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29.08.99 --
Thomas Luening
Re: Hier gibts El -Schocker (OT)
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Hallo Peter
OK, vergessen wir's. Nimm es als Ausdruck von Verbitterung,
oder vielleicht Frust, oder vielleicht Entmutigung......
Warum? Es sind beides sozial lebende Säugetiere. Wenn ich die Betrachtung
auf das Lernen reduziere, ist es für beide Arten absolut gleich.
Wo ist der Unterschied, wenn eine Ratte ein Schalter betätigt, oder einen Zahn-
stocher apportiert, im Vergleich zum Hund, der ein Bringholz apportiert oder
über eine Hürde springt.
Bei beiden ist es kein natürliches Verhalten, es sind konditionierte Kunststückchen.
Insofern bin ich davon überzeugt, daß der Vergleich nicht nur richtig ist, sondern
sogar zwinged notwendig ist. Ebenso wäre die Delphinausbildung hinzuziehen.
Denn es geht nicht darum, was alles gelernt werden kann (stammesgeschichtliche
Unterschiede und Grenzen) sondern um die identischen Vorgänge bei den
Dingen, die von Ratte, Delphin oder Hund gleichermaßen gelernt werden können.
Und es geht darum, die Erkenntnisse über Lernvorgänge bei anderen Säugern,
Kenntnisse über die Effizienz des Lehrens und vielfältiger didaktischer Methoden
zu adaptieren und erfolgreich anzuwenden.
'Lernen' ist so vielschichtig, so variabel, richtig durchgeführt so unheimlich
effektiv......
......da ist es geradezu dilletantisch, es nur oder überwiegend über Schmerz
zu tun. Es ist heute erwiesen, daß für das Antrainieren erwünschten Verhaltens
nichts so irrelvant ist, wie Schmerz.
Tatsache ist weiterhin, das Schmerz unangehm ist. Was tut unser Gehirn mit
unangenehmen Dingen im Laufe der Zeit? Es vergißt sie. Das ist der Grund dafür,
daß ein Leinenrucker praktisch sein ganzes Hundeleben leinenruckt. Das ist
unter anderem auch ein Grund dafür, warum es so häufig im Hundesport diese
Gewaltsprialen gibt - also ständig ansteigend.
- Kommando
- Lautes Kommando
- Leinenruck mit Gliederhalsband, leises Kommando
- Leinenruck mit Gliederhalsband, lautes Kommando
- Leinenruck mit Stachelhalsband, leises Kommando
- Leinenruck mit Stachelhalsband, lautes Kommando
- Teletackt
Naja, sei mal nachsichtig...... :-)
Was soll ich dazu sagen?
Warum ist der Ball, das Leckerchen, die Beiswurst in der linken Hand
beim Einüben des Fuss-Kommandos für das Erlernen des eigentlich
erwünschten (aufmerksames Fussgehen mit Hochschauen) eher
hinderlich? Weißt Du es?
Warum ist das Fuss-Kommando, welches über Leinenruck gelehrt
wurde, nicht ein auslösendes Signal zur einnahme der korrekten Position
(am linken Knie), sondern eine konditionierte Strafe? Und wofür ist
die Strafe? Weißt Du es?
Welche Informationen enthält der 'Fuss'-Kommando-Leinenruck für das,
was wir eigentlich vom Hund wollen? Oder enthält er vielleicht nur Information
darüber, was der Hund nicht darf?
Peter, die meisten Ausbilder konnten so einfache Fragen nicht korrekt
beantworten. Diejenigen die es konnten, verzichten auf den TT, auf
Stachel, auf Leinenruck. Weißt Du warum?
Nein! Ich bin nur entmutigt, immer wieder die gleiche Diskussion
aufs Neue zu führen.
Natürlich gehts hier nur um Hunde. Natürlich weiß ich, daß man
Hunde nicht vermenschlichen soll.
