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11.07.01 -- Ganda

RE: Sogenannter Listenhund hat wieder zugeschlagen: an Franziska














Hi Thorsten,

***Was den Hamburger Hundehalter und den Hund anbetrifft, so sind die doch häufiger aufgefallen, es scheint sich demnach um "Hobbyjäger" gehandelt zu haben....***

Jawoll. Die Hündin, die das Kind angriff hatte tatsächlich vorher schonmal ein Kind gebissen, dass auf einer Parkbank saß. Die Hündin beachtete das Mädchen gar nicht, bis es sich vor der Hündin erschrak und eine dementsprechende Reaktion zeigte (Angst, Zurückschrecken, Zappeln). Sie griff das Mädchen an und biss es in die Hand ... lange nicht so schlimm, wie bei Volkan, aber allerallerspätestens da müsste jedem, vor allem dem Ordnungsamt klar gewesen sein, dass man diesen Hund nicht bei seiner Besitzerin lassen kann. Der Rüde hatte bis dahin lediglich (auch schlimm genug) andere Rüden verletzt. Er griff Volkan aus einer Stimmungsübertragung heraus an, d.h. die bereits attackierende Hündin löste bei ihm "Rudelverhalten" aus.

***"Doch. Das Hinfallen kann einen auslösenden Schlüsselreiz für jagdlich motiviertes Verhalten darstellen. Was meinst, warum so viele Kleinkinder von sich in der Nähe aufhaltenden Hunden angegriffen werden, kurz nachdem sie gestürzt sind? Lies dir mal die Zeitungsberichte durch. Da steht meist: Der Hund war vorher noch nie auffällig. Der Hund griff unvermittelt aus heiterem Himmel an."

Ja, das weiss ich auch. In dem geschilderten Fall jedoch hat eine alte Frau an der Tür geklingelt und ist vor Schreck umgefallen. Hört sich für mich nicht SO SEHR nach Beutereiz an.***

Warum nicht? Hinfallen ist in den meisten Fällen DER auslösende Reiz, mehr noch als Wegrennen. Daher komme ich ja überhaupt darauf, dass es in diesem Fall scheinbar jagdlich motiviertes Verhalten war.

***Weil Beissattacken von Dackeln und Bordercollies wohl eine andere Wirkung haben. Ich finde diesen Vergleich einfach verharmlosend. Wenn ein Schäferhund jemanden krankenhausreif beisst, kommt auch keiner auf die Idee, vom Aggressionspotential von Dackeln und Yorkshire-Terriern zu faseln.***

Klar, ein Dackel ist kleiner, als ein Pitbull. Aber ein jagdlich motivierter oder auch ein aggressiver Bordercollieangriff hat sicherlich keine entscheidend andere Wirkung als ein solcher Angriff eines Pitbulls.

***Bei dieser Statistik vermischst du aber die Rassen, d.h.sie lässt gar keine Rückschlüsse auf einzelne Rassen zu.***

Ist wohl wahr.

***In den NRW-Listen z.B. stehen doch auch Hunde drauf, die ausgestorben sind und daher weit weniger häufig in Erscheinung treten.***

Naja, in Bezug zum Vorkommen dieser Rasse dürfte das wohl nicht weiter problematisch sein. Oder vielleicht gerade deshalb: Wenn es vier Tosa Inus in Deutschland gibt und einer davon beißt, liegt die Beißrate bei 25%.

***Oder Rhodesian Ridgeback und Staffordshire-Bullterrier, über die fast gar keine Vorfalle bekannt sind.***

Vielleicht laufen die Vorfälle mit denen ja unter "Pitbull", womit wir zum nächsten Thema kommen.

