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27.10.99 --
Gaby Tischler
Re: Augsburger Modell
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Lieber Matthias,
wollen wir uns mal nichts vormachen:
Es liegt immer an den Menschen...Aber Du darfst nicht alle Hundevereine über
einen Kamm scheren...
Ja, ein Stachelhalsband ist lt. Prüfungsordnung verboten - wir raten den Leuten
davon generell eher ab, doch es kommt auf den Einzelfall an...Grundsätzlich
kannst Du das Ziehen an der Leine aber ganz einfach vermeiden:
Ziehe nie den Welpen mit Dir mit! Je größer der Hund wird, desto größer auch
seine Kräfte - Warst Du sonst immer der Stärkere, will er dann natürlich
antesten, ob er nicht vielleicht doch stark genug ist, um Dir Widerstand zu
bieten....
Grundsätzlich immer erst mal den Hund locken bzw. ablenken, bevor an der Leine
geruckt wird....
Allerdings bei erwachsenen 'Problemhunden', bei denen sich Erziehungsfehler
eingenistet haben, kann ein Stachelhalsband eine gute Methode sein - aber bitte
ganz dosiert!!!!
Was die Ausbildung betrifft: Ich habe einen sehr freudig arbeitenden Hund, der
auch das Stachelhalsband kennt - aber es wurde sehr, sehr sparsam eingesetzt,
doch der Hund hat lediglich ca. 20 Kilo weniger als ich, da muß ich bessere
Argumente auffahren....
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich liebe meinen Hund heiß und fettig und
lasse ihm auch mal seinen eigenen Kopf - ich arbeite nicht nur mit Stacheln,
sondern mit Ball und Lob - ich brauche nur in entsprechender Stimmlage die
bekannten Worte 'feine Jung' sagen, dann überschlägt er sich schier vor Freude
- und denke nicht, daß ich meinem Hund irgendetwas damit antue...
Was den Anfänger betrifft: Wer sich gründlich über Hunde informiert und mit
Menschenverstand eine solche Vorführung verfolgt wie Du, wird genauso wie Du
folgerichtig erkennen, daß der angesprochene Verein nicht gerade zu den
seriösesten gehört, Punkt.
Aber wenn ich die alten Dame sehe, die mit ihrem Boxer völlig überfordert ist
oder ein zierliches junges Mädchen, deren Rottweiler-Mix allerhöchste
Aggressionen an der Leine zeigt und die Besitzerin ernsthafte
Gleichgewichtsprobleme hat, sage ich mir doch: lieber eine schlechte Ausbildung
mit Stachelhalsband als gar keine....So hart das jetzt klingt....
Wir versuchen aber immer, den Menschen, die zu uns kommen, auch ein wenig
'Hundeverständnis' zu vermitteln, denn oft genug fehlt gerade dies....
Ich hoffe, ihr mögt mir meine stellenweisen recht harten Worte verzeihen, doch
ich habe mit meiner Einstellung einen fünf Jahre alten, gesunden, absolut
lieben und lebensfrohen, vernünftig sozialisierten und freudig arbeitenden Hund
aus einem sieben Wochen alten Fellknäuel gemacht, der auf jeden Mensch
grundsätzlich freundlich zugeht und es sich auch mal leistet, 'auf den Ohren zu
sitzen' - kurzum, ein absoluter Traumhund, der auch mal er selbst sein darf,
aber durchaus seine Schutzhundprüfungen sehr gut besteht....Wir haben uns halt
geeinigt....
Gruß, Gaby
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