Natürlich weiß ich, daß ich meinen Sohn Maximilian später mit
Gewalt dazu zwingen kann, mehr und schneller zu lernen.
Ich kann ihn sogar dazu zwingen, Klavierspielen zu lernen.
Beantworte die Fragen für Dich selber, wirklich ehrlich:
Wann wäre mein Sohn beim Klavierspielen erfolgreicher?
Wenn ich ihn zwinge oder wenn ich eine Übungssituation
schaffe, in der er es aus eigenem Antrieb und voller Freude
selber will.
Wie sieht es mit seiner Motivation aus, wenn er ein Lied zwar spielen
kann, aber bei jedem Fehler eins mit dem Stock auf die Finger kriegt,
um es *abzusichern*?
(Vorsicht Falle: Denn genau das handicapt die Finger und provoziert
regelrecht den nächsten Fehler)
Ich weiß, daß ich, wenn ich etwas tun muß, es umso besser
mache, wenn ich es aus eigenem Antrieb und mit Freude tue.
Und ich weiß auch, daß die subjektiven Interessen auf Schmerzfreiheit, auf
soziale Sicherheit, auf Zuwendung, auf Stabilität im Sozialgefüge und vieles
mehr eindeutig von mir auf Maximilian zu übertragen sind, und gleichermaßen
von mir auf Shari, meine Hovi-Hündin.
Übertrage Deine Überlegungen zu meinem Klavierbeispiel auf die Hunde-
ausbildung und finde ein Ergebnis. Denke dabei einmal an K. Lorenz Spruch:
'Unrecht kann man nur empfinden, wenn man weiß, daß der andere auch
einer ist'
Für mich ist jeder Hund auch *einer*.
Kann sein. Ist fast wahrscheinlich......
Kann nicht sein.
Das freut mich, denn es zeigt Interesse.
Ich kann es nicht besser erklären, als ich es in den letzten 12 Monaten schon
viel zu oft getan habe. Ich bin aber immer an Crossover-Trainern gescheitert,
weil sie alle mit der Erwartungshaltung arbeiten, entwender ist C+T ein
Wundermittel oder ich bin ein Scharlatan und Quacksalber und will nur
ein 'Heilwässerchen' verkaufen.
Die größten Erfolge habe ich mit Leute und Hunden, die von nix Ahnung haben.
Denk an die Ratte, die gelernt hat einen Schalter zu betätigen, um einen
Stromstoß zu vermeiden. Wir bringen dem Hund, bei einen Schalter zu betätigen,
um sich selber mit Leckerchen zu versorgen. Ein 'Schalter' ist z.B. der Blickkontakt
bei der Fußübung. Ein Briard hat nach 3 Übungsstunden (von Anfang an abgeleint
(denk mal an Delphine im Becken)) gelernt, absolut perfekt unter Ablenkung von
spielenden Hunden, etc. perfekt bei Fuss zu laufen.
Peter, ich kann und will's Dir nicht mehr erklären. Versuch es einfach, mache
eigene Erfahrungen. Allerdings.........
.......die größte Hürde ist der Crossover-Weg....ist genauso heftig, wie mit dem
Rauchen aufzuhören......daran scheitern die meisten.......
.....ich habe beides gepackt. Und bin dabei zum militanten Nichtraucher geworden,
denn ich habe mich lange genug selber geschädigt, jetzt will ich es nicht mehr von
anderen erdulden. Und ich bin zum militanten Sinnlose-Gewalt-in-der-Hundeausbildung-
Ablehner geworden.
Die Frage was sinnlos ist, kann nicht beantwortet werden, genauso wenig, wie
Schmerz empfunden wird. Wenn überhaupt.......
.....die Frage was sinnlos ist, kann nur der Hund beantworten, denn der ist der
Empfänger des Schmerzes. Alles andere ist - wie so häufig - nur menschliches
Wunschdenken, hat aber kaum was mit der Realität des hundlichen Empfindes
zu tun.
mfg
Thomas
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