***Nach einer auf Daten des Deutschen Städtetages basierenden Statistik sind Pitbulls im Vergleich zu ihrer Häufigkeit 15-fach überrepräsentiert (d.h. die klare Nummer 1), der oft als an erster Stelle der Beißstatistik auftauchende Deutsche Schäferhund liegt im absoluten Mittelfeld aller Rassen.***

Diese Statistik (obwohl ich sie nicht kenne) kann man nicht als relevant betrachten, jedenfalls nicht in Bezug auf die Rasse "Pitbull". Selbst die Experten streiten sich, was ein Pitbull überhaupt ist. Meiner Ansicht nach sind sämtliche von ihren Besitzern als Pitbulls titulierte Hunde seit Generationen ohne Papiere gezüchtete StaffBull-, AmStaff-, American-Bulldog-, Bullterriermischlinge. Mir ist auch schon die in fast allen Statistiken vorkommende sehr hohe Anzahl von Pitbulls aufgefallen. Es liegt sehr nahe, dass hier von den Opfern, bzw. von den Anzeigeaufnehmenden Beamten so ziemlich jeder etwas kräftigere Hund als Pitbull tituliert wird, wenn dem Opfer die Rasse unbekannt ist. Ich war letztens selbst bei der Polizei, um eine Anzeige wegen eines Bissvorfalls aufzugeben. Auf die Frage nach der Rasse sagte ich, ich wüsste sie nicht. Die Beamtin hakte nach (statt sie als unbekannt zu belassen) mit der Frage, ob er nicht doch evtl. markante Züge hätte. Ich antwortete darauf nicht, konnte mir aber bildlich vorstellen, wie das Gespräch weiter verlaufen wäre: Ich hätte gesagt, der Hund wäre schwarz, kräftig, mittelgroß gewesen. Sie hätte vermutet, es wäre ein Pitbull. Ich (sofern ichs nicht besser wüsste) hätte gesagt, das kann sein und promt wäre der Hund in die Statistik eingegangen als Pitbull.
Auch bei einer Erstbehandlung im Krankenhaus, nachdem ein Golden Retriever nach mit geschnappt hatte, ist mir aufgefallen, dass mich ziemlich viele Schwestern fragten, ob das ein Pitbull gewesen sei, der mich gebissen hat.
Das zweite, was mich an deiner Statistik verwundert ist, woher diejenigen, die sie erstellten wissen, wie hoch die Populationsgröße von Pitbulls ist. Da diese Rasse nirgendwo anerkannt ist, kann man ja wohl von Welpenstatistiken des VDH oder eines anderen Dachverbands nicht ausgehen. Von der Anmeldung bei der Steuer ebenfalls nicht, denn wer meldet denn heutzutage (und damit meine ich seit Jahren) seinen Hund noch als Pitbull?

***"Kommt das so häufig vor? Häufiger als bei anderen Rassen???
Woher weißt du das?"

Ca. 20 Jahre Erfahrung in der Ausbildung von Hunden (auch Diensthunden) und vor allem etwa genau so lange ehrenamtliche Tätigkeit in Tierheimen, dadurch auch leider Kontakte zum "Kampfhundmilieu".***

Und inwiefern hast du da Erfahrungen mit sich ins Gesicht verbeißenden Terriern gemacht, wenn ich mal fragen darf? Klar, dass in den Tierheimen vor allem problematische Tiere sind. Klar dass die Angriffe von Hunden aus dem "Kampfhundmilieu" tatsächlich sehr aggressiver Natur sind (nicht jagdlicher), da diese Hunde auch auf Aggressivität bei der Zuchtauswahl ausgewählt werden und zudem noch abgerichtet, mit Absicht nicht sozialisiert werden. Das ist aber von allen "Pitbulls" der weit geringere Teil, wie gesagt.

***Irgendwer muss ja in dieser Gesellschaft dafür sorgen, dass die Tierchen von der Strasse kommen, wenn sie mit ihren Besitzern "jagen" waren. Auch aus von dir an anderer Stelle gerne zitierten Zeitungsberichten.***

Zu den Zeitungsberichten: Ja, da beißen die Kampfhunde meist Kinder ins Gesicht. Aber fast immer steht dann auch in der Zeitung das Gesicht des Kindes wäre zerfleischt worden. Dabei sind aber viele Vorfälle, bei denen der Hund lediglich schnappte. Das fatale ist dabei, dass Köpfe von Kindern oft in der Gesichtshöhe der Hunde sind. Das ist aber kein gezieltes "Festbeißen im Gesicht".

