziel zu erreichen. Woran ein Aussenstehender erkennen will, ob vorher
'ueberfluessige' negative Demotivation stattgefunden hat, weiss ich nicht.
Auch kann ich mir nicht erklaeren, wie man fehlerhaftes Verhalten in der
Ausbildung ausnahmslos ueber Frustration (=Misserfolg) beseitigen kann,
noch dazu bei Hunden mit mittleren Triebbereichen, die sehr schnell an
'positiver' Motivation verlieren, wenn sie frustriert werden. Letztendlich
ist in meinen Augen kein Unterschied erkennbar zwischen 'Verbotssignalen'
wie 'nein' und dem Kommando 'Falsch', solange das Kommando 'Falsch' nicht
lediglich als bedeutungsleerer Reiz dienen soll. Sollte naemlich ein Hund
die Erfahrung machen, dass die Nichtbefolgung eines Hoerzeichens dazu
fuehrt, dass das Triebziel nicht erreicht werden kann, eine negative
Verstaerkung der somit fehlerhaften Verhaltensweise jedoch ausbleibt,
fuehrt dies keinesfalls zu einer hohen Motivation. Einzige Folge ist, dass
eine konsequente Gehorsamsabsicherung nicht erfolgt.
Selbstverstaendlich wird es in Lernphasen durchaus oftmals/meistens
angebracht sein, den Hund nach dem Prinzip des 'trial and error' lernen zu
lassen, um nicht zu hohen Stress zu produzieren; allerdings kann
keineswegs aus der Tatsache, dass ein Ausbilder seine Uebungseinheiten
ohne das 'Kommando Falsch' gestaltet, geschlossen werden, die Ausbildung
sei schlecht und fuehre zu Motivationsverlust. Deswegen ist mir diese
Beschreibung etwas zu verallgemeinernd.
Ebenfalls fuer unangebracht halte ich den Ratschlag, anhand der
Verhaltensweise des spazierengehenden Hundes zu beurteilen, wie die
Hundeausbildung des Vereins ist. Wieder ist Thomas wohl einem Traumbild
erlegen, das bei seinem Vorliegen wohl fuer ein gutes Verhaeltnis zwischen
Hund und Fuehrer spricht, allerdings ueber die Ausbildung selbst noch
nichts positiv aussagt. Er scheint ausserdem zu uebersehen, dass es eine
Vielzahl von Hunden gibt - haeufig gerade Hunde, die nicht typische
Gebrauchshundeigenschaften besitzen wie Fuehrigkeit, Temperament etc. -,
die sehr viel schonender behandelt werden als typische Gebrauchshunde und
dennoch nicht dieses von Thomas gewuenschte ausnahmslose Interesse an
ihrem Hundefuehrer zu jeder Zeit haben. Dass dies auf schlechte Ausbildung
schliessen lasse, halte ich fuer eine sehr gewagte These.
Des weiteren verstehe ich nicht ganz, weshalb von der Arbeit mit Ball oder
anderen positiven Verstaerkern abgeraten wird, weil sie ein Indiz fuer
vorausgegangene Negativverstaerkung sei. Ich bin der festen Ueberzeugung,
mit diesem Tip von Thomas wird die Ratsuchende keinen einzigen Hundeplatz
in ganz Deutschland auswaehlen, um dort zu arbeiten.
Um dem Vorwurf zu entgehen, ich kritisiere nur, ohne je selbst etwas
Produktives beizutragen, versuche ich halt nun, aus meiner Sicht eine
kleine Richtlinie zu geben:
Hundeausbildung wird wohl auf den Hundeplaetzen vernuenftig betrieben, auf
denen Hunde korrekt und schnell mit ihrem Hundefuehrer arbeiten. Der
einfache Satz, dass der Erfolg recht gebe, laesst sich m.E. hier durchaus
vertreten. Denn es wird sich kein Hundeplatz finden lassen, auf dem sehr
gute Ausbildungsergebnisse ueber unverhaeltnismaessig harte Methoden
erreicht werden. Bisweilen findet man durchaus Hundefuehrer, die so etwas
beherrschen (ueber die Rechtfertigung laesst sich streiten, unbestreitbar
sind solche jedoch faehige Hundeausbilder), von ihnen wird es aber wohl
nicht allzu viele geben. Diese sind jedoch in der Regel auf
ueberregionalen Leistungsveranstaltungen aktiv vertreten.
Auch ist wohl verstaendlich, dass kaum ein Hundefuehrer zu negativen
Verstaerkungen greifen wollen wird, wenn er einen motivierten Hund an der
Leine fuehrt. Da Hundesportler, die vernuenftig ausbilden,
erfahrungsgemaess sich gebrauchstaugliche Hunde zur Arbeit anschaffen,
wird sich ein durchwegs schlechtes Bild, wie es Thomas beschreibt (Rute
einziehen, Kriechen), auf guten Hundeplaetzen nicht zeigen.
Also: Vergleichen, wie die Arbeitsergebnisse aussehen; zusaetzlich sich
mit den Leuten unterhalten. Sind sie einem sympathisch, dann spricht dies
schon dafuer, dass man dort dazupasst. Auch wenn dann
Meinungsverschiedenheiten auftreten, lassen diese sich leicht durch
Diskussion klaeren; der Ausbildung des eigenen Hundes wird dadurch sehr
gedient sein.
Viele Gruesse,
Ruediger.
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