***Ach, du meinst die Deutschen Schäferhunde wurden im 2. Weltkrieg auf Menschen gehetzt? Kein Wunder, dass Deutschland den Krieg verloren hat.......
Ich dachte, sie seien nur als Meldehunde oder Überbringer von Bomben eingesetzt worden (wofür nicht so viel "Schärfe" gegen Menschen nötig ist, nur gute Nerven).***

Achso. Ich habe gehört, dass es wohl ein weit verbreitetes Vergnügen der Militärs war, in KZ`s und auf der Straße Hunde auf Juden zu hetzen.

***Natürlich wurden buldogs auf Freundlichkeit gegen Menschen selektiert, allerdings auch, damit die Besitzer bei den Kämpfen nicht so zerbissen wurden (um auch mal ein Buch zu zitieren: Richard F. Stratton: Die Wahrheit über den American Pitbull Terrier).***

Ja genau. Bei welcher Rasse geht das schon, einen hochgradig erregten, kämpfenden Hund zu greifen, ohne selbst gebissen zu werden? Auch das zeichnet die Geschichte dieser Hunde aus.

***Es muss nicht sein. Differenzierte Betrachtung fängt für mich da an, wo man überhaupt anerkennt, dass ein Problem da ist.***

Ich weiß dass es ein Problem gibt ... mit verantwortungslosen Hundehaltern.

***Wer wie Du alle Beissunfälle von Pitbulls als Jagdunfälle einstuft***

Boah, ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn man mir was andichtet, was ich nie behauptet habe.
Zur Richtigstellung: Ich habe gesagt, dass ich denke, dass viele der schweren oder tödlichen Verletzungen durch Hunde aller Rassen auf jagdlicher Motivation beruhen. Insbesondere bei dem Fall um den es hier geht, scheint mir das eindeutig.
Das schließt aber nicht aus, dass ich bei vielen dieser schweren Vorfälle auch aggressive Motivation als Ursache sehe.

***und sagst, das hätte mit jedem Dackel auch passieren können, scheint eher an einer einseitigen Argumentation interessiert zu sein, die man natürlich auch immer durch geeignete Zitate stützen kann.***

Nochmal: das ist mit Dackeln schon passiert. Allerdings gab es da nur schwere Verletzungen bei Kleinkindern, da sich Erwachsene relativ gut gegen einen Dackel verteidigen können.

***Meine Meinung dazu ist, dass jeder Beissunfall einer zu viel ist, egal welcher Rasse der Hund angehört. D.h., dass ich durchaus für eine starke Reglementierung der Hundehaltung bin, seien es Rottweiler, Schäferhunde oder Pitbulls etc, etc.***

Da sind wir einer Meinung. Ich bin allerdings dafür dass das für Hunde aller Rassen gelten sollte, denn auch wenn ein Yorkie mich nicht umbringen kann, so tut ein Wadenbiss auch weh. Mein Wunsch wäre ein Gesetz das Hunde vor unsachgemäßer Haltung schützt, egal ob es ums abrichten oder extreme Vermenschlichen geht. Damit wäre auch die Sicherheit anderer Menschen wieder gewährleistet und es hätte den Nebeneffekt, dass Hund nicht mehr unter ihren unfähigen Menschen leiden müssen.

***Wer sich potentiell gefährliche Hunde hält, muss sie auch zum Gehorsam erziehen und das muss überprüft werden. Dass das bisher nicht klappt, sieht man auf jedem Spaziergang.***

Ich hätte lieber einen Führerschein VOR Anschaffung eines Hundes und zwar für jeden potentiellen Hundehalter ;o).

Bis dann

Franziska
Thema: Sogenannter Listenhund hat wieder zugeschlagen


 
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